Panorama

20 Prozent der bayerischen Großpilzarten sind gefährdet

Pilze wachsen überall in Bayerns Natur. Doch einige der Großpilzarten sind bedroht. Wie Klimawandel und Verlust von Lebensräumen die Pilzvielfalt beeinflussen, erklärt eine Expertin.

Von dpa

20.09.2025

In Bayern wachsen mehr als 6.000 Großpilzarten. Auch Löwengelbe Rauköpfe zählen dazu. (Archivbild)Sven Hoppe/dpa

In Bayern wachsen mehr als 6.000 Großpilzarten. Auch Löwengelbe Rauköpfe zählen dazu. (Archivbild)Sven Hoppe/dpa

© Sven Hoppe/dpa

Spätsommer und Frühherbst gelten als Hochsaison der Pilze. Pilzsammler suchen in Wäldern nach Pfifferlingen, Steinpilzen oder Champignons. Doch die bekannten essbaren Arten machen nur einen winzigen Bruchteil der Vielfalt an Pilzen aus. Allein in Bayern gebe es mehr als 6.000 Großpilzarten, sagt Franziska Zahn, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Ökologie der Pilze an der Universität Bayreuth. Rund 20 Prozent davon gelten als gefährdet. „Der Verlust von Biodiversität und von Lebensräumen ist ein großes Problem, auch für Pilze in Bayern.“

Zugleich biete Bayern mit seiner Vielfalt an Naturräumen Habitate für sehr unterschiedliche Pilzarten, sagt Franziska Zahn. Auf Totholz wachsen etwa der Zunderschwamm, der Rotrandige Baumschwamm oder die Schmetterlingstramete. In Buchenwäldern könne man unter anderem die Herbsttrompete finden, auf nährstoffarmen Wiesen Saftlinge oder die Amethystfarbene Wiesenkoralle - Pilz des Jahres 2025.

In Bayerns Mooren gedeihe die Erdzunge, in Fichtenwäldern eher bekannte Arten wie Fichtensteinpilz oder Maronenröhrling. Prinzipiell könne man zu jeder Jahreszeit Pilze entdecken. Sie übernähmen in der Natur wichtige Aufgaben, betont die Wissenschaftlerin - zum Beispiel als Zersetzer abgestorbenen organischen Materials. Viele Pilzarten lebten in einer Symbiose mit Pflanzen.

Über die meisten Pilzarten ist wenig bekannt

Allgemeine Aussagen zur aktuellen Lage der Pilze seien schwierig zu treffen, sagt Franziska Zahn. Zum einen kämen Pilze überall in unserer Umwelt vor. „Und die meisten Pilzarten kennen wir noch gar nicht wirklich.“ Mehr als 90 Prozent der weltweiten Arten gälten als bislang nicht beschrieben.

Hinzu komme, dass die meisten Exemplare im Verborgenen leben, sagt Franziska Zahn: „Pilze bestehen im Wesentlichen aus feinen, größtenteils nicht sichtbaren Pilzfäden, sogenannten Hyphen. Der größte Teil eines Pilzes ist ein Pilzfaden-Geflecht aus Hyphen, das sogenannte Myzel.“

Das Myzel wachse oft im Verborgenen, etwa in Totholz oder Pflanzenwurzeln. Wenn man von Pilzen oder bayerisch „Schwammerln“ spreche, dann meine man meistens nur den Fruchtkörper. Pilze, deren Fruchtkörper mit bloßem Auge erkennbar sind, heißen „Großpilze“.

Klimawandel beeinflusst Wachstum

Außerdem, sagt die Pilzexpertin, gebe es kein systematisches, institutionelles und langjähriges Monitoring der in Bayern vorkommenden Pilze - anders als bei vielen Tier- und Pflanzenarten. Es gebe einige lokale und regionale Pilz-Kartierungen, die oft von Ehrenamtlichen getragen und von Vereinen organisiert würden.

Die klimatischen Veränderungen, erklärt Franziska Zahn, führten mitunter dazu, dass Pilze ihren Fruchtkörper zu anderen Zeitpunkten im Jahr ausbildeten. „Mit dem Klimawandel geht auch eine Veränderung der Pilzartenzusammensetzung und der Verbreitungsgebiete in Bayern einher. Es ist davon auszugehen, dass sich südeuropäische Pilzarten in Bayern ausbreiten werden.“ Zugleich würden andere Arten, die heute noch in Bayern häufig seien, in einigen Jahren vermutlich nur noch in höheren Lagen oder in Nordeuropa vorkommen.

Am 11. und 12. Oktober lädt die Universität Bayreuth zu den „Bayreuther Pilztagen“ in ihren Ökologisch-Botanischen Garten. Dabei wird es unter anderem eine Frischpilzausstellung, Pilzführungen und eine „Pilzbibliothek“ geben. Pilzforschende stellen ihre Arbeit vor, die Besucherinnen und Besucher erhalten Tipps zum Kultivieren von Pilzen und einen Einblick in die Geschichte der Pilze in der Region.

Maronenröhrlinge wachsen in vielen bayerischen Fichtenwäldern. (Archivbild)Frank Hammerschmidt/dpa

Maronenröhrlinge wachsen in vielen bayerischen Fichtenwäldern. (Archivbild)Frank Hammerschmidt/dpa

© Frank Hammerschmidt/dpa

Karte
Das könnte Sie auch interessieren