Leserbriefe

Kosteneffizienz wichtiger als ganzheitliche Bildung

Leserbrief zum BZ-Bericht „Borken bereitet sich auf Ganztagsanspruch ab 2026 vor“ vom 27. September

Von Ulrich Kranenburg

11.10.2024

Kosteneffizienz wichtiger als ganzheitliche Bildung

© Marijan Murat/dpa

Die Bildung unserer Kinder steht in einer zunehmend komplexen Welt vor großen Herausforderungen. Bildung ist längst nicht mehr nur die Vermittlung von Wissen, sondern ein ganzheitlicher Prozess, der die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung gleichermaßen fördern muss. Doch während Länder wie Schweden auf ganzheitliche Bildung setzen und den Raum als „dritten Pädagogen“ begreifen – einen Ort, der die kindliche Entwicklung auf vielfältige Weise unterstützt –, hinkt Deutschland hinterher. In Schweden sind Ganztagsschulen nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch der Entfaltung und des sozialen Miteinanders, mit klaren pädagogischen Konzepten und speziell gestalteten unterschiedlichen Räumen.

In Deutschland hingegen sehen wir oft den pragmatischen Ansatz multifunktionaler Räume, die vor allem der Kosteneffizienz dienen. Der Anspruch der ganzheitlichen Bildung tritt zugunsten wirtschaftlicher Überlegungen in den Hintergrund. Die Aussage die aus dem Rathaus tönt, dass alles andere als eine Multifunktionalität volkswirtschaftlicher und auch pädagogischer Unsinn sei, ist in diesem Kontext dann nur noch eine Randbemerkung. Multifunktionalität mag auf den ersten Blick flexibel erscheinen, doch sie vernachlässigt die emotionale und kreative Entwicklung der Kinder. Wenn Räume als bloße Zweckdiener betrachtet werden, wird das Potential, das ein wahrhaft pädagogischer Raum bieten kann, verschenkt.

Diese Diskrepanz zwischen Ideal und Realität wirft die Frage auf: Wie können wir in Deutschland den Anspruch auf ganzheitliche Bildung verwirklichen, wenn die infrastrukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen so stark limitiert sind? Es ist an der Zeit, nicht nur Fragen kreative Räume zu geben.