Günther kündigt Gespräche zur Marschbahn an
Ständige Verspätungen und Zugausfälle erschweren das Leben auf Sylt. Nun kündigt Ministerpräsident Günther Gespräche mit der Bahn an und erwägt die Kürzung von Zugverbindungen.
„Notfalls muss die Zahl der Zugverbindungen auf dem Damm reduziert werden“, sagte Daniel Günther. (Archivbild)Marcus Brandt/dpa
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Im November wandten sich Personal- und Betriebsräte Sylter Arbeitgeber mit Beschwerden über die Bahnstrecke von Hamburg nach Sylt an Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Daniel Günther. Nun will der CDU-Politiker laut Staatskanzlei in Kiel angesichts der Überlastung und maroden Infrastruktur das Gespräch mit der neuen Deutsche-Bahn-Chefin Evelyn Palla suchen.
Nach einem Treffen mit Unternehmen und Personalräten der Insel kündigte Günther an, das Land werde auch die Bundesnetzagentur einbeziehen. Es solle geprüft werden, ob Autozugbetreiber in bestimmten Fällen verpflichtet werden können, auf Trassen zu verzichten.
„Notfalls muss die Zahl der Zugverbindungen auf dem Damm reduziert werden, um Puffer zu schaffen und Verspätungen schneller abbauen zu können – insbesondere bei Störungen“, erklärte der Ministerpräsident. Außerdem sei man sich einig, dass die Deutsche Bahn parallel ihre Infrastrukturprobleme verringern müsse – etwa durch mehr Material und Personal.
Günther kündigt „Marschbahn-Gipfel“ an
Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) berichtete, die Personalräte hätten eindringlich geschildert, wie sehr die ständigen Verspätungen und Zugausfälle das Leben und Arbeiten auf der Insel erschweren. So kämen Krankenhausmitarbeiter oft nicht rechtzeitig zu ihren Schichten, und Lehrkräfte verpassten den pünktlichen Unterrichtsbeginn. „In dieser Situation suchen sich oft viele Beschäftigte einen neuen Job auf dem Festland“, betonte er.
Langfristig lassen sich die Engpässe und Probleme auf der Bahnstrecke nach Sylt nur durch einen vollständigen zweigleisigen Ausbau beheben. Für Anfang März kommenden Jahres kündigte Ministerpräsident Günther einen weiteren „Marschbahn-Gipfel“ an - neben Verantwortlichen der Deutschen Bahn werde auch das Bundesverkehrsministerium eingeladen.
Protestbrief
„Die Infrastruktur der Marschbahn hat jetzt leider einen Stand erreicht, der nicht mehr hinnehmbar ist“, schrieben die Verfasser im November an Günther. Im Gegensatz zum Rest Deutschlands gebe es für die Betroffenen aber nicht die Möglichkeit, auf eine andere Art und Weise den Weg zur Insel anzutreten. Der hinter dem Brief stehende Zusammenschluss vertritt nach eigenen Angaben rund 1.600 Beschäftigte. Diese hätten mittlerweile Probleme bei der Personalgewinnung und fühlten sich als wirtschaftlich starke Region und Jobmotor des Kreises Nordfriesland abgehängt.
„Durch die vielen Zugausfälle sind die Züge, die dann fahren, restlos überfüllt, sodass sie teilweise an den Bahnhöfen keine weiteren Passagiere aufnehmen können und die Menschen auf den Bahnsteigen stehen bleiben müssen. Das ist keine Seltenheit mehr, sondern derzeit fast schon Tagesgeschäft.“
Eine Bahnsprecherin erklärte damals, „den Unmut unserer Fahrgäste über Verspätungen und Ausfälle können wir nachvollziehen und bitten die betroffenen Reisenden, die daraus resultierenden Unannehmlichkeiten zu entschuldigen“. Die Ursachen für Störungen im komplexen Bahnsystem seien vielschichtig. Die Deutsche Bahn hat zwischen Sommer 2018 und Ende 2022 den Angaben zufolge rund 160 Millionen Euro in die Infrastruktur der Marschbahn investiert. Es seien Gleisanlagen, Brücken, Signale und Bahnübergänge entlang der Strecke erneuert worden, um die Störanfälligkeit im Netz zu reduzieren.