Kreis Borken

Leserbrief: „Geschäftsmodell statt Prävention“

Leserbrief zum BZ-Bericht „Politik ist offen für dritten Super-Blitzer“ vom 17. September.

Von Conrad Heßling aus Reken

17.09.2025

Leserbrief: „Geschäftsmodell statt Prävention“

© Michael Schley

Die Pläne des Kreises Borken, eine weitere „semistationäre“ Blitzanlage anzuschaffen, werden mit erwarteten Mehreinnahmen von mehreren Hunderttausend Euro und schneller Amortisierung begründet. Diese Argumentation wirft jedoch Fragen auf. Aufgabe der Verkehrsüberwachung ist in erster Linie die Erhöhung der Sicherheit auf unseren Straßen – nicht die Optimierung kommunaler Einnahmequellen. Wer Radarkontrollen vorrangig mit „mehr Bußgeldern in der Tasche“ begründet, betreibt nicht Prävention, sondern Geschäftemacherei auf Kosten der Bürger.

Natürlich ist es notwendig, Raser zu bremsen und Unfallschwerpunkte im Blick zu behalten. Doch wenn Zahlen über Tickets und Einnahmen im Mittelpunkt der politischen Debatte stehen, entsteht zwangsläufig der Eindruck, dass es nicht ums Leben und die Gesundheit der Menschen geht, sondern um möglichst lukrative Geldquellen für den Haushalt.

Anstatt immer mehr Blitzer in Betrieb zu nehmen, sollte stärker in bauliche Maßnahmen, eine bessere Verkehrslenkung, Tempolimits mit klarer Begründung oder auch Präventionskampagnen investiert werden – das verhindert Unfälle nachhaltiger, ohne den Eindruck zu erwecken, dass Autofahrer nur noch als „laufende Einnahmequelle“ betrachtet werden.

Ein weiterer Blitzer mag also das Kassenbuch füllen. Aber er allein macht die Straßen im Kreis nicht automatisch sicherer. Wer den Bürgerinnen und Bürgern ernsthaft vermitteln möchte, dass Verkehrssicherheit im Vordergrund steht, sollte endlich aufhören, mit Einnahmezahlen zu argumentieren, und stattdessen einen breiteren Ansatz verfolgen.

Ein weiterer Punkt: Jeder zusätzliche „Super-Blitzer“ zieht steigende Verwaltungskosten und neue Personalstellen nach sich. Ob sich die Maßnahme dann am Ende tatsächlich rechnet, ist fraglich. Zudem führt eine einseitig auf Überwachung und Bußgelder ausgelegte Verkehrspolitik langfristig zu Akzeptanzverlust bei den Bürgerinnen und Bürgern. Wer Verkehrssicherheit mit ständiger Kontrolle gleichsetzt, riskiert Misstrauen statt Mitwirkung.

Es wäre wünschenswert, wenn im Kreis Borken an erster Stelle überzeugende Konzepte für sichere Mobilität entwickelt würden – und nicht vorrangig neue Einnahmequellen durch immer mehr Radarkontrollen.

Artikel zum Thema:

Ein neuer „Super-Blitzer“ für den Kreis

Leserbrief: „Geschäftsmodell statt Prävention“

© Michael Schley

Das könnte Sie auch interessieren