Leserbrief: „Fest verankert im Schwarzbuch“
Leserbrief zum BZ-Bericht „Pendlerparkplatz erneut im Schwarzbuch“ aus der Ausgabe vom 2. Oktober.

© Peter Berger
Man muss der Stadt eines lassen: Konsequente Realitätsverweigerung ist dort kein Unfall, sondern Methode. Man könnte fast meinen, man habe sich bewusst dafür entschieden, öffentlichen Raum als Mahnmal für Planungsfantasie zu nutzen. 1,43 Millionen Euro für einen Parkplatz, den offenbar vor allem die Stille benutzt.
Der Shuttle-Service, der niemanden beförderte, steht sinnbildlich für das ganze Projekt: Bewegung ohne Ziel. Und dass nun ein paar Werbeanhänger als Platzhalter für die Bevölkerung dienen, ist immerhin ehrlich, sie stellen keine Fragen.
Doch anstatt innezuhalten und das Offensichtliche zu erkennen, wird weiterdekoriert. Jetzt Hochleistungsladepunkte durch einen Investor. Zwölf Stück, auf einem Areal, das schon vorher mehr Fläche als Nutzen hatte. Dazu ein Snackautomat, vermutlich als sozialer Treffpunkt gedacht für all die Menschen, die weiterhin nicht kommen.
Dass man 100.000 Euro Förderung zurückzahlt, während man einen unbezifferten Pachtbetrag vom Investor der Ladeinfrastruktur erhält, wird mit der Behauptung übertüncht, wirtschaftlich bleibe alles „nicht negativ“. Das ist die hohe Kunst des kommunalen Schönklangs: Man nennt Dinge nicht falsch, man erklärt sie einfach für alternativ erfolgreich.
Was bleibt? Eine Stadt, fest verankert im „Schwarzbuch“ des Bundes der Steuerzahler, in der die Leere lehrt, doch niemand lernt. Eine Stadt, die ihren Irrtum nicht korrigiert, sondern aufrüstet. Eine Verwaltung, die lieber Projekte stapelt als Erkenntnisse. Und Bürger, die zuschauen, zahlen und sich fragen dürfen, ob man hier über Fehlplanung oder über kommunal bewilligte Science-Fiction in einem Endzeitszenario sprechen sollte.
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