LeserbriefeFREI

Alternativmedizin mehr mit Schulmedizin verknüpfen

Gesundheitssystem

Mittwoch, 29. März 2023 - 13:30 Uhr

von Martina Wittkamp aus Borken

Leserbrief zum BZ-Interview mit Hausärztin Dr. Laura Dalhaus aus der Ausgabe vom 25. März.

Foto: Sven Kauffelt

Wer selbst einmal in dieses kranke System eingetaucht ist, kann Frau Dalhaus nur Recht geben und hoffen, dass Ärzte (oder gleich die ganze Republik) baldmöglichst auf die Barrikaden gehen. Geld regiert die Welt. Wer sich einmal das Ranking der Vorstandsgehälter diverser Krankenkassen anschaut, bekommt von alleine Bluthochdruck. Wenn man dann noch sieht, für welch fragwürdigen Dinge das Geld der Versicherten verpulvert wird, bekommt nach dem Bluthochdruck noch Herzrhythmusstörungen.

Warum müssen etwa Reiseschutzimpfungen für den Safaritrip nach Afrika von der Allgemeinheit bezahlt werden? Warum werden angebliche „Präventionsurlaube“ (Urlaub ist Urlaub) bezuschusst, während auf der anderen Seite helfende Behandlungen abgelehnt werden? Ein weiteres Thema ist die „Ausschnittmedizin“. Da hakt es heute schon in der Ausbildung junger Mediziner. Der Mensch wird mittlerweile in tausend Einzelteile zerlegt, und für jeden Zentimeter ist ein anderer Facharzt zuständig, der natürlich über einen entsprechenden Apparat verfügt (der sich auch rentieren muss). Ein ehemaliger Chefarzt erklärte mir mal, die Ausbildung produziere heute einen Arzt für das linke und einen Arzt für das rechte Knie. Dass der Mensch ein großes Ganzes ist und die Knieschmerzen im Übrigen oft mit einer Knie-OP (spült wieder Geld in Krankenhaus-Kassen) gar nicht behoben werden können, weil die Ursache in einer anderen Gegend des Körpers zu finden ist, steht nicht mehr im Lehrbuch.

Wünschenswert wäre für mich, die Alternativmedizin mit der Schulmedizin wieder viel mehr zu vernetzen. Manchmal ist man doch verwundert, dass der Griff in die Naturapotheke das schafft, was die 100 Pillenpackungen der Pharmaindustrie (da steht der nächste Geldsack) vorher nicht bewirkt haben. Die Sendung „Quarks“ hat es kürzlich hinsichtlich der Erkältungsmedikamente aufgedeckt. Der Großteil der angebotenen Kombi-Mittelchen sorgt vielleicht für das gute Gefühl, die Viren irgendwie zu bekämpfen, aber in Wirklichkeit haben es „Zink“ und „Vitamin C“ als Kampfmittel auf Platz eins und zwei geschafft. Für manche Lappalien bedarf es also nicht immer der Chemiebomben, Omas Hausmittel sind manchmal eine günstige Alternative. Ein guter Arzt ist für mich, der das erkennt, ein guter Patient, der das auch einsieht.

Zum Text:

Borkener Hausärztin greift „krankes Gesundheitssystem“ an