Velen

Hausgänse am Velener Baggersee geschossen

Der Anblick war für Mario Müller schockierend: Als er an Silvester zum Baggersee in Velen lief, kamen ihm Jäger entgegen, die tote Hausgänse trugen. Müller kennt die Tiere gut, denn er kümmert sich schon seit langem um die zahmen Tiere am See. Die Jäger behaupteten, dass sie die Tiere hätten schießen dürfen. Dies sieht der Vorsitzende der Kreisjägerschaft deutlich anders und verurteilt die Jagd. Auch die Polizei ermittelt in dem Fall.

Von Von Adriane Kotzott und Christiane Göke

04.01.2023

Die toten Gänse wurden auf die Ladefläche eines Wagens gelegt und mitgenommen. Drei Jäger hatten die zahmen Tiere am See abgeschossen.

Die toten Gänse wurden auf die Ladefläche eines Wagens gelegt und mitgenommen. Drei Jäger hatten die zahmen Tiere am See abgeschossen.

© pd

Jäger machten an Silvester Jagd auf zahme Tiere

VELEN. Am vergangenen Silvestertag wollte Mario Müller, Mitarbeiter der Tierretter Reken, gemeinsam mit seiner Partnerin Pia Klettke wie so oft den Velener Baggersee besuchen, um nach den dort heimischen Gänsen zu sehen. Auf dem Weg zum See begegnete er unerwartet drei Männern mit Gewehren, die mehrere getötete Gänse als Jagdbeute mit sich trugen, so Müller.

„Ich fahre seit über zwei Jahren hin und kümmere mich um die Tiere und die Natur“, erzählt Müller im Gespräch mit der BZ. „Ich kannte die Gänse gut, sie waren sehr zutraulich und erkannten mich schon von weitem“, sagt Müller. Die Umstände der vermeintlichen Jagd machten ihn stutzig. Auf ihre Jagdgenehmigung angesprochen, hätten die Männer behauptet, dass sie Jagdlizenzen erworben hätten und die Jagd erlaubt sei, sie die Lizenz nicht vorzeigen müssten, so Müller.

Müller erstattete Anzeige bei der Polizei

Die beiden Tierfreunde und die drei Jäger seien in einen kurzen Disput geraten, welcher aber schnell beendet wurde, schildert Müller weiter. „Ich habe dann Fotos von den Gänsen gemacht und mir die Kennzeichen der Autos aufgeschrieben. Es ist sehr zweifelhaft, ob die Jagd so in Ordnung war. Das waren Hausgänse, die waren so zutraulich, dass sie direkt angeschwommen kamen. Und die haben sie einfach weggeballert“, erzählt Müller schockiert.

Müller und seine Partnerin erstatteten daraufhin Anzeige bei der Polizei. Laut Pressestelle der Kreispolizei Borken seien die Männer bereits ermittelt worden. Nun werde geprüft, ob ein Verstoß gegen das Jagdgesetz vorliegt, erklärt Frank Rentmeister, Pressesprecher der Kreispolizei.

Kreisjägerschaft: „Da stehen wir nicht hinter“

„Das darf man nicht“, äußert sich Roland Schulte deutlich zu dem Vorfall. Der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Borken hat hat dazu einen Beitrag auf Facebook der Tierretter gesehen und eine klare Meinung dazu. Hausgänse dürfen nicht bejagt werden und es sei für ihn „unmöglich“, dass Jäger dies gemacht haben. Auf den Bildern seien eindeutig Haus- und keine Wildgänse zu erkennen. „Das Jagdgesetz sagt ganz klar, dass in NRW nur Grau-, Nil- und Kanadagänse geschossen werden dürfen. Und die Tiere auf den Bildern sind eindeutig weiß“, so Schulte weiter und die Kreijägerschaft würde sich davon distanzieren. „Wir Jäger bemühen uns, etwas für die Natur zu tun, und diese Aktion ist nicht gut für das Image der Jagd.“

Wer sind die Jäger?

Ihm sind die Pächter des Reviers nicht bekannt. Ob es sich bei den Jägern um die Pächter oder fremde Jäger handelt, konnte bis Redaktionsschluss nicht geklärt werden. Sowohl die Polizei als auch der Kreis Borken verweisen auf den Schutz von Personendaten und auf die laufenden Ermittlungen. „Wir werden dazu keine Angaben machen, so lange die Ermittlungen laufen“, erläutert Rentmeister. Karlheinz Gördes, Pressesprecher des Kreises Borken, bestätigt, dass auch Mitarbeiter der unteren Jagdbehörde über den Vorfall informiert wurden und daher in die Ermittlungen involviert seien.

Die Besitzer des Baggersees wussten nichts von der Jagd. Es ist ein Privatgrundstück, das mehrere Eigentümer hat. Das Gelände gehöre mit zu einem Jagdrevier, das verpachtet worden sei, so Thomas Tecklenborg von der Firma Westquarz in Merfeld. Mehr könne er zu dem Thema auch nicht sagen, da er erst durch die Nachfrage der Borkener Zeitung von der Jagd erfahren habe. Auch Jakob von Landsberg-Velen äußerte sich auf Anfrage schriftlich zu dem Vorfall. Er ist Miteigentümer des Sees und gab an: „Dieser tragische und unsinnige Vorfall war uns bisher nicht bekannt. Wir hoffen sehr, dass er schnell und vollumfänglich aufgeklärt wird.“

Klar ist aber, dass es sich bei dem Revier um die Jagdgemeinschaft Velen-Waldvelen 3 handelt. Dies ist öffentlich über den Geodatenatlas des Kreises Borken einzusehen.

Dieses Bild stammt aus dem vergangenen Sommer als die Gänse am Baggersee noch lebten.

Dieses Bild stammt aus dem vergangenen Sommer als die Gänse am Baggersee noch lebten.

© pd

An dem Velener Baggersee lebten laut Müller ursprünglich neun weiße Toulouser Hausgänse und zwei braune Gänse. Von den neun weißen Gänsen seien noch zwei übrig geblieben. „Als ich am nächsten Tag nach den restlichen Gänsen sehen wollte, sind sie zwar auf mich zugeschwommen, haben aber Abstand gehalten und sahen sehr verängstigt aus“, erzählt Müller.

Neben den Tierrettern besuchen auch häufig andere Spaziergänger die Gänse, um sie zu füttern.

Hausgänse am Velener Baggersee geschossen

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