Dieses Kleinod wurde in meinen Augen „verschlimmbessert“
Leserbrief zur Umgestaltung des Femeichem-Geländes in Erle:

© Rentel
Aus familiären Gründen fahre ich mehrmals im Jahr nach Erle. Es ist wohltuend, der Großstadt – meine Heimat ist Düsseldorf – oder dem „Speckgürtel“, in dem wir wohnen, zu entfliehen, um in das charmante Dorf zu kommen und in ländlich-idyllischer Atmosphäre ein paar Tage zu verbringen.
Nun ist Erle kein „Touri-Hotspot“, was mir persönlich gefällt und so bin ich auf dem Weg zur Weihnachtsmesse geradezu erschrocken, als ich die Femeiche passierte. Dieser altehrwürdige, tolle, eindrucksvolle Baum - bisher umgeben von altem Baumbestand, Wiesen und ein paar Bänken zum Ausruhen mit Hinweisen auf die Geschichte des Eichbaums, eingebettet zwischen einem alten Pfarrhaus, einem Kindergarten, einer Kastanienallee sowie einer Obstwiese, findet man nun etwas komplett Neues vor: kaum mehr Bewuchs, Bäume schon gar nicht, viele abgekanntete, gepflasterte Rundwege und eine Art luftige Stahlkonstruktion, die wohl mit großem Aufwand aufgestellt auf Rankenbewuchs wartet. Ich dachte erst an eine Skateboardanlage, aber es fehlten die „tubes“.
Was soll das sein?, dachte ich und las aufmerksam die Erklärungen auf dem Bauzaun. Als jemand, der froh ist, dass in einer Großstadt um jeden natürlichen Zentimeter geradezu gekämpft wird und die Tendenz eindeutig zu „zurück zur Natur“ geht, erlebt man hier das komplette Gegenteil. Ein Rat beschließt, dass sich jemand, der offensichtlich nicht vom Ort stammt, komplett selbst verwirklichen darf. Warum? Warum sollte die Idee eines ambitionierten Gartenplaners oder einer Planerin passender sein, als etwas, was sich so unauffällig, fast bescheiden, doch bewährt hat?
Nach der Messe konnte ich einige Herrschaften des umtriebigen Heimatvereins dazu befragen. Ja, man sei angehört worden, aber als die Planung feststand. Nein, es habe keine Vorabbefragung der Bewohner oder gar der Nachbarschaft gegeben. Und ja, nach Besuchen im Raesfelder Rathaus hätte es noch Zusagen und Zugeständisse auf Nachbesserungen gegeben. „Und“, fragte ich, „gab es wenigstens diese?“ Darauf hin lächelte man mich schulterzuckend milde an.
Wer immer sich das ausgedacht und bewilligt hat, und ich benutze bewusst nicht das finanzielle Argument, hat das wunderbare Areal, dieses Kleinod, in meinen Augen „verschlimmbessert“ und eines bewiesen: Geschmack hat keine Grenzen.