Neumühlenallee: Verantwortliche müssen auch Bürger sehen
Leserbrief zum Artikel „Hier hakt es noch mit der 30er Zone“ vom 1. Oktober

© Kauffelt
Für jemanden, der die Neumühlenallee in Gemen täglich nutzt, möchte ich meinem ehrlichen Unmut über die neue Tempo-30-Regelung Luft machen, die seit September gilt. Und ich bin mit diesem Gefühl sicher nicht allein. Wenn ich mit anderen Borkenern spreche, ist der Unmut über diese Entscheidung sehr groß.
Ich verstehe, dass die Sicherheit unserer Kinder, die zum Schulzentrum unterwegs sind, und der Schutz der Radfahrer oberste Priorität haben. Doch mir fehlt die Verhältnismäßigkeit. Die Neumühlenallee ist eine wichtige Pendlerstrecke. Über Jahrzehnte hinweg galt hier Tempo 50, ohne dass die Straße als chronischer Unfallschwerpunkt bekannt gewesen wäre. Jetzt, da die Stadt die Geschwindigkeit auf 30 km/h reduziert, wird diese Hauptachse de facto zu einer Nebenstraße.
Hinzu kommt, der sensible Bereich der Schule war bereits geschützt! Die frühere Regelung sah an der Schule eine zeitlich beschränkte 30er-Zone vor. Diese gezielte Maßnahme hat ihren Zweck erfüllt. Wenn nun aber die gesamte Neumühlenallee ganztägig auf 30 gedrosselt wird, entsteht der Eindruck, dass der Sicherheitsgewinn der gleichzeitig eingeführten Rechts-vor-Links-Regel und der baulichen Anpassungen nicht ausreicht. Warum wurde nicht bei der bewährten, aber erweiterten zeitlichen Beschränkung geblieben, um den fließenden Verkehr am Abend und am Wochenende zu entlasten?
Die neuen Regeln an den Kreuzungen sind bereits erhebliche Verbesserungen der Verkehrssicherheit. Wenn diese intelligenten Maßnahmen die Sicherheit schon massiv erhöhen, warum war dann zusätzlich die Geschwindigkeitsreduzierung auf der gesamten Strecke notwendig? Das fühlt sich an, als würde man mit Kanonen auf Spatzen schießen. Es stellt sich die Frage, ob der fließende Verkehr von Pendlern und Bürgern gegen den notwendigen Sicherheitsgewinn wirklich so unverhältnismäßig abgewogen wurde.
Ich wünsche mir von unseren Verantwortlichen in Borken, dass sie nicht nur die Schilder sehen, sondern auch die Bürger, die jeden Tag darauf angewiesen sind, zügig und logisch durch die Stadt zu kommen. Ein Teil der Bevölkerung hat für diese Entscheidung kein Verständnis, da die Verhältnismäßigkeit der Mittel verloren gegangen ist.