Wirtschaft

Wieder mehr Arbeitnehmer von Insolvenzen betroffen

Fast 3.900 Beschäftigte in Sachsen-Anhalt sind allein im ersten Halbjahr von Firmeninsolvenzen betroffen. BSW-Chefin Wagenknecht sieht die Schuld bei der Regierung. Es gibt verschiedene Gründe.

20.09.2025

In diesem Jahr waren allein durch die Insolvenz eines großen Klinikbetreibers Hunderte Menschen in Sachsen-Anhalt betroffen. (Symbolbild)Jonas Walzberg/dpa

In diesem Jahr waren allein durch die Insolvenz eines großen Klinikbetreibers Hunderte Menschen in Sachsen-Anhalt betroffen. (Symbolbild)Jonas Walzberg/dpa

© Jonas Walzberg/dpa

Die Zahl der Arbeitnehmer, die von Insolvenzverfahren betroffen sind, ist in Sachsen-Anhalt wieder deutlich angestiegen. So waren fast 3.900 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Land allein im ersten Halbjahr 2025 von Insolvenzverfahren ihrer Unternehmen betroffen, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht, die das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) abgefragt hatte. Im gesamten Vorjahr waren es etwas mehr als 2.400 Beschäftigte. 

Ein Grund für den starken Anstieg in diesem Jahr dürfte das Insolvenzverfahren eines der größten Gesundheitskonzerne in Sachsen-Anhalt sein: der Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg. In der gemeinnützigen Einrichtung arbeiten nach eigenen Angaben rund 2.000 Menschen. Das Unternehmen hatte Anfang des Jahres ein Schutzschirmverfahren beantragt. Seit August laufen einige Einrichtungen unter dem Dach des Uniklinikums weiter. 

BSW-Chefin Sahra Wagenknecht spricht von einem traurigen Rekord. Hauptursache der Insolvenzwelle und steigender Arbeitslosigkeit sei die völlig absurde Wirtschaftspolitik der Bundesregierung, betonte Wagenknecht. „Extrem hohe Energiekosten und wuchernde Bürokratie würgen den Mittelstand ab und führen zur Deindustrialisierung unseres Landes.“ 

IWH sieht keine Sorge vor Deindustrialisierung

Der Leiter der Insolvenzforschung am Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Steffen Müller, betonte Anfang des Monats angesichts der aktuellen Insolvenzzahlen, dass vor allem die Zahl der durch die Insolvenzen betroffenen Industriejobs derzeit erneut auf einem niedrigen Niveau liege. Dieses sei kaum höher als vor der Pandemie. „Die aktuellen Insolvenzzahlen bestätigen die Sorgen vor einer akuten Deindustrialisierung nicht“, sagte Müller. 

Allerdings wurden zuletzt wieder deutlich steigende Zahlen bei Firmenpleiten verzeichnet. Während in den Jahren der Corona-Pandemie und unmittelbar danach die Insolvenzzahlen auch in Sachsen-Anhalt die niedrigsten der vergangenen zehn Jahre waren, stiegen sie 2024 und 2025 wieder an. Das IWH sprach hier unter anderem von einem Nachholeffekt nach der Pandemie. Zudem belasteten hohe Energiepreise und der Krieg in der Ukraine die Märkte.