Wirtschaft

Wegen Geflügelpest: Halter fordern landesweite Stallpflicht

Die Geflügelpest ist wieder zurück - nicht nur in Niedersachsen, auch in anderen Bundesländern. Die Tierseuche breitet sich ungewöhnlich stark aus - aus Sicht der Halter muss der Staat handeln.

22.10.2025

Die Geflügelpest breitet sich in Niedersachsen aus - die Geflügelhalter fürchten um ihre Tierbestände. (Archivfoto)Michael Bahlo/dpa

Die Geflügelpest breitet sich in Niedersachsen aus - die Geflügelhalter fürchten um ihre Tierbestände. (Archivfoto)Michael Bahlo/dpa

© Michael Bahlo/dpa

Angesichts der sich schnell ausbreitenden Geflügelpest fordern die Geflügelhalter eine landesweite Aufstallungspflicht in Niedersachsen. Geflügelhalter könnten nicht von sich aus entscheiden, ihre Tiere in den Stall zu bringen, sagte der Vorsitzende des Niedersächsischen Geflügelwirtschaftsverbandes, Friedrich-Otto Ripke. „Ohne behördliche Anordnung wäre das ein Verstoß gegen die Vermarktungsnorm“, erklärte Ripke der dpa.

Es sei sehr ungewöhnlich, dass es seit Anfang Oktober so viele Ausbrüche der Geflügelpest in so vielen Bundesländern gegeben habe, sagte Ripke: „In nur drei Wochen in sieben Bundesländern, das gibt schon Anlass zu großer Sorge.“ Neben Niedersachsen seien auch Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Bayern und Thüringen betroffen. Deutschlandweit hätten bereits rund 241.000 Tiere aufgrund eines Geflügelpest-Ausbruchs mit dem hochansteckenden Virus H5N1 getötet werden müssen, erklärte der Verbandschef. 

Vor allem Tiere in Freilandhaltung gefährdet

Für Tiere in Freilandhaltung sei der Stall nicht als Biosicherheit, also als Maßnahme zum Schutz vor einer Ansteckung, vorgesehen, sagte Ripke. Zwar sei die Freilandhaltung ein Beitrag zum Tierwohl. Das dürfe allerdings nicht dazu führen, dass Tiere, die in Auslaufhaltung gehalten werden, sterben und die Tierhalter ökonomisch in Not geraten. „Wenn der Bestand gekeult werden muss, ist die Existenzgrundlage weg.“

Ein Problem mit dem Aufstallen haben nach Angaben Ripkes die Gänsemäster. Die kurz vor der Schlachtung stehenden Tiere ließen sich nicht in einen Stall sperren, weil sich die Tiere gegenseitig verletzen würden. Denkbar wäre es, den Auslauf zu begrenzen oder die Futterstellen mit Netzen zu überspannen, denn auch Wildvögel würden gerne an diesen Futterstellen fressen. Allerdings seien die ersten Gänse schon zur Schlachtung unterwegs, sagte Ripke. Insofern sei das Problem nicht ganz so hart, wie es vordergründig aussehe.

Ministerium verweist auf örtliche Behörden

Auch die CDU im Landtag forderte eine landesweite Stallpflicht, nach Vorbild der Niederlande, wo die Behörden diese Maßnahme vor einigen Tagen angeordnet haben. Gleichzeitig müsse es praxisgerechte Ausnahmen vor allem für Gänsehalter geben, erklärte der agrarpolitische Sprecher Marco Mohrmann. 

Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium verwies auf die örtlichen Veterinärämter, die für das Festlegen von Maßnahmen zuständig seien. Im Gegensatz zu einer landesweiten Aufstallungspflicht könnten sie vor Ort wirkungsvolle und verhältnismäßige Maßnahmen ergreifen, teilte eine Sprecherin mit. Das Ministerium sei im steten Austausch mit den örtlichen Behörden, dem Friedrich-Loeffler-Institut, den anderen Bundesländern und dem Bundeslandwirtschaftsministerium.

Erneuter Ausbruch in Niedersachsen

Unterdessen wurde der vierte Ausbruch der hochansteckenden Geflügelpest in Niedersachsen in diesem Herbst bekannt. Der Erreger des Typs H5N1 sei in einem Entenbestand nachgewiesen worden, teilte ein Sprecher des Landkreises mit. Der Ausbruch sei vom Friedrich-Loeffler-Institut amtlich bestätigt worden. Die 5.300 Tiere sollen nun getötet werden.

Erst am Dienstag wurde der Erreger in einem Putenbetrieb in Garrel festgestellt. 8.800 Tiere mussten getötet werden. Am vergangenen Mittwoch brach die Krankheit in einem Putenbetrieb mit mehr als 20.000 Tieren aus. Auch diese Vögel wurden getötet. Am Wochenende wurde der Erreger in einem Legehennenbetrieb im Landkreis Diepholz festgestellt.