Wirtschaft

Warum so viele Berliner Brücken marode sind

Zwei kurzfristige Brückensperrungen auf der A100 lösten im Frühling ein Verkehrschaos im Berliner Westen aus. Weitere Sperrungen folgten. Warum steht es so schlecht um die Berliner Brücken?

05.12.2025

Auf der A100-Brücke über die Mecklenburgische Straße gibt es seit einigen Monaten Einschränkungen. (Archivbild)Soeren Stache/dpa

Auf der A100-Brücke über die Mecklenburgische Straße gibt es seit einigen Monaten Einschränkungen. (Archivbild)Soeren Stache/dpa

© Soeren Stache/dpa

Die kurzfristige Sperrung und der Abriss der Ringbahn- sowie der Westendbrücke auf der A100 haben vielen Berlinern drastisch vor Augen geführt, wie schlecht es um viele Hauptstadtbrücken bestellt ist. Es folgten im Jahresverlauf Einschränkungen auf der A100-Brücke über die Mecklenburger Straße sowie die Sperrung einer Straßenbrücke an der Wuhlheide.

Verkehrslast deutlich gestiegen

Die Gründe für den sanierungsbedürftigen Zustand dieser und vieler weiterer Bauten sind vielfältig. Bei den Autobahnbrücken im Berliner Westen sei die Verkehrslast ausschlaggebend gewesen, sagt Gino Ebell, Brückenfachmann bei der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung. 

Ein Sprecher der bundeseigenen Autobahn-Gesellschaft betont, die Brücken seien Anfang der 60er Jahre für eine Verkehrslast gebaut worden, die bei etwa 20 Prozent der Bedingungen zuletzt liege. Die übermäßige Belastung hat dazu geführt, dass sich die Lebenszeit der Bauwerke deutlich verringert hat. 

Materialien ebenfalls ein Problem

Bei anderen Brücken sei es das Material, sagt Ebell, „etwa Spannstähle oder Betonzuschlagstoffe, die sich als problematisch erwiesen haben.“ Die Schäden seien häufig bereits bei der Erstellung der Bauwerke entstanden. „Sie sind in Teilen schon schadhaft ins Rennen gegangen. Diese Schadensszenarien fallen nun zeitlich alle zusammen.“

Die Probleme sind meist lange bekannt. Schon vor mehreren Jahren kritisierte der Landesverband des ADAC die schleppenden Sanierungspläne für zahlreiche Brückenbauwerke in Berlin. Die Zuständigkeiten dafür sind unterschiedlich verteilt. 

Rund 260 Hauptstadtbrücken gehören dem Bund. Für sie ist deshalb die Autobahn-Gesellschaft zuständig. Mehr als ein Drittel dieser Bauten ist der Gesellschaft zufolge in keinem guten Zustand. Ungefähr 50 Brücken muss sie derzeit statisch nachvermessen. Hunderte weitere Brücken liegen in der Verantwortlichkeit des Landes Berlin. Auch hier ist der Sanierungsbedarf aus Sicht von Fachleuten hoch. 

Die Westendbrücke wurde im April dieses Jahres abgerissen, der Neubau beginnt nun. (Archivbild)Hannes P Albert/dpa

Die Westendbrücke wurde im April dieses Jahres abgerissen, der Neubau beginnt nun. (Archivbild)Hannes P Albert/dpa

© Hannes P Albert/dpa

Neue Brücken werden besser

Der Neubau der Ringbahnbrücke hat bereits begonnen. Heute soll der Spatenstich für die Westendbrücke erfolgen. Im Sommer 2027 sollen beide Bauwerke gleichzeitig für den Autoverkehr freigegeben werden. Für Bauwerke dieser Größe gilt das als besonders schnell. Dafür wurden beide Brücken aus den bereits laufenden Planfeststellungsverfahren für den Neubau herausgelöst.

Ebell von der Bundesanstalt ist sicher, dass die neuen Brücken den gestiegenen Verkehrslasten besser gewachsen sein werden. Das gelte auch für solche Brücken mit schadhaften Materialien. „Die Materialien, die heute eingesetzt werden, werden ganz anders geprüft. Die Schadensmechanismen sind erforscht“, betont er. „Die neuen Bauwerke werden sicherer und langlebiger sein.“