Schmitt will gemeinsames Zeichen von Weinbau-Bundesländern
Der Weinbau steckt in einer tiefen Krise. Acht Minister beraten im für seine Weine berühmten hessischen Kloster Eberbach über Auswege. Die Rheinland-Pfälzerin Schmitt legt Vorschläge vor.
Die rheinland-pfälzische Weinbauministerin Daniela Schmitt (FDP) arbeitet an Auswegen aus der Weinbaukrise. (Archivfoto)Helmut Fricke/dpa
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Die rheinland-pfälzische Weinbauministerin Daniela Schmitt erwartet vom ersten Treffen der Minister aller Weinbau treibenden Bundesländer „ein klares gemeinsames Zeichen“ gegenüber dem Bund und der EU. „Der Weinbau steht welt- und europaweit unter Druck – umso wichtiger ist es, dass wir mit einer Stimme sprechen und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe sichern“, sagte die FDP-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Mainz.
Die für Weinbau zuständigen Minister aus acht Ländern kommen an diesem Donnerstag und Freitag im hessischen Rheingau zusammen, um über rechtliche und wirtschaftliche Verbesserungen für Winzerinnen und Winzer zu beraten. Steigende Kosten, weniger Konsum, Überproduktion und internationale Konkurrenz setzen den Weinbau unter Druck. Das größte Weinbauland ist Rheinland-Pfalz.
Im Kloster Eberbach im Rheingau wollen die für Weinbau zuständigen Minister aus den Bundesländern zusammenkommen. (Archivbild) Boris Roessler/dpa
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Schmitts Vorschläge für die Branche
Schmitt bringt folgende sechs Vorschläge in die Beratungen ein:
- Immer mehr Menschen greifen zu alkoholfreien oder alkoholreduzierten Weinen. „Deshalb wollen wir, dass solche entalkoholisierten Weine künftig auch mit ihren Herkunftsregionen gekennzeichnet werden dürfen.“ Das schaffe Transparenz und eröffne den Betrieben neue Absatzchancen.
- Dieses klare Herkunftsprofil werde bei allen Weinen durch anerkannte Erzeugervereinigungen ermöglicht. „Wir wollen klare rechtliche Rahmenbedingungen schaffen, dass diese ihre Arbeit auch weiterhin finanzieren können.“
- Eine eigenständige, weinbauspezifische Regelung für Rotationsbrachen, die Klimaschutz, Marktstabilisierung und betriebliche Planungssicherheit verbinde.
- Bürokratieabbau: Bei Exporten deutscher Weine in Länder außerhalb Europas sollen die verpflichtende Zutaten- und Nährwertkennzeichnung wegfallen können. Sie führen zu hohen Kosten, brächten aber kaum einen Mehrwert. „Wenn wir diese Hürden abbauen, stärken wir unsere Exporteure und sorgen dafür, dass deutscher Wein weltweit konkurrenzfähig bleibt.“
- Digitalisierung: Die Betriebe müssten öffentliche Agrardaten maschinenlesbar nutzen und weiterverarbeiten können.
- „Pflanzenschutz mit Augenmaß“: Innovative Drohnentechnik soll nach dem Willen Schmitts rechtssicher und unbürokratisch einsetzbar sein. Vor allem im Steillagenweinbau sei das entscheidend für die Zukunftsfähigkeit der Weinbaubetriebe.
Kritik an Alkoholdebatte
Schmitt kritisiert, die Debatte über Weinkonsum sei an vielen Stellen entgleist. „Niemand ruft zum übermäßigen Konsum auf“, betonte die Ministerin. „Aber wer Wein pauschal zum Gesundheitsproblem erklärt, übersieht die Realität: Unsere Winzerinnen und Winzer arbeiten verantwortungsvoll, die Branche setzt auf Aufklärung und bietet längst alkoholfreie und alkoholreduzierte Produkte an. Was wir brauchen, ist eine sachliche Diskussion ohne Pauschalurteile – und mehr Vertrauen in die Mündigkeit der Menschen.“