Rehlinger sieht in Rüstungsindustrie Chancen fürs Saarland
Das Saarland ist von der Autokrise stark getroffen. Da lohnt der Blick auf andere Branchen. Am Mittwoch könnte eine wichtige Entscheidung fürs Land fallen.
In der Rüstungsindustrie im Saarland können viele neue Arbeitsplätze entstehen, meint Rehlinger (Archivbild) Oliver Dietze/dpa
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Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) will einen Teil der im Saarland weggefallenen Industriearbeitsplätze in der Rüstungsindustrie neu entstehen lassen. „Für mich ist klar, dass wir jede Chance nutzen müssen, die sich uns bietet“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken.
Man müsse, „ob man das jetzt mag oder nicht“, die Verteidigungsfähigkeit in Deutschland und in Europa ausbauen. „Und wenn im Zuge dessen Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie entstehen, dann doch gut und gerne bei uns hier im Saarland.“
Rehlinger sagte, sie rechne damit, dass das in Freisen (Saarland) ansässige Unternehmen KNDS in Kürze einen Auftrag für den Bau des Transportpanzers Patria erhalten werde. Dieser soll die Transportpanzer Fuchs ersetzen, von dem die Bundeswehr seit den 1980er-Jahren rund 1.000 Stück gekauft hatte. Mit dieser Entscheidung stehe „ein sehr konkretes Wachstum im Raum“.
Dies würde rund 500 zusätzliche Arbeitsplätze bedeuten, so Rehlinger, und dies sei „nicht unbedingt das Ende der Fahnenstange“. In Freisen sind derzeit knapp 700 Mitarbeiter mit der Umrüstung und Wartung von Militärfahrzeugen beschäftigt.
Finale Entscheidung über Patria-Panzer steht an
Der Haushaltsausschuss des Bundestages will an diesem Mittwoch über die Auftragsvergabe entscheiden. Rehlinger verwies darauf, dass Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erklärt habe, er wolle an der Entscheidung zugunsten des Patria und damit der Produktion in Freisen festhalten. Nähere Angaben über das Auftragsvolumen machte die Ministerpräsidentin nicht.
Alleine der Patria bedeute aber „Milliardenbeträge“ für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Saarlandes. Für qualifizierte Mitarbeiter, die bisher in der Automobilindustrie gearbeitet hätten, sei das „natürlich eine prima Möglichkeit“. Es gehe auch um eine Wartung der Panzer, was die Arbeitsplätze langfristig sichere.
Verteidigungsfähigkeit, um abzuschrecken
Rehlinger sagte, auch andere Rüstungsunternehmen im Saarland hätten „gute Chancen“ im Rüstungsmarkt. Dabei gehe es vor allem um Diehl Defence und die HIL GmbH (Heeresinstandsetzungslogistik). „Wir haben im Saarland bereits namhafte Player und ich gehe davon aus, dass alle wachsen werden.“ Zudem gebe es bei Materialforschung, Künstlicher Intelligenz und Cybersecurity noch Bereiche, die für die Rüstungsindustrie von Bedeutung seien.
Ziel der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands sei, „dass wir damit hinreichend abschreckend wirken, um das alles niemals einsetzen zu müssen“. Sie fügte hinzu: „Ich glaube schon, dass wir gezwungen sind, diese Schritte zu gehen.“ Es gehe nicht um Kriegsvorbereitung: „Wir bereiten unser Maß an Verteidigungsfähigkeit vor, damit es nicht zu einem Krieg kommt.“