Wirtschaft

Neustart für Bahn - kein Jubel bei Fahrgastverband in Hessen

Die angekündigte neue Bahn-Strategie stößt auch auf Skepsis. Der Verband Pro Bahn sieht weiterhin Probleme ungelöst. Was sagt Hessens Verkehrsminister zu den neuen Versprechen für Fahrgäste?

22.09.2025

Die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim ist 2024 als eine der ersten stark belasteten Bahnstrecken in Deutschland aufwendig generalsaniert worden. (Archivbild)Andreas Arnold/dpa

Die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim ist 2024 als eine der ersten stark belasteten Bahnstrecken in Deutschland aufwendig generalsaniert worden. (Archivbild)Andreas Arnold/dpa

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Der Fahrgastverband Pro Bahn in Hessen reagiert verhalten auf die neue Strategie für die Deutsche Bahn. „Vom Grundsatz her hört sich das erst mal gut an. Die Frage ist aber, was davon umgesetzt wird“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands, Klaus Zecher. 

Zuvor hatte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) in Berlin eine neue Strategie vorgestellt: Mit der neuen designierten Bahnchefin Evelyn Palla, angepassten Pünktlichkeitszielen sowie einem Fokus auf Sauberkeit und Sicherheit will er die Krise bei der Bahn angehen.

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) und die designierte neue Bahnchefin Evelyn Palla stellen in Berlin die neue Bahn-Strategie vor.Andreas Gora/dpa

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) und die designierte neue Bahnchefin Evelyn Palla stellen in Berlin die neue Bahn-Strategie vor.Andreas Gora/dpa

© Andreas Gora/dpa

Zecher sagte, angesichts zahlreicher Verspätungen, Zugausfälle und Streckensperrungen müsse auch in Hessen dringend mehr Geld in die Sanierung des maroden Schienennetzes investiert werden. 

Forderungen des hessischen Verkehrsministers

Hessens Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) teilte der Deutschen Presse-Agentur mit: „Ein starkes Schienennetz ist das Rückgrat einer modernen Verkehrspolitik – im Nah- wie im Fernverkehr. Die Bahn muss endlich wieder für Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Qualität stehen.“ 

Palla bringe als designierte Bahnchefin dafür wichtige Erfahrung aus dem Regionalverkehr mit: „Jetzt hat sie die Chance, Vertrauen zurückzugewinnen und den Konzern neu aufzustellen. Dafür braucht es Tempo, Mut und klare Prioritäten“, betonte Mansoori. 

„Ein glückliches Händchen“ für die erste Frau an der Bahn-Spitze

Es gebe große Erwartungen: „Mehr Digitalisierung, schnellerer Ausbau, besserer Service – und ein echtes Bekenntnis zur Schiene. Wenn Bund, Länder und Bahn gemeinsam handeln, kann das gelingen“. Mansoori wünschte Palla „dafür viel Erfolg, Ausdauer und ein glückliches Händchen“. 

Pro Bahn sieht derweil das Festhalten von Bundesverkehrsminister Schnieder am Konzept der Generalsanierung kritisch. Demnach sollen bundesweit bis 2036 mehr als 40 besonders wichtige Strecken grundlegend modernisiert werden - mit entsprechend langen Streckensperrungen, so wie etwa bereits bei der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim geschehen. 

Vergleich mit der Instandhaltung eines Hauses

„Mit einer laufenden Instandhaltung wie in Österreich und der Schweiz funktioniert das besser“, sagte Zecher. Bei einem Haus werde auch nicht viele Jahre abgewartet, bis irgendwann ins Dach eindringendes Regenwasser bis in den Keller laufe. 

Der hessische Pro-Bahn-Vize forderte überdies eine Bildungsoffensive bei der Bahn. Sie müsse wieder mehr auf Erstausbildungen für Schulabgänger statt auf Umschulungen setzen. „Bei Umschülern ist die Fluktuation wesentlich größer“, sagte Zecher. Zudem müsse die Bahn für Fahrdienst und Instandhaltung auch mehr in ländlichen Regionen ausbilden, etwa in Mittelhessen. 

Wie werden Bahnhöfe sauberer?

Zur Ankündigung von Bundesverkehrsminister Schnieder, im Rahmen der Bahn-Strategie mit einem „Sofortprogramm“ mehr Sicherheit und Sauberkeit bei Bahnhöfen anzustreben, betonte Zecher, wichtig wäre, dass die Bahn hier wieder mehr eigenes Personal anstelle von Subunternehmen einsetzte.

Hinsichtlich der angestrebten Verbesserung der Fahrgastapp DB Navigator für eine bessere Kundenkommunikation verwies Zecher wieder auf die Personalnot der Bahn. Für die raschere Mitteilung von Verspätungen beispielsweise wären mehr Mitarbeiter nötig, die diese in die App einspeisen könnten - doch etwa in Stellwerken fielen viele Schichten mit noch vordringlicherer Arbeit aus.