Kreuzfahrtschiff „Disney Destiny“ kurz vor der Nordsee
Rückwärts mitten in der Nacht über die Ems Richtung Nordsee: Der neue Ozeanriese der Meyer Werft, die „Disney Destiny“, ist über die Ems überführt worden - wie das Manöver verlief und was nun ansteht.

Das Kreuzfahrtschiff wurde mit einem Feuerwerk verabschiedet.Lars Penning/dpa
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Mit dem Heck voran und mit der Hilfe zweier Schlepper hat das neugebaute Kreuzfahrtschiff der Papenburger Meyer Werft, die „Disney Destiny“, über die Ems fast die Nordsee erreicht. Am Samstagvormittag kam der rund 340 Meter lange Ozeanriese nach der rund 40 Kilometer langen Emspassage in Emden an. Weil das Schiff vor dem Zeitplan lag, musste es vor einem Sperrwerk zunächst warten, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur von vor Ort berichtete.
Obwohl das Manöver mitten in der Nacht begonnen hatte, verfolgten viele Schaulustige, wie das Schiff von Schleppern über Stunden rückwärts vom Werfthafen über den Fluss Richtung Meer bugsiert wurde.
Gegen Mitternacht hatte das Kreuzfahrtschiff die Dockschleuse an der Werft passiert. Mit einem Höhenfeuerwerk wurde das bunt beleuchtete Schiff verabschiedet, wie auf Bildern zu sehen war. Während der Morgenstunden passierte die „Disney Destiny“ dann die neue, geöffnete Friesenbrücke bei Weener und die Jann-Berghaus-Brücke in Leer. Nach der Pause am Vormittag soll sie durch das Emssperrwerk fahren. Nach der Emspassage und einer kurzen Einstellungsfahrt auf See soll die „Disney Destiny“ voraussichtlich am Sonntagmorgen im niederländischen Eemshaven ankommen. Dort ist nach Angaben der Werft die Endausrüstung und die Übergabe des Schiffes an die Reederei geplant.
Warum das Emssperrwerk geschlossen wird
Nach Angaben der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes wurde für die Überführung des Schiffes das Emssperrwerk bei Gandersum vollständig geschlossen, um den Fluss aufzustauen. Naturschützer kritisieren, dass die Ems für solche Schiffsüberführungen immer wieder aufgestaut wird. Sie klagen über Schäden an der Natur. Die Werft teilte mit, die Dauer der Passage werde stets möglichst kurzgehalten - auch um die Schifffahrt auf der Ems nicht zu beeinträchtigen.

Bei der Emsüberführung muss unter anderem die Friedensbrücke passiert werden.Lars Penning/dpa
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Wie bei den Überführungen der großen Meyer-Kreuzfahrtschiffe üblich, legte auch die „Disney Destiny“ die Emspassage rückwärts zurück. Die Schleppfahrt läuft mit einem Tempo von wenigen Knoten ab, also wenigen Kilometern pro Stunde. Diese Art der Überführung habe sich wegen der besseren Manövrierfähigkeit bewährt, teilte die Werft mit. Geleitet wurde auch diese Schiffsüberführung von der Lotensenbrüderschaft Emden, die die Passagen der großen Kreuzfahrtschiffe auf der Ems seit Jahren übernehmen.
Zahlreiche Schiffe für Disney gebaut
Die „Disney Destiny“ ist das dritte Schiff der sogenannten Wish-Klasse, das die Meyer Werft für den Disney-Konzern gebaut hat. Das Schiff verfügt über rund 1.250 Kabinen und bietet der Werft zufolge Platz für etwa 4.000 Passagiere. Wie ihre Schwesterschiffe „Disney Wish“ und „Disney Treasure“ ist die „Disney Destiny“ mit einem Antrieb mit Flüssigerdgas (LNG) ausgestattet, der die Emissionen im Vergleich zu althergebrachten Antrieben reduzieren soll.
Schon 2010 und 2011 baute die Meyer Werft zwei Kreuzfahrtschiffe für Disney. Im vergangenen Jahr bekam die schwer angeschlagene Werft vier weitere Aufträge von dem US-amerikanischen Unterhaltungskonzern, die von 2027 bis 2031 abgeliefert werden sollen. Voraussichtlich im November soll die „Disney Destiny“ zu ihrer ersten Reise aufbrechen.
Verzögerung bei Fertigstellung der „Disney Adventure“
Bei einem anderen von der Meyer Werft gebauten, neuen Kreuzfahrtschiff des Disney-Konzerns, der „Disney Adventure“, wird sich die Jungfernfahrt dagegen um Monate verschieben, wie kürzlich bekannt wurde. „Während wir an den letzten Details arbeiten, um die Disney Adventure unseren Gästen zu präsentieren, sind unerwartete Verzögerungen im Schiffbau aufgetreten“, sagte Joe Schott, Präsident von Disney Signature Experiences in einer Mitteilung. „Um sicherzustellen, dass das Erlebnis unseren hohen Qualitätsansprüchen entspricht, haben wir uns entschieden, den Zeitplan anzupassen.“

Zahlreiche Schaulustige beobachteten die Fahrt des bunt beleuchteten Schiffes.Lars Penning/dpa
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Die ursprünglich für den Dezember geplante Jungfernfahrt wurde auf den 10. März verschoben. Disney Cruise Line teilte mit, die betroffenen Gäste und Reisebüros zu kontaktieren, um flexible Umbuchungsmöglichkeiten anzubieten. Wie viele Reisende von der Verzögerung betroffen sind, ist nicht bekannt. Auch dazu, ob die Reederei etwa Schadenersatz oder eine Strafzahlung infolge der Verzögerung anstrebt, machte ein Sprecher auf Anfrage keine Angaben.
Die in Wismar gebaute rund 340 Meter lange „Disney Adventure“ gilt als eines der größten Kreuzfahrtschiffe weltweit. Nachdem die MV-Werften und ihr Eigner und Auftraggeber Genting Hongkong 2022 Insolvenz angemeldet hatten, stand die Fertigstellung des Schiffes lange infrage. Der Disney-Konzern ließ das Schiff schließlich fertig bauen und nach eigenen Wünschen umgestalten.