Wirtschaft

China deutet Nexperia-Exporte an - Aufatmen in Chip-Krise?

Die Lieferprobleme bei Nexperia könnten zunehmen - und damit auch die deutsche Autoindustrie treffen. China glaubt, den Schuldigen für die Probleme zu kennen.

01.11.2025

Das Handelsministerium gab den Niederlanden die Schuld an der Lage um Nexperia. (Archivbild) Johannes Neudecker/dpa

Das Handelsministerium gab den Niederlanden die Schuld an der Lage um Nexperia. (Archivbild) Johannes Neudecker/dpa

© Johannes Neudecker/dpa

Im Fall der Lieferprobleme beim niederländischen Hersteller Nexperia hat China mögliche Exporte von dringend benötigten Chips angedeutet. „Die unzulässige Intervention der niederländischen Regierung in interne Unternehmensangelegenheiten hat zum derzeitigen Chaos der globalen Produktions- und Lieferketten geführt“, teilte das Handelsministerium in Peking mit. 

China gab damit der Regierung in Den Haag die Schuld an den aktuellen Lieferproblemen. Weiter hieß es, man bitte Firmen, die Probleme hätten, das Ministerium zu kontaktieren. Die Behörde werde sich die Lage jener Unternehmen ansehen und Exporte zulassen, welche die entsprechenden Voraussetzungen erfüllten, hieß es in der Mitteilung. 

Aufatmen für die Hersteller? 

In Deutschland hatten die Lieferprobleme vor allem der Automobilindustrie für große Sorgen bereitet. „Die Situation könnte schon in naher Zukunft zu erheblichen Produktionseinschränkungen, gegebenenfalls sogar zu Produktionsstopps führen, falls die Lieferunterbrechung von Nexperia-Chips nicht kurzfristig behoben werden kann“, hieß es vom Verband der Automobilindustrie (VDA). 

VW-Finanzvorstand Arno Antlitz sagte jüngst, dem Autobauer bleibe nichts anderes übrig, als „von Tag zu Tag und von Woche zu Woche“ nach Ersatz zu suchen. Um künftig Lieferprobleme zu minimieren, plant die Branche eine Infoplattform für Halbleiter-Restbestände von Nexperia. Über sie sollen verfügbare Nexperia-Chip-Kapazitäten angeboten werden können

Ob die frische Ankündigung der Chinesen den Firmen nun mehr Sicherheit gibt, bleibt abzuwarten. Viele Fragen in dem Fall ließ die Behörde nämlich offen. Peking machte keine detaillierten Angaben, ob sich nur chinesische Firmen beim Handelsministerium melden sollen oder auch ausländische Unternehmen. 

Zu weiteren Details machte die Chinas Handelsministerium keine Angaben. (Archivbild) Johannes Neudecker/dpa

Zu weiteren Details machte die Chinas Handelsministerium keine Angaben. (Archivbild) Johannes Neudecker/dpa

© Johannes Neudecker/dpa

Zudem bleibt offen, welche Voraussetzungen gelten müssen, damit die Behörde den Export von Chips prüft und genehmigt. Erst am Freitag war bekanntgeworden, dass die Lieferprobleme bei Nexperia und damit die Folgen vor allem für die deutsche Autoindustrie zunehmen könnten. 

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur setzte Nexperia die Lieferung von Vorprodukten, sogenannten Wafern, an sein chinesisches Montagewerk aus. Halbleiter-Wafer sind für die Herstellung von Chips von großer Bedeutung. Das Unternehmen bestätigte, dass Kunden von Nexperia über den Schritt informiert worden seien. Weitere Angaben lehnte das Unternehmen ab. 

Wofür sind die Teile überhaupt wichtig?

Nexperia ist ein wichtiger Anbieter sogenannter diskreter Halbleiter. Das sind eher einfache Bauteile, die aber für die Wirtschaft unverzichtbar sind. Internen VW-Angaben zufolge entfallen rund 40 Prozent des weltweiten Angebots an Standardchips für die Automobilindustrie auf Nexperia. Die Halbleiter kommen häufig in elektronischen Steuergeräten von Fahrzeugelektroniksystemen zum Einsatz. In einem modernen Auto stecken Dutzende dieser Geräte.

Der Auslöser der Krise

Die Lieferprobleme bei Nexperia entstanden, nachdem die niederländische Regierung die Kontrolle über die von einer chinesischen Konzernmutter geführte Firma mit Sitz in Nimwegen übernommen hatte. China stoppte daraufhin die Ausfuhr von Nexperia-Produkten wie Chips für die Autoindustrie.

Nexperia hat nach eigenen Angaben die Lieferung von Wafern an seinen Montage- und Teststandort im chinesischen Dongguan ausgesetzt. (Archivbild)David Hammersen/dpa

Nexperia hat nach eigenen Angaben die Lieferung von Wafern an seinen Montage- und Teststandort im chinesischen Dongguan ausgesetzt. (Archivbild)David Hammersen/dpa

© David Hammersen/dpa

Grund für den Konflikt ist laut den Niederländern Missmanagement der chinesischen Unternehmensführung. Der Eingriff der Regierung bei Nexperia sei keine Maßnahme gegen China, hieß es. Chinas Handelsminister Wang Wentao hatte das Eingreifen laut Angaben aus Peking im Telefonat mit der niederländischen Seite kritisiert. Dies habe die Stabilität der globalen Lieferketten ernsthaft beeinträchtigt, sagte er. China fordere von den Niederlanden, die Angelegenheit schnellstmöglich zu lösen, hieß es.

Ankündigung aus den USA? 

Unterdessen berichteten mehrere Medien unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen, dass die US-Regierung ankündigen wolle, Nexperias Niederlassung in China werde wieder Chips liefern. Das „Wall Street Journal“ führte die geplante Bekanntmachung auf die Gespräche zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping zurück. Dabei hätten beide Seiten eine Rahmenvereinbarung getroffen.

Xi und Trump hatten sich am Rande des Gipfels der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) im südkoreanischen Gyeongju getroffen. Dabei sagte China zu, eine geplante Ausweitung seiner Exportkontrollen auf seltene Erden auszusetzen. Die USA wollen dafür Zölle, die Washington wegen Chinas Rolle in der US-Drogenkrise um das Opioid Fentanyl eingeführt hatte, auf zehn Prozent senken. Außerdem will Washington jüngste Restriktionen gegen Tochterunternehmen chinesischer Firmen rückgängig machen.

Was wird aus der EU? 

Sollte China wieder erlauben, Nexperia-Chips in die USA zu liefern, bliebe die Frage, ob es auch Zugeständnisse an Europa geben könnte. Laut EU-Handelskommissar Maros Sefcovic sprachen Vertreter Brüssels und hohe Beamte des chinesischen Handelsministeriums miteinander, wie der Slowake auf der Online-Plattform X schrieb. China habe dabei bestätigt, dass die Aussetzung der Exportkontrollen auf seltene Erden auch für Europa gelte. 

„Beide Seiten bekräftigten ihre Entschlossenheit, sich weiterhin für eine Verbesserung der Umsetzung der Exportkontrollpolitik einzusetzen“, schrieb er weiter. Auf den Fall Nexperia ging er nicht ein. Das Handelsministerium in Peking machte zunächst keine Angaben zu den Gesprächen in Brüssel.