Politik Inland

Wüst kritisiert russisches Verfahren gegen Künstler Tilly

Jacques Tilly ist für seine bissig-satirischen Mottowagen im Düsseldorfer Rosenmontagszug bekannt. Moskau macht ihm in Abwesenheit den Prozess. Das Verfahren stößt auf heftige Kritik.

19.12.2025

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kritisiert das russische Strafverfahren gegen Jacques Tilly scharf. (Archivbild)Oliver Berg/dpa

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kritisiert das russische Strafverfahren gegen Jacques Tilly scharf. (Archivbild)Oliver Berg/dpa

© Oliver Berg/dpa

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat das russische Strafverfahren gegen den deutschen Bildhauer Jacques Tilly scharf kritisiert und zur Solidarität mit betroffenen Künstlern aufgerufen. „Kunst und Karneval sind gelebter Ausdruck unserer demokratischen Meinungsfreiheit“, sagte der NRW-Regierungschef der „Rheinischen Post“ (Samstag). 

„Dass Russland jetzt gegen Jacques Tilly wegen seiner Mottowagen ein Strafverfahren eingeleitet hat, offenbart wieder einmal, dass Despoten und Autokraten Kunst immer dann fürchten, wenn sie sich nicht vereinnahmen lässt“, erklärte er. Karneval stehe für Lebensfreude, Vielfalt der Gesellschaft und auch die ausgelassene Respektlosigkeit gegenüber Autoritäten. 

Kunstfreiheit ein „Schatz einer freien Gesellschaft“

Das Grundrecht der Kunstfreiheit sei kein Gnadenrecht, das gewährt oder verweigert werden könne. Es sei ein wichtiger und immer neu zu sichernder „Schatz einer freien Gesellschaft“. „Gerade in Zeiten, in denen autoritäre Regime weltweit versuchen, Kritik zum Schweigen zu bringen, ist unsere Solidarität mit freien Künstlerinnen und Künstlern unverzichtbar“, sagte er. 

Die russische Justiz hat ein Strafverfahren gegen Tilly wegen seiner Karnevalswagen mit Abbildungen von Kremlchef Wladimir Putin im Karneval eingeleitet. Tilly wird nach Gerichtsangaben Verunglimpfung der russischen Armee vorgeworfen. Die erste Anhörung ist für den 24. Dezember angesetzt. 

Tilly nannte das Verfahren lächerlich, denn er habe die russische Armee nie erwähnt, wohl aber umso öfter den Despoten Putin. Er werde als Karnevalist auf das Verfahren reagieren: „Kurz vor Rosenmontag ist das ein ungünstiger Zeitpunkt für Demagogen und Despoten. Da ist uns anscheinend ein kapitaler Hirsch vor die Flinte gelaufen“, sagte Tilly, der seit 1984 Karnevalswagen in Düsseldorf entwirft und baut. Sie sorgten schon mehrfach für Aufsehen.

Erwartungen an nächsten Rosenmontagszug

Ministerpräsident Wüst ist auf die Reaktion im Düsseldorfer Rosenmontagszug gespannt: „Ich bin mir sicher: Dieses Strafverfahren wird ihm Inspiration sein, auf die wir uns beim nächsten Rosenmontagszug freuen können“, sagte er der „Rheinischen Post“ weiter. Tilly stehe seit über 30 Jahren für Meinungsstärke und Mut. Er scheue keine Institution, Staatsmacht oder Autorität.

Jacques Tilly will als Karnevalist auf das russische Strafverfahren reagieren. (Archivbild)Oliver Berg/dpa

Jacques Tilly will als Karnevalist auf das russische Strafverfahren reagieren. (Archivbild)Oliver Berg/dpa

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