Politik Inland

Was Hessens Städte für Kita-Erzieher tun

Viele Städte in Hessen suchen Erzieher und Erzieherinnen für ihre Kitas. Frankfurt setzt dabei auf mehr Geld. In Bad Homburg wirbt die Stadt Mitarbeiter aus dem Ausland an. Wie gut funktioniert das?

24.11.2025

In Bad Homburg werden Fachkräfte aus dem Ausland angeworben. (Symbolbild)Uwe Anspach/dpa

In Bad Homburg werden Fachkräfte aus dem Ausland angeworben. (Symbolbild)Uwe Anspach/dpa

© Uwe Anspach/dpa

Städte in Hessen setzen auf verschiedene Maßnahmen, um Erzieherinnen und Erzieher für Krippen und Kindergärten anzuwerben oder sie im Beruf zu halten. Die Stadt Frankfurt versucht es mit mehr Geld - in Bad Homburg werden Fachkräfte aus dem Ausland angeworben. 

„Mittlerweile arbeiten mehr als 30 Fachkräfte aus Spanien, Süd- und Mittelamerika und Namibia für die Stadt Bad Homburg“, sagt Eva Jethon, Fachbereichsleitung für städtische Kindertagesstätten. „Ihre Erfahrungen, ihre Freude an der Arbeit mit Kindern und ihr Engagement sind eine große Bereicherung für unsere Teams und die Kinder.“ Es sei wichtig, dass die Fachkräfte aus dem Ausland von Anfang an das Gefühl haben, willkommen zu sein, betont Jethon.

Bad Homburg im Hochtaunuskreis sei mit dem Programm seit 2020 bundesweit Vorreiter. Waren zuvor nach Stadtangaben noch mehr als 300 Stellen offen, sind es jetzt nur noch 5. Im nächsten Jahr setze die Stadt das Projekt vorübergehend aus, weil genügend Stellen besetzt seien. 

Einige Erzieherinnen gründen Familien in Bad Homburg

„Auch privat sind die Fachkräfte gut angekommen, einige haben ihre Familie hierher geholt, andere haben Partner hier gefunden und zwei sind bereits Mütter geworden und nach der Elternzeit wieder bei uns in den Kitas eingestiegen“, berichtet Fachbereichsleiterin Jethon von ihren Erfahrungen mit ausländischen Fachkräften in Bad Homburgs Kitas. 

Sprachkurse finanziere die Stadt. Ziel sei, dass die Fachkräfte ein Sprachniveau erreichen, das auch für die Universität reichen würde. Bisher sei das bei nur einer Mitarbeiterin nicht gelungen. 

Um weitere Fachkräfte anzuwerben, seien Jethon und ihre Kollegen bei jeder Messe der pädagogischen Fachschulen dabei, hätten ihren Internetauftritt neu gestaltet und nähmen an einer Info-Nacht für künftige Auszubildende teil. 

Die Stadt Frankfurt will auf mehr Geld setzen, um Erzieherinnen zu halten und anzuwerben. (Symbolbild)Arne Dedert/dpa

Die Stadt Frankfurt will auf mehr Geld setzen, um Erzieherinnen zu halten und anzuwerben. (Symbolbild)Arne Dedert/dpa

© Arne Dedert/dpa

Frankfurt setzt auf Bonuszahlungen

Frankfurt setzt ebenso auf Berufsbildungstage, aber in Hessens Metropole sind hohe Mieten und Lebenshaltungskosten ein Problem für Erzieherinnen und Erzieher. Daher soll es für pädagogisches Personal in der Kinderbetreuung in Frankfurt ab Januar 2026 mehr Geld geben - 200 Euro brutto pro Monat. „Es geht darum, dass wir die Qualität halten, sichern und auch steigern“, sagte Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). 

Dem Vorhaben muss die Stadtverordnetenversammlung allerdings noch zustimmen. Das Pilotprojekt ist laut Stadt auf fünf Jahre befristet - und der Effekt auf die Bindung und Gewinnung von Personal wird bewertet. 

Gewerkschaften und Städte- und Gemeindebund reagieren unterschiedlich

Kritik kommt etwa vom Städte- und Gemeindebund in Hessen. „Frankfurt darf jetzt nicht zulasten der anderen Kommunen und Kita-Träger die Preise verderben“, sagte David Rauber, Geschäftsführer vom Städte- und Gemeindebund in Hessen. 

Auch von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hessen kommt Kritik: Geld allein könne den Fachkräftemangel nicht beheben. Es müssten auch strukturelle Probleme mit Ausbildungskapazitäten, Arbeitsbelastungen und der Qualifizierung von Quereinsteigern gelöst werden. 

Der Frankfurter Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Philipp Jacks, sieht die Zulage für Kita-Personal in Frankfurt dagegen positiv: „Die Kita-Zulage wird mehr Fachkräfte gewinnen, sorgt also für eine stabilere Kinderbetreuung, und davon profitieren alle Beschäftigte, auch diejenigen ohne Kinder.“ Zudem gleiche der Zuschuss die im Vergleich zum ländlichen Raum geringere Kaufkraft von Erzieherinnen und Erziehern in Städten aus. Auch die Gewerkschaft Verdi befürwortet das Frankfurter Vorhaben - und fordert wegen der hohen Lebenshaltungskosten eine Zulage von 300 Euro für alle Beschäftigten der Stadt. 

Viele Kommunen in Hessen suchen Erzieherinnen und Erzieher. (Symbolbild) Maximilian von Klenze/dpa

Viele Kommunen in Hessen suchen Erzieherinnen und Erzieher. (Symbolbild) Maximilian von Klenze/dpa

© Maximilian von Klenze/dpa

Keine Zuschläge in Wiesbaden, Kassel und Darmstadt 

In Darmstadt gebe es derzeit keine Planungen für Zulagen für pädagogische Kräfte in Kitas, sagt Bürgermeisterin Barbara Akdeniz (Grüne) auf Anfrage. „Der Frankfurter Vorstoß wird sehr kritisch bewertet, weil er zum einen am Fachkräftemangel selbst gar nichts ändert und zum anderen die umliegenden Kommunen gezwungen werden, über eigene Zulagen nachzudenken und nachzuziehen, um deren Fachpersonal nicht an die Stadt Frankfurt zu verlieren.“

Die südhessische Stadt setzt auf Assistenzkräfte und deren Qualifizierung. In den städtischen Kitas fehlen laut Verwaltung etwas mehr als 80 Vollzeitkräfte.

Auch Kassel und Wiesbaden planen keine Bonuszahlungen, teilen Stadtsprecher auf Anfrage mit. „Tipps zur Wohnungssuche und anderen Fragen zur Verlagerung des Lebensmittelpunkts nach Kassel werden bei Bedarf gerne gegeben, es werden aber keine bevorzugenden Angebote gemacht“, sagt eine Stadtsprecherin. Nachwuchskräfte bilde die Stadt verstärkt selbst aus. Auch in Kassel würden zur Entlastung Unterstützungskräfte wie Kita-Assistenzen eingestellt.

Die Landeshauptstadt zahle nach Tarif, heißt es von der Stadt Wiesbaden. Kita-Fachkräfte erhielten Jobtickets und gesundheitsfördernde Maßnahmen, „die nach unseren Erfahrungen einen wesentlichen Anteil zur Mitarbeiterakquise und zur Mitarbeiterbindung beitragen“, ergänzt ein Stadtsprecher.

Zahlreiche offene Stellen in Hanauer Kitas wieder besetzt

Die Stadt Hanau hat neun Kolumbianerinnen und eine Brasilianerin, die alle ihre Anerkennung zur Fachkraft erhalten haben, für die Betreuung in den Kitas gewonnen. Alle zehn wurden mit unbefristeten Arbeitsverträgen übernommen, wie die Stadtverwaltung mitteilt.

Nach Angaben der Stadt gibt es zahlreiche Maßnahmen zur Mitarbeiter-Gewinnung, unter anderem wöchentliche Vorstellungsgespräche mit direkten mündlichen Zusagen bei erfolgreichen Gesprächen sowie betriebsbedingte Benefits. „Aufgrund eines Zusammenspiels dieser Maßnahmen sowie einer Verkürzung der Öffnungszeiten, durch die nun mehr Kinder betreut werden können und die Stadt dem Fachpersonal bessere Arbeitszeiten anbieten kann, konnten die vor noch rund zwei Jahren 50 offenen Stellen auf mittlerweile 10 bis 15 reduziert werden“, berichtete eine Sprecherin.