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Verkauf beginnt - In Geisterdörfer soll wieder Leben kommen

Neue Chancen für alte Dörfer: Demnächst werden erstmals leerstehende Häuser am Braunkohletagebau Garzweiler zum Kauf angeboten. Erkelenz möchte Interessenten mit Bezug zur Stadt Priorität geben.

14.09.2025

Voraussichtlich im Herbst beginnt der Verkauf für die leerstehenden Häuser in den fünf geretteten Dörfern am Braunkohletagebau Garzweiler. Henning Kaiser/dpa

Voraussichtlich im Herbst beginnt der Verkauf für die leerstehenden Häuser in den fünf geretteten Dörfern am Braunkohletagebau Garzweiler. Henning Kaiser/dpa

© Henning Kaiser/dpa

Voraussichtlich im Herbst beginnt der Verkauf der leerstehenden Häuser in den fünf geretteten Dörfern am Braunkohletagebau Garzweiler. Dann sollen die Exposés der ersten zum Verkauf stehenden Immobilien auf Immobilienportalen im Internet veröffentlicht werden. „Dabei wird es sich um mehrere Dutzend Anwesen handeln“, teilte ein Sprecher von RWE Power mit. 

In den Dörfern Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich und Berverath auf dem Gebiet der Stadt Erkelenz gehören insgesamt 554 Anwesen dem Energieunternehmen RWE Power. Das entspricht einem Anteil von 91 Prozent, wie aus einer Vereinbarung zwischen der Stadt, dem Land Nordrhein-Westfalen und RWE Power hervorgeht. Nur wenige Häuser sind bewohnt. Der Tagebau Garzweiler wird in der Nähe des Dorfs Keyenberg noch bis mindestens Ende 2030 Kohle fördern. Im Anschluss soll das große Loch mit Wasser gefüllt und im Lauf mehrerer Jahrzehnte in einen See verwandelt werden. 

Leere Straßen, heruntergelassene Rollläden 

Zum vielfältigen Bestand gehören Gebäude aus Backstein, Einfamilienhäuser aus der Nachkriegszeit und historische Vierkanthöfe. Sie stehen in den Geisterdörfern teils seit Jahren leer. Dort wuchert in den Gärten das Grün, in den Häusern sind die Rollläden heruntergelassen. Als 2022 der Ausstieg aus der Braunkohle vorgezogen wurde, hatten die meisten Bewohner schon verkauft. Die Region liegt etwa 35 Kilometer von Düsseldorf entfernt. 

In den Dörfern haben zunächst frühere Besitzer oder deren Kinder eine zeitlich befristete Vorkaufoption. Dann sieht das „Erkelenzer Modell“ vor, dass ein bestimmter Personenkreis bei gleichen Konditionen bevorzugt zum Zuge kommt. Dies sind Einwohner von Erkelenz, dort Berufstätige und frühere Bewohner der fünf Dörfer. Parallel sind Bewerbungen von außerhalb möglich. Die Stadt Erkelenz will ebenfalls kaufen, etwa Grün- und Verkehrsflächen und Grundstücke für die soziale Infrastruktur wie Kindergärten, um die Wiederbelebung der Dörfer zu unterstützen.

Interessenten könnten sich bereits jetzt unter Vermarktung@RWE.com melden, erklärte RWE. Die Zahl der bereits registrierten Interessenten liege im unteren dreistelligen Bereich. Der Verkauf aller Anwesen werde vermutlich mehrere Jahre dauern, meinen Stadt Erkelenz und RWE. 

Wertermittlung 

„Aktuell ermitteln unabhängige, externe Sachverständige einen marktgerechten und angemessen Wert der Immobilien für den anstehenden Vermarktungsprozess“, sagte ein RWE-Sprecher. Dabei werde der derzeitige Gebäudezustand berücksichtigt. 

In Bürgewald - bis vor einem Jahr „Morschenich“ - am Tagebau Hambach plant die Gemeinde Merzenich, wie es weitergeht. Henning Kaiser/dpa

In Bürgewald - bis vor einem Jahr „Morschenich“ - am Tagebau Hambach plant die Gemeinde Merzenich, wie es weitergeht. Henning Kaiser/dpa

© Henning Kaiser/dpa

Auch am benachbarten Tagebau Hambach startet ein verlassenes Dorf in die Zukunft. In Bürgewald - es hieß bis vor einem Jahr Morschenich - ist die Gemeinde Merzenich am Zug. Sie plant, Grundstücke in Erbpacht-Modellen zu vergeben. „Interessent:innen melden sich fast täglich“, teilte die Gemeinde mit. Am „Dorf der Zukunft“, das in Bürgewald entstehen soll, bestehe ungebrochen großes Interesse.

 RWE Power will im Herbst mit dem Verkauf Hunderter leerstehender Häuser in geretteten Dörfern am Tagebau Garzweiler beginnen. (Archivbild)Henning Kaiser/dpa

RWE Power will im Herbst mit dem Verkauf Hunderter leerstehender Häuser in geretteten Dörfern am Tagebau Garzweiler beginnen. (Archivbild)Henning Kaiser/dpa

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