Treitschkestraße heißt bald Betty-Katz-Straße
Die Treitschkestraße in Berlin-Steglitz bekommt einen neuen Namen. Sie soll nicht mehr an einen Historiker erinnern, der für seinen Antisemitismus in der Kritik steht.

Die Treitschkestraße in Steglitz-Zehlendorf wird umbenannt. (Archivbild)Jonathan Penschek/dpa
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Nach jahrelangen Diskussionen wird die Treitschkestraße in Berlin-Steglitz Anfang Oktober in Betty-Katz-Straße umbenannt. Die offizielle Umbenennung ist nach Angaben des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf für den 1. Oktober vorgesehen.
„Es ist ein wichtiger und richtiger Schritt, Antisemiten aus dem Stadtbild zu entfernen und Betty Katz als Direktorin des jüdischen Blindenheims in Berlin-Steglitz mit der Straßenbenennung in die Erinnerungskultur des Bezirkes aufzunehmen und zu würdigen“, sagte Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg (Grüne).
Treitschke gilt als ein Wegbereiter des Antisemitismus
Heinrich von Treitschke (1834 bis 1896) war Geschichtsprofessor unter anderem in Berlin. Er stand bereits zu seiner Zeit für seine nationalistischen und antisemitischen Ansichten in der Kritik. Seine Formulierung „Die Juden sind unser Unglück“ griffen die Nazis später auf. Treitschke gilt als ein Wegbereiter des politischen Antisemitismus in Deutschland.
Betty Katz wurde 1872 in Posen geboren. Sie war Direktorin des jüdischen Blindenheims in der Steglitzer Wrangelstraße. Sie wurde Opfer des Holocaust und starb im Juni 1944 im Konzentrationslager Theresienstadt.
Nach der Umbenennung soll die Betty-Katz-Straße für sechs Monate weiter als Treitschkestraße erkennbar sein, so das Bezirksamt. Bis dahin ist eine Doppelbeschilderung vorgesehen - mit rot durchgestrichenem Namen auf den „Treitschkestraße“-Schildern.
290 Straßen und Plätze aufgelistet
In Berlin sind schon mehrfach Straßennamen mit judenfeindlichen Bezügen umbenannt worden. Unter anderem wurde aus dem Maerckerweg in Lankwitz der Maria-Rimkus-Weg und aus dem früheren Elkartsweg im Bezirk Spandau der Erna-Koschwitz-Weg.
Der Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus, Samuel Salzborn, hatte im Dezember 2021 ein Dossier vorgelegt, in dem 290 Straßen und Plätze aufgelistet sind. Ihre Namensgeber sind nach historischen Persönlichkeiten benannt, die als Antisemiten gelten, sich antisemitisch geäußert oder judenfeindliche Ressentiments vertreten haben sollen.
Erst Ende August war die frühere Mohrenstraße in Berlin-Mitte umbenannt worden. Sie heißt inzwischen Anton-Wilhelm-Amo-Straße. Der neue Name geht auf den aus Westafrika stammenden Gelehrten Anton Wilhelm Amo zurück, der im 18. Jahrhundert lebte. Er gilt als erster schwarzer Philosoph und Jurist an deutschen Universitäten. Der Bezirk und mehrere Initiativen trieben die Umbenennung voran, weil der Begriff „Mohr“ als rassistisch gilt.