Politik Inland

Suizidversuche und Selbstverletzungen in Flüchtlingsheimen

Wiederholt kommt es zu Verzweiflungstaten in der Erstaufnahmeeinrichtung in Hessen. Experten versuchen traumatisierten Flüchtlingen zu helfen. Welche Angebote gibt es für sie?

29.09.2025

Krieg, Verlust, Flucht: Geflohene in Hessen leiden oft unter traumatischen Erlebnissen. (Symbolbild)Boris Roessler/dpa

Krieg, Verlust, Flucht: Geflohene in Hessen leiden oft unter traumatischen Erlebnissen. (Symbolbild)Boris Roessler/dpa

© Boris Roessler/dpa

In Hessens Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge hat es laut Innenministerium in den vergangenen zwei Jahren zwar keine Suizide, aber zahlreiche Selbstverletzungen und Suizidversuche gegeben. Insgesamt 36 solche Fälle seien bekanntgeworden, teilte Innenminister Roman Poseck (CDU) auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Landtagsfraktion mit. „Bei der Dokumentation wird nicht zwischen Selbstverletzungen und Suizidversuchen unterschieden“, ergänzte er.

Während Abschiebe- und Überstellungsversuchen von abgelehnten Asylbewerbern in Hessen seien 2023 und 2024 zwei Suizidversuche und eine Selbstverletzung registriert worden. In der Abschiebehafteinrichtung in Darmstadt-Eberstadt kam es währenddessen laut Poseck zu einem Suizidversuch und neun Selbstverletzungen. 

Grüne: Drohende Abschiebung verstärkt oft psychische Belastung

Die Grünen-Fraktion hatte in ihrer Anfrage von oft traumatischen Heimat- und Fluchterfahrungen der Asylbewerber in Hessen gesprochen. „Die psychische Belastung dieser Erlebnisse wird durch Unterbringung in Sammelunterkünften, ungewisse Bleibeperspektiven und drohende Abschiebungen häufig noch verstärkt“, ergänzten die Grünen. Daher könne es zu psychischen Erkrankungen mit schlimmstenfalls Selbstverletzungen oder Suiziden kommen.

Das zuständige Regierungspräsidium Gießen teilte der Deutschen Presse-Agentur zu den acht Standorten der Erstaufnahmeeinrichtung in Hessen mit, Psychosoziale Zentren koordinierten die Betreuung traumatisierter Flüchtlinge. Die Einrichtungen leisteten individuelle akute Krisenhilfe und unterstützen die Geflohenen bei der Gewinnung einer inneren Stabilität. Gruppenangebote für sie umfassten etwa „ein psychoanalytisch orientiertes Malangebot speziell für Kinder sowie Wander-, Koch- und Sportgruppen für Männer und Frauen“.

Behörde: Niedrigschwellige Angebote der Psychosozialen Zentren 

Die niedrigschwelligen Angebote ermöglichen es laut dem Regierungspräsidium den Asylbewerbern mit Erfahrungen von Krieg, Verlust und Flucht, „für kurze Zeit Sorgen und Ängste loszulassen. Gleichzeitig bilden sie den Auftakt für einen längeren Weg hin zu mehr psychosozialem Wohlbefinden.“