Politik Inland

Siegerentwurf zur Bornplatzsynagoge eng am Original

Während der Novemberpogrome 1938 von den Nazis zerstört, soll die Bornplatzsynagoge im Hamburger Grindelviertel wiederaufgebaut werden. Wie genau - dazu gibt es jetzt eine wegweisende Entscheidung.

19.09.2025

Der Siegerentwurf zum Wiederaufbau der Synagoge orientiert sich eng an dem von den Nazis zerstörten jüdischen Gotteshaus.David Hammersen/dpa

Der Siegerentwurf zum Wiederaufbau der Synagoge orientiert sich eng an dem von den Nazis zerstörten jüdischen Gotteshaus.David Hammersen/dpa

© David Hammersen/dpa

Im Hamburger Grindelviertel soll die Bornplatzsynagoge eng an dem von den Nazis zerstörten Original orientiert wiederaufgebaut werden. Der jetzt vorgestellte Siegerentwurf des Architekturwettbewerbs sieht einen rund 40 Meter hohen Kuppelbau sowie mehrere eher nüchtern gehaltene Nebengebäude aus Backstein vor, in denen unter anderem die Gemeindeverwaltung, ein Café und eine eigene Reformsynagoge für das liberale Judentum untergebracht werden sollen.

Mit der einstimmigen Kür des Entwurfs des Leipziger Architektenbüros Schulz und Schulz sowie den Berliner Haberland Architekten und POLA Landschaftsarchitekten durch die 27-köpfige Jury sei ein „weiterer großer Schritt zum Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge“ erreicht, „um einen zentralen Ort für das jüdische Leben und die jüdische Kultur in unserer Stadt zu schaffen“, ließ Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) - derzeit in Kanada - in einer Videobotschaft wissen.

Neue Bornplatzsynagoge soll gläserne Kuppel bekommen

Der Siegerentwurf überzeuge durch kluge und zukunftsweisende Konzepte: „für die Rekonstruktion, unsere künftige Nutzung und den verantwortungsvollen Umgang mit Offenheit einerseits und notwendiger Prävention andererseits“, sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, Philipp Stricharz.

Ein „Superlativ“ sei die gläserne Kuppel der Synagoge, die für Transparenz stehe, sagte der Vorsitzende der Stiftung Bornplatzsynagoge, Daniel Scheffer. Andererseits ermögliche der Entwurf „mit seiner historisierten Fassade die Verbindung zur Vergangenheit, zu unseren Vorfahren, zu unserer Geschichte“. Auch seien keine Zäune vorgesehen, was zeige, „dass jüdisches Leben nicht hinter Zäune gehört“, sagte Scheffer.

Mit dem Wiederaufbau der Synagoge signalisierten die Stadt und die Jüdische Gemeinde über die Landesgrenzen hinweg: „Jüdisches Leben gehört zu unserer Heimatstadt“, sagte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) zeigte sich sicher: „Die Bornplatzsynagoge wird erneut zu Hamburgs jüdischem Zentrum: lebendig, selbstbewusst und sichtbar.“ 

Bund gab bis lang 13 Millionen Euro für Wiederaufbau

Die Architektur sei feingliedrig, differenziert und knüpfe an die Materialität und Maßstäblichkeit der Nachbarschaft an, betonte Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing. „Die Entwurfsverfasser schaffen es, auf eine sehr feinfühlige Art und Weise die historische Synagoge wiederaufzubauen, ihr die gewünschte historische Anmutung zu geben und zusammen mit der liberalen Synagoge, neuen Wohnungen, einer Bibliothek und einem Gemeindesaal ein stimmiges Gesamtensemble entstehen zu lassen.“

Der Bund habe sich seit 2020 mit 13 Millionen Euro an dem Wiederaufbauprojekt beteiligt, sagte der Hamburger CDU-Abgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Christoph de Vries. Auch die Kosten des Architekturwettbewerbs seien so gestemmt worden.

Fertigstellung und Gesamtkosten noch nicht absehbar

Wann mit dem Bau der Synagoge begonnen werden könne, lasse sich noch nicht seriös voraussagen, sagte Senatskanzleichef Jan Pörksen. Auf Grundlage des Entwurfs gehe man nun in die weitere Vorplanung. Auch über die Kosten des Wiederaufbaus wolle er nicht spekulieren. 

Nächster sichtbarer Schritt werde der Abriss des Hochbunkers sein, der noch im Zweiten Weltkrieg auf dem Bornplatz errichtet worden sei und heute noch von der Universität genutzt werde. Hierzu sei man in enger Abstimmung mit der Wissenschaftsbehörde, der Universität und dem Bezirk, sagte Pörksen. 

Wiederaufbau sei Sieg des jüdischen Lebens über Barbarei der Nazis 

Die Bornplatzsynagoge war einst mit 1.200 Plätzen das größte jüdische Gotteshaus in Norddeutschland. 1908 im Hamburger Grindelviertel eingeweiht, setzten Nationalsozialisten die Synagoge während der Novemberpogrome 1938 in Brand und verwüsteten sie. Ein Jahr später musste sie zwangsweise und auf Kosten der jüdischen Gemeinde abgerissen werden.

„Damals zerstörten Hamburger die Bornplatzsynagoge – heute bauen Hamburger sie wieder auf“, sagte der Vorsitzende der Stiftung Bornplatzsynagoge, Daniel Scheffer. „Es ist der Sieg der Demokratie und des jüdischen Lebens vor der Barbarei der Nazis.“ Der Wiederaufbau erfülle die Sehnsucht der Jüdinnen und Juden nach Gleichberechtigung und Sicherheit.

Die wiederaufgebaute Synagoge und mehrere Nebengebäude sollen das jüdische Leben im Grindelviertel wieder sichtbar machen.  David Hammersen/dpa

Die wiederaufgebaute Synagoge und mehrere Nebengebäude sollen das jüdische Leben im Grindelviertel wieder sichtbar machen. David Hammersen/dpa

© David Hammersen/dpa

Neben der orthodoxen Bornplatzsynagoge soll auch das liberale Judentum mit einer eigenen Reformsynagoge im neuen Zentrum der jüdischen Gemeinde vertreten sein.   David Hammersen/dpa

Neben der orthodoxen Bornplatzsynagoge soll auch das liberale Judentum mit einer eigenen Reformsynagoge im neuen Zentrum der jüdischen Gemeinde vertreten sein. David Hammersen/dpa

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Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing präsentiert den Siegerentwurf.David Hammersen/dpa

Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing präsentiert den Siegerentwurf.David Hammersen/dpa

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