Politik Inland

Schüler gegen Wehrdienstpläne: „Perspektiven, keine Befehle“

Die Aussicht, möglicherweise künftig Wehrdienst leisten zu müssen, treibt auch in Thüringen junge Menschen auf die Straße. Bei der Demo in Erfurt sind aber auch ältere Teilnehmer dabei. Warum?

05.12.2025

Mehrere Hundert Menschen kamen für die Demo in Erfurt zunächst auf dem Theaterplatz zusammen und zogen dann durch die Stadt.Marie Frech/dpa

Mehrere Hundert Menschen kamen für die Demo in Erfurt zunächst auf dem Theaterplatz zusammen und zogen dann durch die Stadt.Marie Frech/dpa

© Marie Frech/dpa

Mit Plakaten und Redebeiträgen haben auch in Thüringen Schülerinnen und Schüler gegen Pläne zu Änderungen beim Wehrdienst demonstriert. In Erfurt kamen am Vormittag mehrere Hundert junge Menschen, aber auch Eltern und andere Erwachsene zunächst am Theaterplatz zusammen. Von dort aus zogen sie mit Trillerpfeifen und von der Polizei begleitet an einigen Schulen vorbei durch die Stadt. Einer Polizeisprecherin zufolge verlief die Demo ruhig. Schätzungsweise 670 Protestierende seien beteiligt gewesen.

Die schwarz-rote Koalition hatte sich auf einen zunächst freiwilligen Wehrdienst geeinigt. Dafür müssen alle 18-jährigen Männer Fragebögen ausfüllen und zu einer Musterung erscheinen. Im Bundestag votierte eine Mehrheit für das Vorhaben, der Bundesrat muss noch zustimmen. 

Gegen die Pläne rief die Initiative „Schulstreik gegen Wehrpflicht“ zu Demonstrationen auf. In vielen deutschen Städten gehen daher junge Menschen auf die Straße. Einige der Proteste begannen bereits am Vormittag.

Teilnahme dank Freistellung

„Ich bin gegen diese Uniformität wegen des Prozesses der Militarisierung“, sagte etwa der 18-jährige Demo-Teilnehmer Arthur in Erfurt, der seinen Nachnamen nicht nennen wollte. Er selbst studiere zwar inzwischen, wolle aber seine ehemaligen Mitschüler beim Protest unterstützen. Viele Schülerinnen und Schüler vor Ort erklärten, dass sie sich für die Teilnahme an der Demo hätten freistellen lassen können und dass Lehrer und die Schulleitungen Verständnis für ihr Anliegen hätten. 

Im Vorfeld gab es auch Diskussionen darüber, wie Schulen damit umgehen, wenn die Kinder und Jugendliche zur Demo statt zum Unterricht gingen. Auch die Fehlstunden könnten die Konsequenz sein. 

„Perspektiven, keine Befehle“

In Redebeiträgen verwiesen die Demonstranten und Demonstrantinnen in Erfurt darauf, dass sie nicht lernen wollten, wie man töte und dass sie ihre Selbstbestimmung durch die Pläne eingeschränkt sähen. Sie übten auch Kritik an maroden Schulen und Umweltverschmutzung, mit der ihre Zukunft aufs Spiel gesetzt werde. 

Auf Plakaten waren Slogans zu lesen wie „Wir wollen Perspektiven, keine Befehle“. Am Protestzug beteiligten sich zudem verschiedene Jugendorganisationen.

Teilweise waren auch Eltern mit ihren Kindern zu der Demo in Erfurt gekommen. Eine Mutter, die ihren Namen nicht nennen wollte, erklärte, sie habe für die Teilnahme ihren Sohn in der Schule freistellen lassen. „Ich möchte nicht, dass andere über das Leben meiner Kinder bestimmen“, erklärte die Frau.

Auch in Jena sammelten sich mehrere Hundert Schüler auf dem Holzmarkt mit selbstgemalten Transparenten. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf 1.500. Größere Vorkommnisse habe es nicht gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Geplant waren Demonstrationen für den späteren Mittag etwa auch in Weimar und Gotha.

Auch in Jena demonstrierten viele junge Menschen gegen.Martin Schutt/dpa

Auch in Jena demonstrierten viele junge Menschen gegen.Martin Schutt/dpa

© Martin Schutt/dpa