Politik Inland

Protest gegen Reformpläne der Evangelischen Kirche

Die Evangelische Kirche der Pfalz will Reformen anschieben. Doch in vielen Leitungsgremien regt sich Widerstand. Was dabei im Fokus steht.

18.11.2025

So wie in der Protestantischen Kirche in Freinsheim werden derzeit in vielen Gemeinden in der Pfalz Unterschriften gegen die Pläne der Evangelischen Kirche gesammelt, den Gemeinden den Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts zu entziehen. Katja Sponholz/dpa

So wie in der Protestantischen Kirche in Freinsheim werden derzeit in vielen Gemeinden in der Pfalz Unterschriften gegen die Pläne der Evangelischen Kirche gesammelt, den Gemeinden den Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts zu entziehen. Katja Sponholz/dpa

© Katja Sponholz/dpa

Wenige Tage vor der Herbst-Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz weitet sich der Protest gegen die geplante Strukturreform weiter aus. Die neu gegründete Initiative „Pro Presbyterium“ sammelt seit einigen Tagen Unterschriften, um vor allem eines für die Kirchengemeinden zu verhindern: den geplanten Entzug ihres Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. 

„Das ist für uns der größte Knackpunkt, weil es die Schwächung der Presbyterien durch den Entzug der Selbstverwaltungsrechte bedeutet. Und damit den Verlust an Befugnissen, Verantwortung und letztendlich auch an Macht“, sagte Pfarrer Andreas Funke aus Grünstadt der Deutschen Presse-Agentur. 

Mittlerweile hätten sich rund 70 Mitglieder stellvertretend für ihre Gemeinden und Leitungsgremien der Initiative angeschlossen. Die geplante Strukturreform soll vom 20. bis 22. November in Speyer auf den Weg gebracht werden. 

Nur noch 4 statt 15 Kirchenbezirke

Für Rainer Keck, Presbyter aus Schauernheim, stellt der geplante Status-Entzug „eine Entmündigung und Enteignung“ der Kirchengemeinden dar. Sie würden dadurch ihr Recht verlieren, etwa über einen Verkauf von Gebäuden zu entscheiden. Der Grundbesitz und das Vermögen gingen an den Kirchenbezirk über.

Um rund 60 Millionen Euro einzusparen, will die Evangelische Kirche unter anderem auch die Zahl der bisher 15 Kirchenbezirke bis 2029 auf vier reduzieren und beim Personal sparen. Aktuell gibt es rund 260 Pfarrstellen. Nach Angaben einer Sprecherin geht man davon aus, dass sich in zehn Jahren nur noch etwa 120 Personen als Pfarrpersonen einsetzen ließen. Dies bedeute nicht, dass Personal abgebaut werde, sondern diese Zahl ergebe sich aus dem demografischen Wandel und der sinkenden Anzahl der Studienanfänger. 

„Viele sind aufgebracht und fassungslos“

Durch einen Rechte-Entzug der Gemeinden ließe sich nach Angaben von „Pro Presbyterium“ jedoch nur 900.000 Euro und damit nur 1,5 Prozent des geplanten Volumens einsparen. „Das ist ein Trauerspiel“, sagte Funke. „Viele Menschen in den Presbyterien sind aufgebracht und fassungslos.“ 

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, sie habe einerseits Verständnis für die derzeitigen Diskussionen rund um den Körperschaftsstatus und könne sie aus der Perspektive einiger Gemeinden auch nachvollziehen. „Aber als Landessynode und Landeskirchenrat haben wir die Aufgabe, die Situationen all unserer Kirchengemeinden im Blick zu haben.“ 

Wüst: „Mit der Übertragung werden auch Defizite übernommen“

Mit einer Übertragung von Gebäuden auf den Kirchenbezirk würden nicht nur gut sanierte Immobilien in die Verantwortung der mittleren Ebene übergehen, sondern auch Gebäude mit hohem Sanierungsbedarf. Mit der Übertragung von Mitteln würden auch konsequenterweise strukturelle Defizite übernommen. 

Bei der anstehenden Synode solle es noch keinen Beschluss zum Verfassungsentwurf geben, sondern ein Stellungnahme-Verfahren eröffnet werden. Bis Ende 2026 hätten alle Presbyterien und Bezirkssynoden die Gelegenheit, sich zu dem Verfassungsentwurf zu äußern. Im Frühjahr 2027 soll im Rahmen einer Synode dann ein endgültiger Beschluss auf der Tagesordnung stehen.

Mit ihrer Unterschrift unterstützen die Gemeindeglieder die Forderung des Presbyteriums, dass die Selbstständigkeit der Kirchengemeinden in der Pfalz erhalten bleiben soll.Katja Sponholz/dpa

Mit ihrer Unterschrift unterstützen die Gemeindeglieder die Forderung des Presbyteriums, dass die Selbstständigkeit der Kirchengemeinden in der Pfalz erhalten bleiben soll.Katja Sponholz/dpa

© Katja Sponholz/dpa