Politik Inland

Ostdeutsche in Chefsesseln? Anteil steigt nur langsam

Vielfalt in Führungspositionen heißt für die Bundesregierung, dass auch Ostdeutsche nach ihrem Bevölkerungsanteil repräsentiert sind. Die Entwicklung ist allerdings zäh.

19.09.2025

Wer schafft es in die Chefetage? Der Anteil Ostdeutscher steigt nur langsam. (Symbolbild)Sebastian Gollnow/dpa

Wer schafft es in die Chefetage? Der Anteil Ostdeutscher steigt nur langsam. (Symbolbild)Sebastian Gollnow/dpa

© Sebastian Gollnow/dpa

35 Jahre nach der Deutschen Einheit sind Ostdeutsche in Chefsesseln nach wie vor vergleichsweise selten: Ihr Anteil an Führungspositionen wuchs von 2018 bis 2024 zwar von 10,9 auf 12,1 Prozent, wie die Ostbeauftragte Elisabeth Kaiser (SPD) aus dem „Elitenmonitor“ mitteilte. In der Wirtschaft sank die Quote jedoch von 5,1 auf 4,0 Prozent - in den 100 größten deutschen Unternehmen sogar auf 0,0 Prozent. In der Kultur nahm der Anteil ostdeutscher Führungskräfte von 9,3 auf 6,8 Prozent ab.

All dies liegt den Angaben zufolge deutlich unter dem Anteil gebürtiger Ostdeutscher an der Bevölkerung von etwa 20 Prozent. Ausnahme ist die Politik, also etwa die Repräsentation in Parlamenten: Der Anteil Ostdeutscher lag 2024 bei 21,4 Prozent, nach 19,9 Prozent im Jahr 2018.

Zwei Drittel der Führungspositionen neu besetzt

Der sogenannte Elitemonitor der Universitäten Leipzig und Jena und der Fachhochschule Zittau/Görlitz beobachtet seit Jahren die Entwicklung bei rund 3.000 Spitzenpositionen in zwölf Sektoren. Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, den Anteil Ostdeutscher in Führungspositionen zu steigern. 

Seit 2018 seien zwei Drittel der betrachteten Positionen neu besetzt worden, sagte Forscherin Astrid Lorenz von der Universität Jena. Trotzdem habe sich der Anteil Ostdeutscher nur um gut einen Prozentpunkt erhöht. „Die Unterrepräsentation stärkt das Gefühl, Bürger zweiter Klasse zu sein“, sagte Lorenz. Zudem könne sie dazu führen, dass Unternehmen Zielgruppen weniger gut erreichten. 

Mehr ostdeutsche Führungskräfte in Bundesbehörden 

Dort, wo die Regierung direkten Einfluss hat – in der Bundesverwaltung –, sieht Kaiser Fortschritte. Der Anteil Ostdeutscher in Führungspositionen in obersten Bundesbehörden sei von 13,9 Prozent im Jahr 2022 auf 15,5 Prozent gestiegen, sagte die SPD-Politikerin. In oberen Bundesbehörden erhöhte sich der Anteil von 11,9 auf 12,6 Prozent. 

„Es zeigt sich ganz deutlich: Packt man das Thema aktiv an, bewegt sich auch was“, sagte Kaiser. „Die Bundesregierung geht hier mit gutem Beispiel voran.“

Allerdings bezieht sich dies den Angaben zufolge vor allem auf die mittlere Führungsebene. „Auf der obersten Leitungsebene ist der Anteil gebürtiger Ostdeutscher von 6,8 auf 3,7 Prozent zurückgegangen, ohne Berlin sogar von 4,5 auf 1,9 Prozent“, heißt es in Erläuterungen zu den Ergebnissen.

Einige der Zahlen waren schon im Frühjahr bei einer Veranstaltung in Leipzig präsentiert worden.