Neues Netzwerk soll maritime Sicherheit im Norden stärken
Die Entwicklung von Sicherheitstechnik für die Marine soll beschleunigt werden. Auch Hochschulen und Start-ups sind beteiligt. „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren“, sagt der Regierungschef.

Die Rolle Schleswig-Holsteins in der Wehrtechnik soll nach dem Willen der Landesregierung gestärkt werden. (Archivbild)Axel Heimken/dpa
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Schleswig-Holstein soll nach dem Willen der Landesregierung künftig eine stärkere Rolle bei der maritimen Sicherheit spielen. Gemeinsam mit Unternehmen und Hochschulen gründete sie ein entsprechendes Netzwerk. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) begründete den Vorstoß mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und der Bedrohung der Sicherheit Europas. Die technischen Kompetenzen für eine starke Verteidigung müssten gebündelt werden.
Hinter dem sperrigen Namen „TechHUB SVI Nord“ verbirgt sich die Absicht, die Zusammenarbeit bei Entwicklung und Umsetzung von Sicherheitstechnik – etwa für die Deutsche Marine – zu beschleunigen, zu koordinieren und in die Praxis zu bringen. Zu den Unterzeichnern gehören neben der Landesregierung unter anderem der U-Boot-Bauer TKMS, die Werft German Naval Yards, die Wehrtechnikunternehmen Anschütz und Rheinmetall Electronics, die Christian-Albrechts-Universität, die Fachhochschule Kiel sowie die Industrie- und Handelskammer Schleswig-Holstein.
„Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren“, sagte Günther. Schleswig-Holstein habe mit seinen wehrtechnischen Betrieben, etlichen Start-ups sowie Forschungs- und Bundeswehreinrichtungen eine Menge zu bieten. Davon könnten Wirtschaft und Marine profitieren.
Flottillenadmiral sieht Stresstest für Verteidigungsfähigkeit
Aus Sicht des Kommandeurs der Einsatzflottille 1 der Deutschen Marine in Kiel, Flottillenadmiral Christian Walter Meyer, wird die Wehrhaftigkeit aktuell einem Stresstest ausgesetzt. „Deshalb ist es das wesentliche Ziel der Einsatzflottille, ihren Beitrag zur Abschreckungsfähigkeit und zur Verteidigungsbereitschaft zu leisten.“ Das müsse schnell gehen. Der TechHub könne dabei helfen und vor allem die Innovationskraft von Forschung und Wirtschaft in die Entwicklung einbringen. „Ich bin dem Land sehr dankbar für die Initiative und glaube, dass das ein wichtiger und richtiger Schritt ist.“
Auch der Präsident der Fachhochschule Kiel, Björn Christensen, ist überzeugt, dass eine stärkere zivile und verteidigungstechnische Zusammenarbeit Innovationen im Land voranbringen kann. „Unter Berücksichtigung der Wissenschaftsfreiheit bringen wir gerne unsere ausgeprägte Anwendungsexpertise ein.“
Entsteht ein Silicon Valley maritimer Verteidigungstechnologie?
Mit dem „TechHUB SVI Nord“ würden Kräfte gebündelt und Technologien bis zur Marktreife entwickelt, so der Projektmanager für Waffeneinsatzsysteme der German Naval Yards, Mark Siever. „Für ein Silicon Valley maritimer Verteidigungstechnologien, das auch überregionalen Partnern offensteht.“
Günther erinnerte an die Größenordnung der Investitionen in die Verteidigung, die jetzt umgesetzt werden müssten. Es gehe um 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. „Das erfordert ganz andere Abstimmungsprozesse untereinander, viel mehr Austausch darüber, was wird eigentlich gebraucht“, so der Regierungschef. „Weil wir jetzt keine Zeit mehr haben, jahrelang ein bisschen vor sich hin zu forschen und die Unternehmen probieren mal die eine oder andere Sache aus.“
Pendant zu bayerischem Netzwerk
Das Netzwerk „TechHUB SVI Nord“ soll nach dem Willen der Landesregierung ein Pendant zum bayerischen „TechHUB SVI“ werden, das seit 2022 in Erding vor allem neue Technologien mit Schwerpunkt auf Luft- und Raumfahrt testet. Für das Netzwerk stellt das Land 230.000 Euro jährlich und eine zusätzliche Personalstelle bei der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH zur Verfügung.