Politik Inland

Minister: Sachsens Wissenschaft vor schwierigen Zeiten

Doch trotz angespannter Kassenlage sollen Hochschulen und Forschung gestärkt werden, verspricht Minister Gemkow. Ausgewählte Bereiche will er weiter nach vorn bringen.

26.12.2025

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) bleibt trotz angespannter Kassenlage mit Blick auf die Forschung optimistisch. (Archivbild)Robert Michael/dpa

Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) bleibt trotz angespannter Kassenlage mit Blick auf die Forschung optimistisch. (Archivbild)Robert Michael/dpa

© Robert Michael/dpa

Die sächsische Wissenschaft muss sich angesichts einer angespannten Kassenlage im Freistaat auf schwierige Zeiten einstellen. „Wir stehen vor der Aufgabe, unsere breit aufgestellte Wissenschaftslandschaft mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen auf diesem Niveau zu erhalten und gleichzeitig ausgewählte Bereiche weiter nach vorn zu bringen. Kurzum: Strukturen erhalten, Schwerpunkte stärken“, sagte Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Der Fokus richte sich auf Bereiche wie zum Beispiel Halbleiter, Materialforschung und Biotechnologie, in denen Sachsen bereits große Kompetenzen besitze. 

Kassenlage schlägt bereits jetzt durch

Gemkow schwebt dabei eine Finanzierung aus Mitteln der EU, des Bundes und des Landes vor. Hinzu kämen Drittmittel, die von den Hochschulen über Forschungsvorhaben eingeworben werden, sowie private Investorenmittel. 

Die angespannte Kassenlage schlage bereits jetzt auf alle Einrichtungen durch, sagte er. Dennoch sei die sächsische Regierung der festen Überzeugung, Wissenschaft und Forschung auch fortan besonders zu fördern. „Das gilt vor allem in Zeiten eines industriellen Umbruchs und einer gesellschaftlichen Transformation. Wir brauchen Wertschöpfungsketten hier im Land.“

Als beispielhaft sieht Gemkow die Entwicklung der Halbleiterindustrie in Dresden, die schon zu DDR-Zeiten begann und die später mit gezielten Investitionen und Ansiedlungen das sogenannte Silicon Saxony zum größten Chiphersteller in Europa aufsteigen ließ. Die Erfahrung zeige aber, dass Strukturen unwiederbringlich verloren gehen, wenn man sie in finanziell schwierigen Lagen vernachlässige. „Die Wissenschaft ist die Lebensversicherung für unsere wirtschaftliche Stärke, unsere Lebensqualität und unseren Lebensstandard.“ 

Hochschulen haben vergleichsweise gute Planungssicherheit

Gemkow zufolge besitzen die sächsischen Hochschulen eine vergleichsweise gute Planungssicherheit. „Mit der Zuschussvereinbarung haben sie als stärkste Säule ihrer Ressourcen bis 2032 eine klar vereinbarte Summe für die Grundfinanzierung. Das ist in finanziell angespannten Zeiten nicht selbstverständlich.“ Darüber könnten die Hochschulen noch über flexible Mittel wie Sonderzuweisungen und Budgets verfügen, die aber an bestimmte Ziele gebunden sind. „Diese Mittel betreffen nicht die Grundfinanzierung, wurden in der Vergangenheit oft auch für den laufenden Betrieb verwendet. Unklar ist, ob diese Spielräume auch künftig zur Verfügung stehen.“

Laut Gemkow führt das schon heute zu finanziellem Druck bei den Hochschulen. „Natürlich warten wir alle mit Bangen darauf, wie der künftige Haushalt aussehen wird.“ Nach der jüngsten Haushaltsklausur stünden Einsparungen im sächsischen Doppelhaushalt von rund 2,9 Milliarden Euro zu Buche. „In den vergangenen Jahren hatten wir eine finanzielle Entwicklung, die nur ein ‚Aufwärts‘ kannte. Jetzt stehen wir alle gemeinsam vor einer neuen Situation und müssen damit umgehen.“ Die Hochschulen hätten für den aktuellen Doppelhaushalt 2025/2026 bereits in ihre Rücklagen gegriffen und dort verfügbare Mittel verausgabt. „Jetzt geht es ans Eingemachte.“ 

Gemkow bleibt beim Blick in die Zukunft zuversichtlich 

„Das ist die Herausforderung. Das klingt nach der Quadratur des Kreises. Aber ich bin optimistisch und fest davon überzeugt, dass es uns gelingen wird, die Strukturen zu erhalten und uns gleichzeitig auf Schwerpunkte zu konzentrieren“, sagte Gemkow: „Wir sind in einer Phase, in der sich viele Dinge verändern, manche zum Schlechten, manche zum Guten. Das alles auszubalancieren und aus dieser krisenhaften Situation als Gewinner hervorzugehen, sei das Gebot der Stunde und zugleich das Ziel. 

Gemkow glaubt, dass ein Land wie Deutschland in bestimmten Bereichen mit internationalen Wettbewerbern, die bessere Rahmenbedingungen haben, nicht mehr konkurrieren kann. „Hinterherzurennen führt uns aber nicht aus der Krise. Wir sind in vielen Bereichen nicht mehr so konkurrenzfähig wie früher. Doch in der Wissenschaft gehören wir noch immer zur Weltspitze. Das müssen wir erhalten, daraus erwachsen neue Chancen, Entwicklungen, Ideen, Produkte und Geschäftsmodelle, die noch niemand hat. Das gibt uns die Chancen, auch in der Wirtschaft aufzuholen und wieder ganz vorne mit dabei zu sein.“