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Landesbischof: Kirche steht vor einer Zeitenwende

Düstere Prognose: Die evangelische Kirche in Bayern geht davon aus, dass sich die Zahl ihrer Mitglieder innerhalb der nächsten zehn Jahre nahezu halbieren wird. Die Landessynode sucht nach Lösungen.

24.11.2025

Christian Kopp ist Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. (Archivbild)Armin Weigel/dpa

Christian Kopp ist Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. (Archivbild)Armin Weigel/dpa

© Armin Weigel/dpa

Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus, der Mitgliederschwund schreitet rapide voran. Bis ins Jahr 2035 dürfte die Zahl ihrer Mitglieder um etwa 40 Prozent auf 1,2 bis 1,5 Millionen sinken, prognostiziert die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Bayern (ELKB). Die Kirche stoße insofern an finanzielle und personelle Grenzen, sagte Landesbischof Christian Kopp bei der Landessynode in Amberg. Es stünden tiefgreifende Veränderungen bevor.

„So viele Menschen haben über Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg kirchliche Arbeit in Bayern hervorragend mit ihren Kirchensteuern ermöglicht. Da sind wir jetzt in einer Zeitenwende. Und die Geschwindigkeit der Veränderung ist atemberaubend“, konstatierte Kopp. Zugleich war ihm wichtig, dass nicht Traurigkeit vorherrsche, sondern auch Hoffnung bestehe. Protestanten zeichneten sich durch Pragmatismus aus. „Es wird immer eine evangelische Kirche in Bayern geben.“

Ein Mitgliederrückgang um 40 Prozent würde zugleich einen Rückgang der Finanzen wie auch der Hauptamtlichen um 40 Prozent bedeuten. „Angesichts dieser Zahlen kann einem schwindelig werden“, sagte Kopp. „Wir sind an einem Punkt, an dem wir immer klarer erkennen: Wenn wir so weitermachen, werden wir denen, die nach uns kommen, große Probleme hinterlassen.“ 

Bildung von Regionalgemeinden

Ganz entscheidend für die Zukunft der Kirche sei die Arbeit vor Ort in den Gemeinden. Hier, so Kopp, müsse man künftig in größeren Räumen denken. Der Landeskirchenrat schlage vor, Regionalgemeinden zu bilden. Denn es werde nicht mehr möglich sein, an jedem kirchlichen Ort eine hauptamtliche Kraft zu haben. Die pastorale Arbeit in einer Regionalgemeinde soll dann von einem Team aus mindestens fünf Vollzeitkräften im Zusammenspiel mit Ehrenamtlichen geleistet werden. Die Verwaltungstätigkeiten sollen ebenfalls gebündelt werden.

Der evangelischen Landeskirche in Bayern gehören rund zwei Millionen Menschen an. Die gut 100 Mitglieder der Landessynode tagen bis Mittwoch in Amberg. Die Herbsttagung in Amberg ist die letzte Tagung der laufenden, sechsjährigen Legislaturperiode. Bei der nächsten Tagung im Frühjahr 2026 wird bereits eine neu gewählte Synode zusammentreten. 

Die Landessynode besitzt weitreichende Befugnisse. Sie beschließt den Angaben nach Gesetze, entscheidet über den Haushalt der Landeskirche und wählt die Landesbischöfin oder den Landesbischof.