Geldbote schildert im Klette-Prozess Überfall: „Wie im Film“
Im Prozess gegen Daniela Klette erzählt ein ehemaliger Geldbote erstmals, wie er einen gescheiterten Überfall in Wolfsburg erlebte. Warum er dabei an Videospiele denken musste.

Klette steht seit Ende März vor dem Landgericht. (Archivbild)Focke Strangmann/dpa
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Im Prozess gegen die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette ist erstmals der gescheiterte Überfall auf einen Geldtransporter in Wolfsburg vor zehn Jahren in den Fokus gerückt. Einer der beiden Geldboten sagte, er habe nach dem Vorfall keine psychischen Schäden erlitten, obwohl er mit einer Pistole bedroht worden sei. „Ich habe mich gefühlt, als wäre ich im Film“, sagte er vor dem Landgericht Verden. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters, ob er Angst verspürt habe, antwortete er, er sei „voller Adrenalin“ gewesen.
Nach der Tat habe er lediglich eine Nacht schlecht geschlafen, auch sei er eine Woche krankgeschrieben gewesen. Anschließend habe er noch rund vier Jahre weiter als Geldbote gearbeitet. Dabei seien auch dieselben Routen gefahren worden. Unterstützung durch sein Unternehmen habe er nicht erhalten.
Eine Person als Frau an der Stimme erkannt
Bei der Tat im Dezember 2015 sollen Klette und ihre untergetauchten Komplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub laut Anklage kein Geld, aber die geladene Waffe des Geldboten erbeutet haben. Sie sollen eine Panzerfaust-Attrappe, ein Schnellfeuergewehr und eine Pistole benutzt haben. Der Zeuge sagte, die Panzerfaust habe er als solche erkannt, weil er diese aus Videospielen kenne.
Als der Fahrer die Situation erkannte, floh er mit dem Transporter. Der Geldbote blieb mit einer leeren Transportbox zurück. So sei die Dienstanweisung gewesen, sagte der Zeuge. Die Täter konnte er nicht erkennen, weil sie vermummt gewesen seien. Eine Person habe er an der Stimme als Frau erkannt.
Klette steht seit Ende März vor dem Landgericht. Die Ermittler werfen ihr vor, mit Garweg und Staub Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein überfallen zu haben. Dabei sollen sie mehr als 2,7 Millionen Euro für ihr Leben im Untergrund erbeutet haben. Am Nachmittag sollten weitere Zeugen vernommen werden.