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Fahrlehrerverband kritisiert Reformpläne für Führerschein

Fahrsimulator statt echter Schaltwagen – und weniger Pflichtfahrten? Der Fahrlehrerverband hält die Pläne des Bundesverkehrsministers für eine Führerscheinreform für riskant und wenig effektiv.

18.11.2025

Der Bundesverkehrsminister plant Änderungen beim Führerschein. Die sollen auch finanziell spürbar sein. (Symbolbild)Sina Schuldt/dpa

Der Bundesverkehrsminister plant Änderungen beim Führerschein. Die sollen auch finanziell spürbar sein. (Symbolbild)Sina Schuldt/dpa

© Sina Schuldt/dpa

Der Landesverband der Hessischen Fahrlehrer kritisiert die von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) vorgestellten Pläne für eine Reform beim Führerschein. Dadurch sollen laut Ministerium unter anderem die hohen Kosten gesenkt werden.„Da gibt es einige Punkte, die können wir nicht nachvollziehen“, sagte der Vorsitzende Frank Dreier. Besonders die vorgeschlagene Abschaffung der Pflicht zum Präsenzunterricht und der Vorhaltung von Schulungsräumen sei zu kurz gesprungen. 

„Dass Fahrschülerinnen und Fahrschüler ausschließlich mit einer Lern-App arbeiten, halten wir aus pädagogischer Sicht nicht für sinnvoll“, erläuterte Dreier. Zwar sei die reine Wissensvermittlung auch digital möglich. Bereits jetzt lernten die Schüler die theoretischen Inhalte per App. „Aber wir unterrichten im Präsenzunterricht nicht ausschließlich Wissen, also Verkehrszeichen und Vorfahrtsregeln, sondern auch soziale Kompetenzen, also verantwortungsvolles, rücksichtsvolles Autofahren.“ Das vermittle eine Lern-App nicht. 

„Auf Präsenzunterricht in Gänze zu verzichten, nimmt aus unserer Sicht Einfluss auf die Verkehrssicherheit“, warnte Dreier. Zudem gebe es auch Fahrschüler, denen der Zugang zu digitalen Lernplattformen fehle, gab er zu Bedenken.

Vorbehalten gegen verstärkten Einsatz von Simulatoren

Der stärkere Einsatz von Fahrsimulatoren, wie vom Bundesverkehrsminister vorgeschlagen, werde die Kosten für einen Führerschein nicht maßgeblich senken können, meinte Dreier. In vielen Fahrschulen würden die Geräte bereits eingesetzt. „Offensichtlich hat das bislang nicht zu unheimlichen Kostenreduzierungen geführt.“ 

Auch der Vorschlag, die Kompetenz zur Führung eines Schaltwagens vollständig in einem Simulator erwerben zu können, stößt beim Fahrlehrerverband auf Ablehnung. Den Plänen des Ministeriums zufolge entfalle damit für die Fahrschulen die Notwendigkeit, spezielle Schaltwagen für Fahrschulen vorzuhalten. Die Prüfung könne dann in einem Automatik-Fahrzeug absolviert werden.

„Der Simulator kann aus unserer Sicht nicht die komplette Schaltkompetenz abdecken, weil er keinerlei Fahrdynamik und keine komplexeren Fahrsituationen widerspiegelt.“ Es gehe schließlich nicht nur darum, einen automatisierten Handlungsablauf einzuüben, sondern die Fahrschüler in die Lage zu versetzen, schnell und richtig zu entscheiden. 

Leichtere Sprache statt weniger Fragen

Eine Reduktion des Frageumfangs für die Theorie um ein Drittel halte er für völlig überzogen, so Dreier. „Wenn ich mir den Fragenkatalog anschaue, wüsste ich nicht, welche Frage ich jetzt streichen wollte.“ Wichtiger sei es, den Fragenkatalog auf leichte Sprache überprüfen zu lassen. „Immer mehr Menschen haben Probleme mit dem Leseverständnis. Man sollte also nicht zwingend die Anzahl der Fragen reduzieren, sondern die Formulierungen vereinfachen.“

Die vorgeschlagene Reduzierung von verpflichtenden besonderen Ausbildungsfahrten, also Nacht-, Autobahn- und Überlandfahrten, lehnt der Verband laut Dreier ebenfalls ab. „Ich halte es für absurd, daran sparen zu wollen. Wir haben große Sorge, dass darunter die Verkehrssicherheit leiden würde.“

Er erlebe es in seinem Arbeitsalltag immer wieder, welche Schwierigkeiten Fahrschüler etwa beim Ein- und Ausfädeln auf der Autobahn hätten. „Am Ende bleibt es in meiner Verantwortung zu sagen: „Jetzt haben wir zwar die vorgeschriebenen Sonderfahrten auf der Autobahn gemacht, aber ich habe überhaupt kein gutes Gefühl dabei, dich bald alleine loszulassen. Da müssen wir noch mal ran“.“ 

Dauer der Ausbildung verkürzen

Ziel müsse es sein, die Fahrausbildung strukturierter anzugehen und so Dauer und Kosten zu senken. So sollten etwa Theorie und Praxis besser miteinander verzahnt und verpflichtende Lernstandskontrollen eingeführt werden, schlägt der Verbandsvorsitzende stattdessen vor. „Da darf man uns Fahrschulen gerne auch in die Pflicht nehmen.“ Ziel müsse es sein „die Trödler-Fahrschulen, aber auch die Trödler-Fahrschüler dazu zu bringen, eben nicht mehr zu trödeln“.

Für einen Pkw-Führerschein der Klasse B werden derzeit laut Bundesverkehrsministerium im Schnitt rund 3.400 Euro fällig. Teils können es auch 4.000 Euro oder noch mehr sein. Um die Kosten zu senken, hatte Bundesverkehrsminister Schnieder Eckpunkte für eine Reform der Ausbildung in den Fahrschulen vorgestellt, die auf Vereinfachungen und mehr digitale Lösungen zielen. So soll der Fragenkatalog für die theoretische Prüfung
um ein Drittel reduziert werden. Die Pflicht zu Präsenzunterricht in Fahrschulen soll entfallen und Wissen auch nur über digitale Wege wie Apps vermittelt werden können.