Politik Inland

Ex-OB Witt im Landtag zum Bürgerbeauftragten gewählt

Im Mai schied Silvio Witt vorzeitig aus dem Amt des Oberbürgermeisters von Neubrandenburg aus. Kurz kehrte er als Künstler auf die Bühne zurück, jetzt ist er zum Bürgerbeauftragten gewählt worden.

12.11.2025

Silvio Witt ist im Landtag zum neuen Bürgerbeauftragten des Landes Mecklenburg-Vorpommern gewählt worden. (Archivbild)Iris Leithold/dpa

Silvio Witt ist im Landtag zum neuen Bürgerbeauftragten des Landes Mecklenburg-Vorpommern gewählt worden. (Archivbild)Iris Leithold/dpa

© Iris Leithold/dpa

Der im Mai als Oberbürgermeister von Neubrandenburg zurückgetretene Silvio Witt ist im Landtag zum Bürgerbeauftragten des Landes Mecklenburg-Vorpommern gewählt worden. Der 47-jährige parteilose Politiker und Künstler erhielt 44 Ja- und 14 Nein-Stimmen bei drei Enthaltungen. 

Insgesamt waren 70 Stimmen abgegeben worden, allerdings waren neun ungültig. Ein Sprecher der AfD-Fraktion sagte, dass Mitglieder seiner Fraktion ihre Stimmzettel ungültig gemacht hätten, weil Witt sich entgegen der üblichen Vorgehensweise als Kandidat für das Amt nicht in der Fraktion vorgestellt habe.

Kandidat 48 Stunden vor der Wahl vorgeschlagen

Die Regierungsfraktionen SPD und Linke hatten Witt erst am Montag als ihren Kandidaten für das Amt des Bürgerbeauftragten präsentiert - 48 Stunden vor der Wahl im Landtag. Das stieß auch bei der CDU-Fraktion auf Kritik, die dieses Vorgehen stillos nannte.

Witt gehört keiner Partei an. Er hatte Ende Oktober den Johannes-Stelling-Preis der SPD-Landtagsfraktion für Zivilcourage erhalten. Er habe sich trotz erheblicher Widerstände konsequent für ein buntes, tolerantes und weltoffenes Neubrandenburg eingesetzt, lobte die Jury.

Als OB nach Streit mit Stadtvertretung zurückgetreten 

Der offen homosexuell lebende Witt war nach Zerwürfnissen mit der Stadtvertretung im Mai 2025 als OB nach zehn Jahren vorzeitig aus dem Amt geschieden. Letzter Auslöser war ein Streit über das Hissen der Regenbogenflagge gewesen.

Die AfD-Fraktion sieht den neuen Bürgerbeauftragten kritisch. „Silvio Witt ist ein denkbar ungeeigneter Kandidat“, hatte der Fraktionsvorsitzende Nikolaus Kramer am Montag gesagt. In der Regenbogenfahnendebatte habe Witt bewusst eine Spaltung der Neubrandenburger Stadtvertretung und der Bürgergemeinschaft in Kauf genommen. Er frage sich, wie Witt die Belange von Bürgern mit verschiedenen Weltanschauungen vertreten wolle.

Silvio Witt folgt als Bürgerbeauftragter Christian Frenzel (SPD) nach, der jüngst Staatssekretär im Innenministerium wurde. Frenzel war erst 2024 zum Bürgerbeauftragten gewählt worden und hatte Matthias Crone abgelöst, der nach vielen Jahren im Amt in den Ruhestand gegangen war.

Was tut der Bürgerbeauftragte?

An den Bürgerbeauftragten kann sich jeder wenden, der sich von einer Behörde ungerecht behandelt fühlt. Der Beauftragte ist unabhängig und unparteiisch und bietet regelmäßig Sprechstunden im ganzen Land an. Er soll sich überdies besonders um die Belange von Menschen mit Behinderung kümmern. Als Polizeibeauftragter ist er Ansprechpartner für Mitarbeiter aus diesem Bereich, die über Missstände informieren wollen.

Aus Neubrandenburg kamen Glückwünsche für Witt. Er habe die Stadt über viele Jahre mit Weitblick, Tatkraft und einem offenen Ohr für die Menschen geprägt, erklärten OB Nico Klose und die Bürgerbeauftragte der Stadt, Conny Kapler. „Die Nähe zu den Anliegen der Bürgerinnen und Bürger war immer ein Markenzeichen seiner Arbeit.“

Nach seinem Rücktritt als Oberbürgermeister kehrte Witt kurzzeitig als Künstler auf die Bühne zurück - zuvor war er Kabarettist gewesen. Aktuell tourt er mit einem Loriot-Leseabend durch das Land. Sein Amt soll er nach Worten des SPD-Fraktionsvorsitzenden Julian Barlen Anfang 2026 antreten.