„So ein hoher Besuch“ - Andernach freut sich über Steinmeier
Der Bundespräsident ist für drei Tage im beschaulichen Andernach. Es ist seine erste Ortszeit in Rheinland-Pfalz. Eines ist ihm vor allem wichtig.

Viele Menschen haben auf Steinmeier gewartet Thomas Banneyer/dpa
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Für die kleine Stadt Andernach ist der Besuch des Bundespräsidenten ein großes Ereignis. Vor allem, weil Frank-Walter Steinmeier so nahbar ist: Kurz nach seiner Ankunft schüttelt er viele Hände von wartenden Menschen. „Hallo, ich grüß Sie“, sagte er wiederholt.
Immer wieder hält er kurze Gespräche, winkt Menschen am Fenster zu und lässt sich geduldig fotografieren. Er geht in mehrere Läden, beim Metzger bekommt er Bratwurst mit Senf im Brötchen. „Schöner hätte es nicht beginnen können“, sagte Steinmeier später im Rathaus.
Steinmeier kommt mit Zeit zum Zuhören
Der Auftakt ist ein kleiner Vorgeschmack auf das, was Steinmeier während seines dreitägigen Besuchs in der 30.000-Einwohner-Stadt im Norden von Rheinland-Pfalz möchte: Mit Bürgerinnen und Bürgern reden, um zu erfahren, was sie beschäftigt, was ihre Probleme, Wünsche und Sorgen sind. Vor allem gehe es ums Zuhören, hieß es.

In einer Metzgerei bekam Steinmeier eine Bratwurst mit BrötchenThomas Banneyer/dpa
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Auch der Austausch mit Kommunalpolitikern und Unternehmern ist Teil seiner Besuchsreihe „Ortszeit Deutschland“, die ihn in Regionen abseits von Metropolen führt. Andernach ist seine 17. Station und zugleich die erste Ortszeit in Rheinland-Pfalz.
Standarte des Bundespräsidenten gehisst
Dazu gehört, dass Steinmeier in dieser Zeit seinen Amtssitz vom Schloss Bellevue in Berlin verlegt: In Andernach hat er nun bis Donnerstag sein Amt in einem Hotel aufgeschlagen - dort wurde auch die Standarte des Bundespräsidenten gehisst.
„Wir gehen mit dieser Ortszeit dahin, wo wir den Eindruck haben, dass es kleinere, mittelgroße Städte sind, die nicht so täglich im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit stehen“, sagte Steinmeier vor dem Rathaus. Deshalb habe er anfangs auch relativ viele Ortszeiten im Osten Deutschlands gemacht.

Es ist die 17. Station der Besuchsreihe „Ortszeit Deutschland“ von Steinmeier - und die Erste in Rheinland-PfalzThomas Banneyer/dpa
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Das ändere sich jetzt: „Ich bin dabei, sozusagen den Westen unseres Landes aufzuholen.“ Er sei entschieden, dass Format der Ortszeiten fortzuführen. „Deshalb werden die westlichen Bundesländer genauso wie die meisten östlichen Bundesländer sicherlich auch ein weiteres Mal bedacht werden mit unserer Anwesenheit.“
Auf Andernach freue er sich: „Weil Andernach ist eine Stadt mit reicher Geschichte und sehr lebendiger Gegenwart.“ Er nehme sich „bewusst Zeit für diese Ortszeit, denn Demokratie braucht den Austausch und der Austausch kann nur stattfinden, wenn Begegnungen möglich sind“, sagte er. Und zwar auch ungeplante.
Für viele Bürger einmaliges Erlebnis
„Für die Stadt ist es eine große Ehre, dass Steinmeier die Stadt besucht“, sagte Oberbürgermeister Christian Greiner (FWG). Auch die normalen Bürger sind happy: „Für mich ist es ein Erlebnis, Steinmeier einmal im Leben zu sehen“, sagte Franz-Josef Lorscheider. „Man sieht ihn ja sonst nur im Fernsehen. Es ist so ein hoher Besuch.“

Für den Oberbürgermeister ist der Besuch eine große EhreThomas Banneyer/dpa
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Nach Gesprächen mit Kommunalpolitikern im Rathaus schaute sich Steinmeier Stationen der „Essbaren Stadt“ im Schlossgarten an: Dort können Bürger Nutzpflanzen von Kohl über Beeren, Kräuter und Feldsalat ernten. Mit dem Projekt der urbanen Klima- und Umweltpolitik sei Andernach vor ein paar Jahren Vorreiter gewesen, hieß es.
Stationen bei Bundeswehr und Frauenfussball
Station macht Steinmeier auch bei der Bundeswehr: Andernach habe als „Wiege der Bundeswehr“ vor 70 Jahren Geschichte geschrieben, als dort die ersten Soldaten der neuen deutschen Streitkräfte aufgestellt wurden. Zudem besucht er eine Frauenfußballmannschaft.
Auf dem Programm des Bundespräsidenten steht am Mittwoch unter anderem ein Ausflug in eine Schreinerei. Später soll bei einer „Kaffeetafel kontrovers“ über die Themen Zuwanderung, soziale Pflichtzeit und Reaktivierung des Wehrdienstes diskutiert werden.
Am Donnerstag verleiht Steinmeier auf Schloss Burg Namedy engagierten Bürgern aus Rheinland-Pfalz den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.
Für viele in Andernach ist bereits der erste Tag des Steinmeier-Besuchs ein Festtag. Gabi Waldecker meinte nach einem Foto mit dem Bundespräsidenten: „Ich bin auf Wolke sieben.“ Und der zwölfjährige Sebastian sagte: „Ich muss das Foto meinen Eltern zeigen!“

Bei schönem Wetter gab es immer wieder Zeit für GesprächeThomas Banneyer/dpa
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Steinmeier ist von Andernach angetan Thomas Banneyer/dpa
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