Panorama

Weniger Lebensmittelspenden – Tafeln besorgt

Die Hamburger Tafel verzeichnet bis zu 30 Prozent weniger Waren aus Supermärkten, die Tafel Kiel hat einen Aufnahmestopp für Neukunden. 2025 war ein schwieriges Jahr für die Hilfsorganisationen.

21.12.2025

Die Tafeln in Hamburg und Schleswig-Holstein blicken auf ein schwieriges Jahr zurück. (Archivbild)Carsten Koall/dpa

Die Tafeln in Hamburg und Schleswig-Holstein blicken auf ein schwieriges Jahr zurück. (Archivbild) Carsten Koall/dpa

© Carsten Koall/dpa

Die Tafeln in Hamburg und Schleswig-Holstein blicken auf ein schwieriges Jahr zurück. „2025 beobachten wir bei den Lebensmittelspenden aus den Supermärkten einen Rückgang der Warenmenge um bis zu etwa 30 Prozent“, teilte die Hamburger Tafel auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.

Auch in Schleswig-Holstein wird beobachtet, dass die reine Anzahl der Spenden sinkt. So besteht bei der Tafel Kiel „ein Aufnahmestopp für Neukunden, da die Ware für weitere Abnehmer nicht ausreichen würde“, sagte Frank Hildebrandt, der Vorsitzende des Landesverbands der Tafel Hamburg/Schleswig-Holstein.

Lieferkettenoptimierung und Kommerzialisierung als Probleme

Gründe für den Rückgang der Spenden seien zum einen in der Lieferkettenoptimierung, zum anderen in der Kommerzialisierung von Restposten zu sehen. „Supermärkte können mittlerweile besser vorhersehen, was wirklich verkauft wird und was liegen bleiben würde“, hieß es bei der Hamburger Tafel. Frank Hildebrandt, der auch Vorsitzender der Tafel Kiel ist, sagte: „Es ist eine Folge zunehmender Digitalisierung im Handel, dass bedarfsgerechter produziert und geordert werden kann - es bleibt weniger übrig, das an noch verwertbaren Lebensmitteln abgegeben werden kann.“

Bei der Hilfsorganisation wird versucht, das Defizit bei Lebensmittelspenden aus Supermärkten auszugleichen, „indem wir unsere Spendenakquise auf die Lebensmittelindustrie, also die Hersteller und die größeren Logistiker, erweitert haben“, hieß es in der Mitteilung der Hamburger Tafel. „Durch die Spenden, die wir dort erhalten, konnten wir unser Angebot für die finanziell schwächer gestellten Menschen in Hamburg sogar leicht ausbauen und erhöhen.“

Hamburger Tafel erreicht 40.000 Menschen - Tendenz steigend

Weder in Hamburg noch in Schleswig-Holstein gibt es exakte Zahlen darüber, wie viele Lebensmittel im vergangenen Jahr ausgegeben worden sind. Die Hamburger Tafel verfügt über 30 große Standorte im Stadtgebiet nördlich der Elbe und arbeitet mit 65 Partnerorganisationen zusammen. Der Landesverband der Tafel Hamburg/Schleswig-Holstein hat insgesamt 61 Ausgabestellen. 

Deutschlandweit sind in diesem Jahr 265.000 Tonnen Lebensmittel „gerettet“ worden. „Runtergerechnet sind das 500 Kilogramm Lebensmittel pro Minute. Das entspricht beispielsweise 500 Kartons Milch, die pro Minute gerettet werden und die sonst im Müll landen würden“, teilte Tafel Deutschland mit. 

Von der Hamburger Tafel werden nach eigenen Angaben etwa 40.000 Menschen „mit unserer Unterstützung erreicht. Allerdings in unterschiedlichem Umfang. Das geht von der fertig gekochten Mahlzeit in einer Obdachlosenküche bis zu einem umfangreichen „Einkauf“ für eine mehrköpfige Familie.“ Die Tendenz sei steigend. Die Tafel Kiel unterstützt etwa 1.100 Haushalte. Frank Hildebrandt: „Zu Beginn des Monats, wenn es gerade Geld gegeben hat, gönnen sich viele von ihnen den „Luxus“, einmal im Monat „normal“ in einem Geschäft oder Supermarkt einzukaufen und nicht das nehmen zu müssen, was bei der Tafel gerade im Angebot ist.“

Für das neue Jahr wünscht sich der Chef der Tafel Kiel „wieder mehr Lebensmittel, die wir an unsere Kunden ausgeben können“. Die Hamburger Tafel kündigte an, im Jahr 2026 ihr Netzwerk zu erweitern und das Team zu vergrößern: „Hierfür kann man uns viel Glück wünschen, oder besser noch, uns direkt unterstützen.“