Panorama

Verbot? Wie Kids den Umgang mit sozialen Medien lernen

Australien verbietet bestimmte soziale Medien für alle unter 16 – doch Fachleute sind skeptisch. Doch auch wenn Verbote nicht das Richtige sein mögen: Handeln sollten Eltern trotzdem.

10.12.2025

Australien setzt mit einem Social-Media-Verbot für Unter-16-Jährige weltweit ein Zeichen: Die Debatte um Altersgrenzen gewinnt an Fahrt.Annette Riedl/dpa

Australien setzt mit einem Social-Media-Verbot für Unter-16-Jährige weltweit ein Zeichen: Die Debatte um Altersgrenzen gewinnt an Fahrt.Annette Riedl/dpa

© Annette Riedl/dpa

Australien hat als erstes Land der Welt ein Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren eingeführt – betroffen sind unter anderem Instagram, Tiktok und Snapchat. Kann das ein Vorbild für Eltern sein, auch wenn es hierzulande kein solches Verbot gibt?

Medienpädagogin Alia Pagin hält das für keine gute Idee. Stattdessen sollten Väter und Mütter ihren Nachwuchs im Aufwachsen mit Medien eng begleiten. Dass man mit 16 Jahren plötzlich medienmündig sei und auf einen Schlag diese ganzen Plattformen benutzen könne und wüsste, wie man dann Dinge richtig oder kritisch einordnen kann, sei falsch, sagt sie. Verbote könnten zudem auch immer umgangen werden.

„Im Grunde genommen geht es darum, Kinder und Jugendliche permanent in ihrem Medienkonsum zu unterstützen, zu begleiten, sich darüber auszutauschen“, so Pagin. Damit eben die Kinder auch in der Lage seien, irgendwann selbst Grenzen setzen zu können.

Hass, Hetze, Cybermobbing, Falschinformation, unrealistische Vorbilder und Schönheitsideale: Das sind alles Herausforderungen, die soziale Medien mit sich bringen. Doch bei der Nutzung geht es zugleich um Austausch, Nachrichten, Unterhaltung – und Zugehörigkeitsgefühl. Man tut also gut daran, zwar die Risiken zu kennen und zu benennen, aber nicht alles zu verteufeln.

Wo Eltern Orientierung finden

Was Alia Pagin Müttern und Vätern rät: 

  • Im Alltag medienpädagogische Angebote nutzen, um Dinge einzuordnen. „Ihr müsst nicht alles selber herausfinden“, sagt sie.
  • Plattformen wie die Initiative „Schau hin!“ etwa bieten online Orientierung und Ratschläge. „Klicksafe.de“ ist ein weiteres Angebot: Dort gibt es unter anderem konkrete Empfehlungen bezüglich Bildschirmzeiten für verschiedene Altersgruppen.

Wer die Smartphone-Nutzung des Nachwuchses im Blick behalten und steuern will, kann Tools wie Family Link (Android) oder Kindersicherung (iOS) nutzen – dort lassen sich auch Kinderschutzfilter und Sperren für Apps einrichten. Immer ratsam: Offen mit den Kindern über solche Einschränkungen sprechen.

Wichtig ist aber auch: Familien sollten bewusst medienfreie Räume und Situationen schaffen, rät Medienpädagogin Pagin. „Spätestens dann merken nämlich viele Erwachsene, dass sie vielleicht selber einen sehr exzessiven oder sogar belastenden Umgang mit Social Media haben.“ Denn das dürfen Eltern auch nie aus dem Blick verlieren: Dass sie Vorbildwirkung haben.

Welches Alter ist das Richtige? Keine pauschale Antwort

Richtlinien für die Nutzung von Smartphones und sozialen Medien zu geben, ist schwierig – auch, weil das vom Reifegrad des Kindes abhängt. Teilweise werden als Zahlen genannt: erstes Smartphone mit 11 bis 12 Jahren, eigenes Social-Media-Konto ab 16, mit Einverständnis der Eltern schon ab 13 Jahren.

In der Altersgruppe der 13- bis 15-Jährigen in Deutschland sind 92 Prozent bereits in sozialen Netzwerken aktiv, ergab eine Befragung des Branchenverbands Bitkom aus dem Sommer 2025. Mehr als jedes zweite Kind (55 Prozent) in diesem Alter hatte demnach sogar schon ein eigenes, nicht anonymisiertes Profil mit Namen oder Bildern. Befragt worden waren 1.004 Eltern mit Kindern bis 18 Jahren.