Panorama

Umweltpreis für Rostschutz-Unternehmen und Klimaforscherin

Wie hauchdünn kann eine Zink-Schicht zum Rostschutz sein? Und was haben trockene Böden mit Hitzewellen zu tun? Der Deutsche Umweltpreis zeichnet in diesem Jahr Forschung und Pionierarbeit dazu aus.

12.09.2025

Wissenschaftlicher Kampf dem Rost: Der verursacht allein in Deutschland einen volkswirtschaftlichen Schaden zwischen 100 und 150 Milliarden Euro pro Jahr. Kerstin Heemann/DBU/dpa

Wissenschaftlicher Kampf dem Rost: Der verursacht allein in Deutschland einen volkswirtschaftlichen Schaden zwischen 100 und 150 Milliarden Euro pro Jahr. Kerstin Heemann/DBU/dpa

© Kerstin Heemann/DBU/dpa

Neue Erkenntnisse zum Klimasystem der Erde und ein ressourcenschonendes Verzinkungsverfahren werden in diesem Jahr mit dem Deutschen Umweltpreis gewürdigt. Ausgezeichnet werden die Schweizer Klimaforscherin Sonia Isabelle Seneviratne (51) und das Geschäftsführungsduo Lars Baumgürtel (59) und Birgitt Bendiek (58) des Gelsenkirchener Stahlverzinkungsunternehmens Zinq, wie die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück mitteilte. Die Preisträger teilen sich den mit insgesamt 500.000 Euro dotierten Preis, der am 26. Oktober in Chemnitz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht wird.

Baumgürtel und Bendiek haben nach Angaben der Bundesstiftung mit ihrem Unternehmen ein Verzinkungsverfahren (Mikrozink) entwickelt und patentieren lassen, bei dem Ressourcen gespart werden. „Mikrozink ist mittelständische Pionierarbeit“, lobt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde laut Mitteilung.

Was hinter „Mikrozink“ steckt

Nach Angaben der Welt-Korrosions-Organisation und der Max-Planck-Gesellschaft verursacht Rost allein in Deutschland einen volkswirtschaftlichen Schaden zwischen 100 und 150 Milliarden Euro pro Jahr, der ohne Verzinkung oder andere Korrosionsschutzverfahren noch höher ausfallen würde. 

Denn ohne eine Zinkbeschichtung würden im Alltag viele Stahlbauwerke und Gegenstände wie etwa Maschinen, Fahrzeuge, Geländer oder Dachrinnen durch Kontakt mit Sauerstoff aus der Luft rosten. Für die Verzinkung werden Stahlteile in heiße Zink-Bäder getaucht, ummantelt und so vor Rost geschützt. Das Unternehmen Zinq setzt auf ein Verfahren mit viel dünneren Zink-Schichten. 

Bisher gelte beim Korrosionsschutz die Regel, mehr helfe mehr, sagt Zinq-Geschäftsführer Baumgürtel. „Wir benutzen mit unseren Oberflächen 80 Prozent weniger Material und schaffen damit eine Oberfläche, die nur ein Zehntel so dick ist wie ein menschliches Haar, aber ohne dass dies zulasten der Schutzwirkung geht.“ Außerdem wird weniger Energie benötigt.

Neben diesem ressourcenschonenden Verfahren soll mit dem Umweltpreis auch das zirkuläre Geschäftsmodell, also das Ziel einer Kreislaufwirtschaft, des Unternehmens gewürdigt werden. Das sei „inspirierendes Vorbild für eine rohstoffintensive Branche“, sagt DBU-Generalsekretär Bonde.

Wie trockene Böden und Hitzewellen zusammenhängen

Für neue Erkenntnisse zum Klimasystem und insbesondere dazu, wie sich Bodenfeuchte, Pflanzen und Atmosphäre gegenseitig beeinflussen, erhält Klimaforscherin Seneviratne den Deutschen Umweltpreis. Außerdem bringe Seneviratnes „herausragende Klimaschutzkommunikation“ den Klimaschutz voran, hebt die DBU hervor. Die Wissenschaftlerin ist Vizepräsidentin des Weltklimarats IPCC und Professorin an der ETH Zürich. 

„Mit wissenschaftlicher Beharrlichkeit hat sie ein Bewusstsein für entscheidende Faktoren der Erderwärmung geschaffen. Durch sie wissen wir, wie bedeutsam Bodenfeuchte als Schlüsselvariable des Klimasystems ist“, teilt Generalsekretär Bonde mit. Dank der Arbeit der Forscherin und ihres Teams würden globale Klimamodelle diese Einflussfaktoren deutlicher berücksichtigen.

Wie viel CO2 Pflanzen aufnehmen, hänge maßgeblich von der Bodenfeuchte ab, sagt Seneviratne. „Droht eine Pflanze zu verdursten, macht sie dicht, um die Feuchtigkeit zu halten.“ Dadurch komme aber auch die CO2-Aufnahme für die Photosynthese zum Erliegen. Bei Trockenheit verliere Vegetation daher ihre Leistung als CO2-Senke. 

Außerdem forschte die Klimawissenschaftlerin nach DBU-Angaben darüber, wie trockene Böden die Erde zusätzlich aufheizten und Hitzewellen verstärken können. Die Verdunstung verbrauche sehr viel Energie aus der Atmosphäre, erklärt Seneviratne. Fehle diese Verdunstung aber infolge trockener Böden, könne das dazu führen, dass Temperaturen in der Atmosphäre stark steigen. 

Das sei ein wenig wie beim menschlichen Körper. „Solange wir schwitzen haben wir einen Mechanismus, der den Körper eigentlich kühlt“, erklärt die Klimaforscherin. „Aber sobald wir nicht mehr schwitzen können, weil wir zu wenig getrunken haben, dann gibt es das Risiko von einem Hitzeschlag.“ 

Wie der Preis vergeben wird

DBU-Generalsekretär Bonde betonte, eine faktenbasierte Forschung und Kommunikation seien entscheidend bei der Bewältigung der Klimakrise. „Der Preis würdigt ganz bewusst die internationale Wissenschaft, insbesondere die Klima-Wissenschaft.“ Diese gerate medial und politisch zunehmend unter Druck – etwa durch Falschmeldungen und Verschwörungstheorien. 

Der Deutsche Umweltpreis wird jährlich von der DBU für entscheidende und vorbildliche Leistungen zum Schutz und Erhalt der Umwelt vergeben. Die Entscheidung für die Preisträger trifft das Kuratorium der DBU, nachdem ihr zuvor eine Jury eine Empfehlung für die Preisvergabe gegeben hat. Nach DBU-Angaben ist es eine der höchstdotierten Umweltauszeichnungen Europas.

Rostschutz-Forschung wird mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet.Kathrin Pohlmann/DBU/dpa

Rostschutz-Forschung wird mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet.Kathrin Pohlmann/DBU/dpa

© Kathrin Pohlmann/DBU/dpa

Der Deutsche Umweltpreis wird am 26. Oktober in Chemnitz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an die Preisträger überreicht. (Symbolbild) Georg Wendt/dpa

Der Deutsche Umweltpreis wird am 26. Oktober in Chemnitz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an die Preisträger überreicht. (Symbolbild) Georg Wendt/dpa

© Georg Wendt/dpa

Verzinken, und dabei Ressourcen schonen: der preiswürdige Ansatz der Forscher.Markus Große Ophoff/DBU/dpa

Verzinken, und dabei Ressourcen schonen: der preiswürdige Ansatz der Forscher.Markus Große Ophoff/DBU/dpa

© Markus Große Ophoff/DBU/dpa

Ohne Zinkbeschichtung würden im Alltag viele Stahlbauwerke und Gegenstände durch Kontakt mit Sauerstoff aus der Luft rosten.Markus Große Ophoff/DBU/dpa

Ohne Zinkbeschichtung würden im Alltag viele Stahlbauwerke und Gegenstände durch Kontakt mit Sauerstoff aus der Luft rosten.Markus Große Ophoff/DBU/dpa

© Markus Große Ophoff/DBU/dpa