Sogar den Wassertank leergepumpt - Polizei sucht Rebecca
Lange war es ruhig im Fall der vermissten Berlinerin Rebecca. Nun sucht die Polizei mit Bagger und Leichenspürhunden in der brandenburgischen Provinz nach Hinweisen. Das zieht auch Schaulustige an.

Die Polizei sucht weiterhin nach der vermissten Rebecca.Christophe Gateau/dpa
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Eine schwere Drohne kreist über dem Grundstück, ein Stromaggregat tuckert vor sich hin und mehrere Polizisten sind in dem kleinen Ort Herzberg im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree unterwegs. Rund 40 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt sucht die Polizei weiter nach Hinweisen zum Verschwinden der Jugendlichen Rebecca vor mehr als sechs Jahren.
Am Morgen des 18. Februar 2019 war die damals 15-jährige Rebecca im Stadtteil Britz im Berliner Bezirk Neukölln verschwunden. Nach Angaben der Familie und der Polizei hatte die 15-Jährige die Nacht im Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers verbracht. Seitdem wird sie vermisst. Die Ermittler vermuten schon länger, dass der heute 33 Jahre alte Schwager die Jugendliche getötet habe. Der Mann bestreitet das.
Zweites Grundstück durchsucht
Nachdem die Beamten am Montag das Grundstück der Großmutter des verdächtigen Schwagers in Tauche durchsucht hatten, verlagerte sich der Einsatz nun in das nahegelegene Herzberg. Beide Orte befinden sich südöstlich von Berlin. Mit einem Bodenradar wolle man den Boden in einer Tiefe von bis zu rund zwei Metern absuchen, sagte ein Sprecher der Polizei. Mit dem Radar könne man verschiedene Bodenbestandteile und mögliche Veränderungen in der Bodenstruktur erkennen.
Das am Dienstag durchsuchte Gelände ist etwa einen halben Hektar groß. Bis 2005 sollen die Großeltern des Hauptverdächtigen dort gelebt haben, wie der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Michael Petzold, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Der hauptverdächtige Schwager von Rebecca soll sich nach Angaben des Sprechers in dem Haus auf dem Grundstück in Herzberg ausgekannt haben.
Polizisten befragen Anwohner - Flyer verteilt
Ihre Vermutung formulieren die Beamten in einem Zeugenaufruf: Der Schwager soll das Mädchen getötet und anschließend „versteckt oder vergraben“ haben. Am Dienstag wurde deshalb auch ein Wassertank auf dem Grundstück abgepumpt. „Der war leer“, berichtete ein Sprecher der Polizei kurz darauf. Auch eine Schuttgrube wurde mit Hilfe eines Baggers untersucht.
Rund 50 Polizeibeamte der Berliner Polizei und des Bundeskriminalamtes waren im Einsatz. Einige der Kräfte liefen durch den Ort und befragten Menschen, ob sie etwas Auffälliges wahrgenommen hätten, das im Zusammenhang mit dem Fall stehen könnte. Für Anwohner, die nicht erreichbar waren, wurden Flyer zurückgelassen.
Mit dem Zeugenaufruf bat die Polizei die Einwohnerinnen und Einwohner des Ortes um Hilfe. Wer hat Beobachtungen gemacht, die auf ein Versteck beziehungsweise ein Vergraben des Leichnams von Rebecca hindeuten könnten? Konkret geht es auch um das Auto der Familie, einen pinkfarbenen Twingo. Die Polizei will wissen, wer den Wagen rund um den 18. Februar 2019 gesehen hat.
Zahlreiche selbsternannte Privatermittler
Das Dorf Herzberg unweit vom Scharmützelsee wirkte am Dienstag zunächst wie ausgestorben. Kaum ein Fußgänger war zu sehen, ab und an fuhr ein Auto vorbei, zwei Arbeiter sammelten frisch gefallenes Laub auf. Allerdings waren zahlreiche Journalisten und Kamerateams wegen der Suche nach Rebecca in den Ort gekommen.
Nach und nach dann trafen immer mehr Menschen ein. Streamer, selbst ernannte Privatermittler sowie Schaulustige beobachteten die Szenerie, gaben Interviews und machten Bilder. „Wir haben keine Handhabe dagegen“, sagte der Polizeisprecher. Die Beamten sehen die Ermittlungsanstrengungen einiger Privatpersonen kritisch.
Sie gehöre nicht zu den Journalisten, sagte eine Frau. Auch nicht zu den Bekannten oder Angehörigen. Sie beschäftige sich aber mit dem Fall und könne „einfach vieles daran nicht verstehen“. Eine Dorfbewohnerin berichtete, sie habe Angst. „Sonst ist hier nie etwas los.“ Ein anderer Anwohner sagte: „Tauche und Herzberg sind nun bundesweit bekannt.“
Am Nachmittag kamen weitere Schaulustige an. Da hatte die Polizei bereits ihre Ermittlungsarbeit vor Ort eingestellt. Der Polizeisprecher sagte: „Der Bodenradar ist wieder auf dem Weg zurück nach Wiesbaden.“