„Wir werden liefern“ - Frankfurts Großprojekte

Ein neuer Stadtteil und ein grüner Deckel über der Autobahn: Frankfurt plant Großes. Die Stadtverordneten haben in der letzten Sitzung des Jahres die Weichen gestellt für beide Projekte. „Das wird die Stadt auf das nächste Level bringen“, sagte Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) am Tag danach. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was genau ist geplant?

Projekt eins: die Einhausung

Auf 1.300 Metern Länge soll die A661 überbaut werden. Die Autobahn teilt an dieser Stelle die Stadteile Bornheim und Seckbach. Oben soll der Deckel begrünt werden und so den Günthersburgpark mit dem Huthpark verbinden. Beschlossen wurde die aufwändigste Variante: Bestehende Brücken und eine Lärmschutzgalerie werden dafür abgerissen und neu gebaut. 

Projekt zwei: der neue Stadtteil

Östlich der A5 sollen 6.800 Wohnungen für rund 17.000 Menschen und etwa 5.000 Arbeitsplätze entstehen. Auch fünf Schulen sind geplant. Die U7 soll verlängert werden und die S-Bahn neue Haltestellen bekommen. Das Projekt läuft jetzt unter dem Namen „Stadtteil der Quartiere“, weil es aus drei Teilquartieren besteht, die nacheinander gebaut werden sollen. 

Was wird das kosten?

Für die Einhausung werden allein die Baukosten auf 690 Millionen Euro geschätzt. Mit den anderen Posten ist man bei einer knappen Milliarde. Bisher gibt es laut Stadt keine Förderzusagen von Land, Bund oder Europa. Erst jetzt, wo der Beschluss vorliegt, könne man in die Gespräche gehen.

Für den neuen Stadtteil im Nordwesten werden die Gesamtkosten ebenfalls auf knapp eine Milliarde Euro geschätzt. Finanziert werden soll das unter anderem durch den Verkauf von Grundstücken im neuen Stadtteil. 

Wie lange wird das dauern?

Einhausung: Beschlossen ist bisher nur, dass ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet wird. Das allein wird bis Ende der 2020er Jahre dauern. Frühester Fertigstellungstermin ist nach derzeitiger Planung 2038. Vorher muss die A661 auf drei Spuren erweitert und der Riederwaldtunnel fertig sein. 

Stadtteil: Beschlossen wurde nur ein erster Schritt - eine „städtebauliche Entwicklungsmaßnahme“. Als Nächstes müssen Bebauungspläne erstellt und verabschiedet werden. Dann soll eine Entwicklungsgesellschaft gegründet werden. Danach folgen städtebauliche Wettbewerbe. Die Stadt hofft dennoch, dass es Ende dieses Jahrzehnts losgehen kann. 

Warum ist das alles nötig?

Die A661 verläuft mitten durch die Stadt. Sie unter die Erde zu verlegen, würde die Lebensqualität der Anwohner enorm erhöhen. Die Bürger bekämen mehr Grünflächen, was auch gut für Klima und gegen Überhitzung wäre. Bornheim und Seckbach würden zusammenwachsen. „Es wäre die Heilung einer Wunde“, sagen die Grünen. 

Frankfurt braucht dringend neuen Wohnraum. Die Einwohnerzahl der Metropole nimmt stetig zu. Aber die Stadt ist eine der flächenärmsten Großstädte Deutschlands. Vor allem braucht es bezahlbaren Wohnraum, daher soll in dem neuen Stadtteil 30 Prozent geförderter Wohnungsbau entstehen. 

Aber klappt das auch?

„Es wird verdammt viel Arbeit sein, das umzusetzen“, sagte Oberbürgermeister Mike Josef am Tag nach der Stadtverordnetenversammlung. Aber er versprach auch: „Wir werden liefern.“ Ja, es werde noch lange dauern, gibt die SPD zu: „Aber was man heute nicht anfängt, ist in 20 Jahren nicht da.“

Für beide Projekte gab es in der Stadtverordnetenversammlung eine große Mehrheit - obwohl die regierende Koalition aus SPD, Grünen und Volt keine Mehrheit mehr hat. Auch die FDP, die die Koalition verlassen hat, und die oppositionelle CDU stimmten für die beiden Großprojekte. „Die Stadt hat gezeigt, dass sie funktioniert“, sagt der OB.