Panorama

Neuneinhalb Jahre Haft nach Kindesmissbrauch in Brasilien

Er hat die junge Nichte seiner Partnerin in Brasilien über Jahre hinweg sexuell missbraucht. Jetzt fällte ein Münchner Gericht ein eindeutiges Urteil - und der Richter findet klare Worte.

14.11.2025

Ein 78-Jähriger hat wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs eine lange Haftstrafe bekommen. (Archivbild).Leonie Asendorpf/dpa

Ein 78-Jähriger hat wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs eine lange Haftstrafe bekommen. (Archivbild).Leonie Asendorpf/dpa

© Leonie Asendorpf/dpa

Wegen sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung eines Kindes in Brasilien hat das Landgericht München I einen 78-Jährigen zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Mann habe die Nichte seiner damaligen Partnerin erniedrigt und wie eine lebende Sexpuppe benutzt, bilanzierte die Strafkammer nach Angaben eines Gerichtssprechers. Sie sprach den Mann auch des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen in 22 Fällen sowie des Besitzes von kinderpornografischen Inhalten schuldig.

Dem Urteil zufolge hatte der Angeklagte, der im Tatzeitraum in Brasilien lebte, ab November 2019 das zunächst noch elfjährige brasilianische Mädchen in mindestens 22 Fällen massiv sexuell missbraucht und seine Taten jeweils auf Video aufgezeichnet. Weitere angeklagte Taten, die bis zum Alter von sechs Jahren des Mädchens zurückreichten, konnten nicht eindeutig nachgewiesen werden.

„Alter Deutscher, der im Amazonas kleines Mädchen missbraucht“

„Sie waren ein Abenteurer, als es diesen Begriff noch gegeben hat. Dokumentarfilmer, Forscher, Kosmopolit“, sagte der Richter zum Angeklagten. Er sei auch ein sorgender Vater und Partner gewesen. „Und jetzt, am Ende dieses erfüllten Lebens, verschwindet das alles im Nebel und was bleibt ist: Der alte Deutsche, der im Amazonasgebiet jahrelang ein kleines Mädchen missbraucht hat.“

Die Aufklärung des Falles sei einer Journalistin zu verdanken, hob Matthias Braumandl zudem hervor. Der Angeklagte, der dem psychiatrischen Gutachten zufolge nicht pädophil ist, hatte sich im Prozess mit den „Gepflogenheiten“ in Brasilien verteidigt, wo Kindesmissbrauch an der Tagesordnung sei. „Ich hab sie einfach nicht als Kind gesehen.“

Der Fall schlug auch hohe Wellen in den brasilianischen Medien. Dort wurde dem Mann vorgeworfen, seine Arbeit als Reiseveranstalter genutzt zu haben, um seinen Kunden bei Schiffstouren auf dem Amazonas und durch den Dschungel den Missbrauch von Minderjährigen zu ermöglichen. 

Mutter half dem Opfer nicht, sondern verlangte Geld

In dem Münchner Prozess ging es aber nur um die Nichte seiner damaligen Lebensgefährtin. Den jahrelangen Missbrauch des Kindes räumte der Angeklagte grundsätzlich ein. Das in schwierigsten sozialen Verhältnissen aufgewachsene Mädchen ist heute 17 Jahre alt. Es war dem Deutschen von seinem Bruder und seiner teils im Gefängnis sitzenden Mutter gegen Zahlung von Geld überlassen worden.

Die kaum zu beschreibenden Taten sind gut dokumentiert, weil der frühere Dokumentarfilmer viele von ihnen im Video festhielt - „weil ich die Nase voll hatte von den Pornos im Internet, weil da nichts dabei war, was mich angesprochen hat“, wie er zu Prozessbeginn sagte.

Der Angeklagte beklagte im Prozess zudem, mit einem Video von seinen Taten von der Familie erpresst worden zu sein. Das kommentierte der Richter lapidar: „Wenn man nicht erpresst werden möchte, empfiehlt es sich halt auch, keinen Sex mit Kindern zu haben.“ Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.