Mutmaßlicher Schütze zog Polizei-Dienstwaffe aus Holster
Vor knapp drei Wochen wird ein Polizist im Einsatz erschossen. Die Staatsanwaltschaft hat neue Ermittlungsergebnisse.

Noch gibt es offene Fragen zum Polizistenmord von Völklingen (Archivbild)Christian Schultz/dpa
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Vor den tödlichen Schüssen auf einen Polizisten in Völklingen soll nach neuen Ermittlungen der mutmaßliche Täter die Dienstwaffe eines anderen Polizisten aus dessen Holster gezogen haben. Die genauen Abläufe und Umstände, die dazu geführt hätten, seien weiter Gegenstand intensiver Ermittlungen, teilte die Staatsanwaltschaft Saarbrücken mit.
Bisher war unklar gewesen, wie der beschuldigte 18-Jährige an die Dienstwaffe eines Kommissaranwärters gekommen war, der bei dem Festnahme-Versuch des jungen Mannes am 21. August auch im Einsatz war.
Der 34 Jahre alte Polizeioberkommissar Simon Bohr war erschossen worden, als er mit Kollegen versuchte, den 18-Jährigen als mutmaßlichen Täter nach einem Tankstellenüberfall zu fassen. Die Anklagebehörde ermittelt unter anderem wegen Mordes.
Holster nicht einfach zu entriegeln
Nach Angaben des Saar-Innenministeriums haben die saarländischen Polizisten sogenannte Sicherheitsholster: Diese verfügten über zwei separate Sicherungen, „die einer unbefugten Wegnahme entgegenwirken“, teilte eine Sprecherin mit. Die Sicherungen könnten aufgrund ihrer Ausgestaltung „nicht ohne Weiteres von einem direkten Gegenüber entriegelt“ werden.
Die Dienstpistolen der Polizisten seien daher „in sofort gebrauchsfertigem Zustand“ und müssten nicht mehr manuell entsichert werden. Dies entspreche den Regelungen der „Technischen Richtlinie Pistole“ der Polizeien der Länder und des Bundes.
Die Staatsanwaltschaft teilte mit, noch sei unklar, wie viele Schüsse genau in welcher Reihenfolge auf den getöteten Polizisten abgegeben worden seien. Zuvor hatte es geheißen, der Polizist sei von sechs Schüssen getroffen worden. Bei einem zweiten Schusswechsel mit zur Verstärkung gerufenen Polizisten seien insgesamt 13 Schüsse von Polizeibeamten abgegeben worden.
Beschuldigter schweigt
Der Beschuldigte, der in einer Justizvollzugsanstalt in Untersuchungshaft sitze, hat sich laut Staatsanwaltschaft noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Es hätten sich keine Hinweise auf Alkohol oder Drogenkonsum ergeben. Auch Erkenntnisse über mögliche Kampfsport- oder Schusswaffenerfahrungen bei dem 18-Jährigen gebe es nicht.
Die umfangreichen Ermittlungen dauerten an, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Vor allem seien kriminaltechnische und ballistische Gutachten „zu erheblichen Teilen“ noch nicht fertig. Die Auswertung von Videomaterial aus privaten Quellen und die Vernehmung von Zeugen sei weitgehend abgeschlossen.