Panorama

Mord mit Insulin? Pfleger in Landshut vor Gericht

In einem Altenheim nahe Freising soll ein Pfleger Seniorinnen Medikamente verabreicht haben, um sie zu töten. Eine Frau starb. Jetzt steht der Mann in Landshut wegen Mordvorwurfs vor Gericht.

06.10.2025

Vor dem Landgericht Landshut ist ein Pfleger angeklagt. Er soll eine Seniorin ermordet haben.Malin Wunderlich/dpa

Vor dem Landgericht Landshut ist ein Pfleger angeklagt. Er soll eine Seniorin ermordet haben.Malin Wunderlich/dpa

© Malin Wunderlich/dpa

Mit der Gabe von Insulin soll ein Pfleger in einem Seniorenheim eine 90-Jährige getötet und versucht haben, zwei weitere Frauen zu töten. Diese beiden wurden von einem Notarzt gerettet. Nun wird dem Pfleger vor dem Landgericht Landshut der Prozess gemacht.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 36-Jährigen unter anderem Mord und gefährliche Körperverletzung vor. Der Angeklagte machte zunächst keine Angaben. Die Richter rätseln über das Motiv des Mannes. Laut Gutachter gebe es eine psychiatrische Vorgeschichte, sagte der Vorsitzende Richter. Diese könnte Einfluss auf die Tat gehabt haben.

Gegen den Medikationsplan gehandelt

Der Anklage nach war der Pfleger seit 2020 in der Einrichtung in Zolling (Landkreis Freising) beschäftigt, in der vor allem demenzkranke Menschen untergebracht sind. Die Fälle der Insulin-Gabe sollen sich zwischen April 2023 und Januar 2024 ereignet haben.

Die 90 Jahre alte und später gestorbene Seniorin sowie ein zweites 90 Jahre altes Opfer waren demnach nicht an Diabetes erkrankt, das 88 Jahre alte Opfer schon. Jedoch war bei ihr die Gabe von Insulin zum Tatzeitpunkt laut Behandlungsplan nicht vorgesehen.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wusste der Angeklagte aufgrund seiner Tätigkeit als Pfleger um die Folgen der Medikamentengaben. Er habe den drei hochbetagten Seniorinnen die Mittel wissentlich und willentlich injiziert, um diese zu töten.

Einer von ihnen habe auch im Krankenhaus nicht mehr geholfen werden können. Ihr soll der Mann zusätzlich zum Insulin auch das sedierende Medikament Lorazepam verabreicht haben. Ohne die Gabe von blutzuckersteigernden Mitteln durch den Notarzt wären auch die beiden anderen Frauen gestorben, heißt es in der Anklage.

Anklage: Patientin nicht behandelt, andere eingesperrt

Die Anklagebehörde erhebt weitere Vorwürfe gegen den Pfleger: Es geht um zwei Fälle aus dem August 2020 und dem Februar 2023, bei denen der Mann eine Frau trotz massiver Beschwerden nicht behandelt - die Frau starb wenig später - und eine weitere eingesperrt haben soll. Hier lauten die Vorwürfe vorsätzliche Körperverletzung durch Unterlassen und Freiheitsberaubung.

Für das Verfahren sind zunächst vier weitere Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte Mitte Oktober fallen.

Dem Angeklagten wird vorgeworfen, mehreren Patientinnen ohne Notwendigkeit Medikamente verabreicht zu haben.Malin Wunderlich/dpa

Dem Angeklagten wird vorgeworfen, mehreren Patientinnen ohne Notwendigkeit Medikamente verabreicht zu haben.Malin Wunderlich/dpa

© Malin Wunderlich/dpa