Panorama

Mehr als 100.000 Kraniche sind gerade in Deutschland

Kraniche sammeln sich derzeit in großer Zahl in Deutschland – doch wann starten sie ihre Reise gen Süden? Das Wetter spielt dabei eine entscheidende Rolle.

15.10.2025

Zurzeit gibt es mehr als 100.000 Kraniche im ganzen Land. (Archivbild)Frank Hammerschmidt/dpa

Zurzeit gibt es mehr als 100.000 Kraniche im ganzen Land. (Archivbild)Frank Hammerschmidt/dpa

© Frank Hammerschmidt/dpa

Die Temperaturen sinken und zahlreiche Kraniche ziehen wieder durchs Land. Anfang der Woche gab es den ersten großen Weiterzug der großen Vögel in Deutschland, wie ein Sprecher des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur sagte. Mehr als 20.000 der Tiere seien am Montag über Hessen in Richtung Frankreich geflogen. „Jetzt sind wir gespannt, wie es weitergeht“, sagte Sprecher Helge May. „Das hängt ein bisschen vom Wetter ab.“ 

Viele Kraniche sammeln sich aber auch noch an Rastplätzen im ganzen Land. Mehr als 100.000 Kraniche befinden sich demnach derzeit in Deutschland. Im Flug bilden die mehr als einen Meter großen Vögel - Fachname Grus grus - eine V-förmige Formation mit kräftigen, erfahrenen Tieren an der Spitze.

Zwei Hauptrouten

„Die meisten Zugmeldungen über Deutschland erhalten wir ab Ende Oktober und in den ersten beiden Novemberwochen“, sagte Günter Nowald, Leiter des Nabu-Erlebniszentrums Kranichwelten in Mecklenburg-Vorpommern. Eine genauere Prognose könne man nicht stellen. 

In Deutschland gibt es nach Nabu-Angaben zwei Hauptzugrouten, von denen einer durch Hessen und weiter über Rheinland-Pfalz und das Saarland nach Frankreich führt. Die andere führt von Niedersachsen durch Nordrhein-Westfalen. Insgesamt seien es schätzungsweise 400.000 der Tiere, die Stück für Stück über mehrere Wochen über ganz Deutschland fliegen. 

Die meisten Vögel treffen sich dann in der Champagne am Stausee Lac du Der-Chantecoq - laut Nabu dem größten Kranichrastplatz Frankreichs. Eine dritte, etwas schwächer beflogene Route, führe in Ost-West-Richtung durch den Süden von Bayern und Baden-Württemberg und münde größtenteils ebenfalls an dem französischen Stausee. Danach gehe es weiter gen Süden. „Das Hauptüberwinterungsgebiet ist dann die Extremadura in Spanien“, so Nowald.

Schätzungsweise 400.000 Kraniche fliegen laut Nabu über mehrere Wochen hinweg über ganz Deutschland. (Archivbild) Patrick Pleul/dpa

Schätzungsweise 400.000 Kraniche fliegen laut Nabu über mehrere Wochen hinweg über ganz Deutschland. (Archivbild) Patrick Pleul/dpa

© Patrick Pleul/dpa

Ideal: Rückenwind und Hochdruckgebiet

Wann die Tiere sich auf den Weg Richtung Süden machen, hängt unter anderem vom Wetter ab. An einer der vier großen Rastregionen, der Vorpommerschen Küste, wurden vor Kurzem an einem Wochenende rund 23.000 Kraniche gezählt, erklärte Nowald. Vor zwei Jahren seien es zur gleichen Zeit 60.000 gewesen. „Das lag und liegt vermutlich daran, dass wir sehr, sehr viele und starke Stürme aus südwestlichen Richtungen hatten“, so Nowald. Dann würden die Tiere aus Skandinavien entsprechend warten, um die Ostsee sicher überqueren zu können. Als der Wind nachließ, seien die Kraniche direkt an die Vorpommersche Küste gekommen.

„Als Massenzugtage gibt es wirklich die Tage, wenn Rückenwind für die Kraniche vorherrscht, gepaart mit einem Hochdruckgebiet“, erklärte er. Das sei dann unter anderem ein Zeichen für die Kraniche, weiterzuziehen. Ein weiterer Faktor sei die Verfügbarkeit von Nahrung in den Rastregionen, die jedes Jahr anders aussehe.

Und wann kommen die Kraniche zurück? 

Laut Nabu beginnt die Rückkehr nach Deutschland Mitte Januar/Anfang Februar. Das Zuggeschehen liege unter anderem durch den Klimawandel inzwischen rund zwei Wochen früher als vor 15 Jahren. Allerdings verzichten bedingt durch den Klimawandel immer mehr Kraniche auf den kräftezehrenden Weiterzug - und überwintern in Deutschland. Im vergangenen Winter seien es mindestens 10.000 Wintergäste gewesen, die nicht aus Deutschland weitergezogen sind, hieß es vom Nabu. „Das ist nur ein Bruchteil des Gesamtbestandes, doch der Anteil wächst.“