Wachsende Wirtschaft - trübe Aussichten bei Bevölkerung
Thüringen trotzt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten dem Bundestrend und legt beim Bruttoinlandsprodukt zu. Angesichts düsterer Bevölkerungsprognosen schlägt der zuständige Minister allerdings Alarm.
Thüringens Wirtschaft ist im laufenden Jahr gewachsen. (Archivbild)Michael Reichel/dpa-Zentralbild/dpa
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Thüringens Minister für Landesentwicklung ist mit guten und schlechten Nachrichten zur Vorstellung des Statistischen Jahrbuchs 2025 erschienen. Klar sei, dass die Wirtschaft im Freistaat in einer von wirtschaftlichen Unsicherheiten und geopolitischen Krisen geprägten Zeit trotzdem wachse, und zwar stärker als der Bund, sagte Georg Maier (SPD). Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Thüringen lag bei einem Plus von 0,6 Prozent.
Das sei „kein Anlass für Euphorie“, so Maier. „Aber die Zahl kann sich mehr als sehen lassen.“ Das bundesdeutsche BIP war nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im zweiten Quartal des Jahres um 0,1 Prozent geschrumpft, nachdem es zu Jahresbeginn im ersten Quartal noch um 0,3 Prozent gewachsen war. „Wir spielen im oberen Tabellenmittelfeld mit und befinden uns unter den ersten fünf bis sechs Bundesländern“, so Maier.
Thüringen profitiert von weniger Exportabhängigkeit
Profitiert habe der Freistaat vor allem davon, dass der Exportanteil in der Wirtschaft geringer sei als in anderen Bundesländern. Unter Umsatzrückgängen gelitten hätten vor allem stärker exportorientierte Branchen wie die Automobilzulieferer und der Maschinenbau, sagte Knut Demmler, Vizepräsident des Statistischen Landesamtes. Profitiert hätten hingegen etwa Branchen wie die Holzwirtschaft.
Über alle Branchen hinweg sind den Angaben zufolge die Umsätze um 1,3 Prozent gewachsen. Besonders „hoffnungsvoll“ stimme ein Zuwachs um 21 Prozent bei der Gründung von Unternehmen ab einer Größe von zwei Mitarbeitern. „Es ist eine Gründungsdynamik vorhanden in Thüringen, die das überkompensiert, was an Marktaustritten vorhanden ist“, so Maier.
Bevölkerungsrückgang ist Herausforderung auf Jahrzehnte
Deutlich trüber hingegen ist die Stimmung mit Blick auf die anhaltend schrumpfende Bevölkerung des Landes. Mit rund 14.600 Menschen hat Thüringen im vergangenen Jahr in etwa die Bevölkerung einer mittelgroßen Stadt verloren, rechnet der SPD-Politiker vor. Hauptgrund sei ein anhaltend hohes Geburtendefizit.
Statistisch sind pro Tag 32 Neu-Thüringer geboren worden, während 83 von ihnen gestorben sind. „Wir können diesen Verlust auch nicht durch Zuzüge kompensieren“, so Maier. Zwar bleibe der Wanderungssaldo positiv, aber er schrumpfe. 4.500 mehr Menschen sind demnach im vergangenen Jahr in den Freistaat gekommen, als ihn verlassen haben.
Der Trend werde anhalten und nach den mitunter von Schließung oder Kurzarbeit bedrohten Kitas auch die Schulen erreichen, deren Alltag aktuell noch von Lehrermangel geprägt ist. Hinzu kommen Herausforderungen durch eine immer älter werdende Bevölkerung. „Generationen von Politikerinnen und Politikern in Thüringen werden sich mit der Bevölkerungsentwicklung intensiv auseinandersetzen müssen“, prognostiziert der Entwicklungsminister. Insbesondere in den in Thüringen dominierenden dünn besiedelten ländlichen Räumen werde es eine Herausforderung bleiben, dauerhaft für gleichwertige Lebensbedingungen zu sorgen.