Panorama

Lachgas-Explosionen: Müllentsorger schlagen Alarm

Vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist Lachgas als Partydroge beliebt. Viele Kapseln landen im Restmüll. Dort gehören sie aber nicht hin. Welche Folgen das für die Müllentsorger hat.

24.09.2025

Bei der BSR landen täglich rund 125 Flaschen Lachgasflaschen.Mia Bucher/dpa

Bei der BSR landen täglich rund 125 Flaschen Lachgasflaschen.Mia Bucher/dpa

© Mia Bucher/dpa

Die zunehmende Verbreitung von Lachgas gefährdet nicht nur die Gesundheit - die Kapseln führen auch zu ernsthaften Problem bei der Müllentsorgung. Leere Flaschen gehören in die gelbe Tonne, Flaschen, die noch Gas enthalten, müssen als Sondermüll abgegeben werden, wie Martin Renner, Leiter der Thermischen Abfallbehandlung bei den Berliner Stadtreinigungsbetrieben, bei einer Pressekonferenz erklärte. Häufig landeten sie aber im Restmüll und damit in der Verbrennungsanlage. 

Lachgas ist als Partydroge beliebt

Vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist Distickstoffmonoxid (N2O) als Partydroge beliebt. Lachgas kann am Späti, an Automaten oder im Internet in Kartuschen gekauft werden und wird über Luftballons eingeatmet.

Seit 2023 nimmt die Zahl von Lachgasflaschen laut BSR zu. Täglich landen bei der BSR rund 125 Flaschen aus privatem Müll. Der Müll aus öffentlichen Papierkörben wird seit einiger Zeit aus Vorsicht nicht mehr in der Kesselanlage, sondern in einer mechanischen Anlage versorgt, die Müll schreddert und nicht verbrennt. 

Die Gasflaschen hätten kein Sicherheitsventil, sagte Renner. Dadurch baue sich ein enormer Druck auf, der zur Explosion führe. Er sprach von „bis zu 50 Explosionen in der Woche in der Kesselanlage“. Allein in diesem Jahr sei dadurch ein Schaden von rund 4 Millionen Euro entstanden. Dieses Jahr habe es deswegen schon sieben Ausfälle bei den Kesselanlagen gegeben. Außerdem gab es zwei Fälle, in denen Mitarbeiter Rauchgas eingeatmet haben. 

Entsorger fordern Pfandsystem und Kennzeichenpflicht

Probleme mit Lachgas gibt es nicht nur in Berlin, sagt Annika Belisle von der Interessengemeinschaft der thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland, die 92 Anlagen in Deutschland vertritt. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) davon habe bei einer Umfrage im Jahr 2024 angegeben, mehr Explosionen zu verzeichnen. Nicht immer könne geklärt werden, ob die Explosion von einer Lachgasflasche ausgelöst wurde.

Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, um den Erwerb und Besitz von Lachgas für Minderjährige zu verbieten. Die Müllentsorger fordern zusätzlich ein Pfandsystem, damit weniger Flaschen im Müll landen. Außerdem brauche es eine Kennzeichenpflicht auf den Flaschen, die über die korrekte Entsorgung informiert.

„Es ist viel zu leicht erhältlich“, kritisiert Marc Pestotnik, Referent der Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin. Das Suchtpotenzial sei verhältnismäßig gering, allerdings gebe es hohe Risiken. Sie reichten von Ohnmacht bis zu Nervenschädigungen. „Die Anrufe in Giftnotrufzentralen sind international angestiegen.“