Heidelberg sucht Parksünder mit Scan-Auto - Parkdruck wächst
Die Menschen im Südwesten haben immer mehr Autos - der Druck bei der Parkplatzsuche wächst. Nun startet Heidelberg als Teil eines Pilotprojektes mit einem Scan-Auto auf der Suche nach Parksündern.

Heidelberg setzt als eine der ersten Kommunen bundesweit auf ein Scan-Auto im Kampf gegen Parksünder.Bernd Weißbrod/dpa
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Das kleine weiße Fahrzeug fährt langsam an Reihen von geparkten Autos vorbei - und kontrolliert mit Kameras und moderner Technik jedes Parkticket in der Heidelberger Bahnstadt. Bis zu 1.000 Fahrzeuge kann das Scan-Auto laut Verkehrsministerium in der Stunde überprüfen. Der Entwickler der Technik spricht sogar von bis zu 1.500 Autos. Zum Vergleich: Ein Mitarbeiter des kommunalen Ordnungsdienstes schafft laut Ministerium zu Fuß nur etwa 50 Fahrzeuge.
Heidelberg setzt ab sofort als eine der ersten Kommunen bundesweit auf ein eben solches Scan-Auto im Kampf gegen Parksünder. Der Wagen soll laut Stadtverwaltung in zwei Bezirken der rund 155.000-Einwohner-Stadt in Baden-Württemberg eingesetzt werden. Dabei soll er neben digitalen Parkscheinen auch Anwohnerparkausweise überprüfen. Zunächst geht es um einen Testbetrieb, Parksünder erhalten vorerst keine Knöllchen.
Kontroverses Thema
„Das ist ein superkontroverses Thema, gerade hier in der Bahnstadt“, sagte eine 42-jährige Anwohnerin. Sie verwies auf die Gefahren des Verkehrs etwa für Kinder, gleichzeitig aber auch auf die Kosten fürs Parken. Parktickets müssten rund um die Uhr gelöst werden, sieben Tage die Woche. Dabei gilt der Tageshöchstsatz von 15 Euro bereits nach zwei Stunden, wie ein Sprecher der Stadt bestätigte.
Baden-Württemberg hat nach Angaben des Verkehrsministeriums in Stuttgart als erstes Bundesland eine rechtliche Grundlage für den Einsatz solcher Fahrzeuge geschaffen. Als Teil eines Pilotprojekts ist nun Heidelberg die erste Kommune im Südwesten, in der ein solches Auto in der Stadt zum Einsatz kommt.
Ministerium will Verkehrsüberwachung effizienter machen
Ziel des Projekts ist es laut Ministerium, die Verkehrsüberwachung effizienter zu machen – und die Straßen sicherer. „Falsch geparkte Fahrzeuge sorgen regelmäßig für gefährliche Situationen im Straßenverkehr“, sagte die Staatssekretärin im Verkehrsministerium, Elke Zimmer, in Heidelberg. Wenn Autos Fuß- und Radwege versperrten, müssten Menschen auf die Fahrbahn ausweichen oder Umwege nehmen.
Im Südwesten wächst der Pkw-Bestand laut Ministerium dabei konstant. Seit dem Jahr 2010 habe er um 19 Prozent zugenommen - während gleichzeitig die Bevölkerung im selben Zeitraum nur um vier Prozent gewachsen sei.
Kennzeichen werden in maximal zwei Sekunden überprüft
Das Scan-Auto hat laut Ministerium auf dem Dach Kameras installiert, mit denen es im Vorbeifahren die Nummernschilder von parkenden Autos erfassen könne. Die Kennzeichen werden dann mit einer Datenbank abgeglichen. Kontrollen mit dem Scan-Auto funktionieren allerdings nur dort, wo die Parkberechtigungen digital erfasst sind, wie es vom Ministerium heißt.
Das Fahrzeug selbst sei dabei austauschbar, so der Hersteller der Scan-Technik, die DCX Innovations GmbH. Es brauche lediglich die Rückbank, um dort die Rechner zu installieren und eine Belastbarkeit des Daches von rund 40 Kilogramm, sagte Geschäftsführer Andreas Fleischmann. Jedes Kennzeichen werde innerhalb von maximal zwei Sekunden überprüft und bei korrektem Parken wieder gelöscht. Bei falsch geparkten Fahrzeugen werden wie bei regulären Kontrollen Fotos an die Verwaltung gesendet.
„Nie gab es mehr Fahrzeuge als heute“
Der Städtetag bewertet den Einsatz von Scan-Autos positiv. „Nie gab es mehr Fahrzeuge als heute und auch die Maße der Fahrzeuge sind größer als je zuvor“, sagte ein Sprecher. Dagegen nehme die Zahl der öffentlichen Parkplätze ab. Die Städte reagierten darauf auch mit einem Angebot für bestimmte Gruppen, wie Anwohnerparken. Dies sei positiv zu bewerten. Die Scan-Autos würden mit zu einer gerechten Nutzung des öffentlichen Parkraums beitragen. Zudem sei das Interesse an digitaler Parkraumüberwachung angesichts des Personalmangels in den Städten „sehr groß“.
Auch der ADAC verweist auf einen zunehmenden Parkdruck vor allem in Großstädten. „Ob Scancars in der Breite eine Lösung für die fehlenden Parkplätze sind, ist allerdings fraglich“, sagte ein Sprecher des Verkehrsclubs. „Denn auch die beste Überwachung schafft keinen zusätzlichen Parkraum. Hier liegt es an den Kommunen ein lokal schlüssiges Parkraumkonzept zu entwickeln.“

Das Land Baden-Württemberg und Heidelberg erhoffen sich von der Technik effizientere Kontrollen und mehr Verkehrssicherheit.Bernd Weißbrod/dpa
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Das Scan-Auto hat auf dem Dach Kameras installiert, die im Vorbeifahren die Nummernschilder von parkenden Autos erfassen können. Bernd Weißbrod/dpa
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In Heidelberg sollen ertappte Parksünder allerdings zunächst kein Knöllchen bekommen – es geht der Stadt vorerst um die Akzeptanz des Scan-Autos.Bernd Weißbrod/dpa
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