Demente Frau erwürgt - Ehemann wegen Totschlags vor Gericht
Der 83-Jährige pflegt alleine seine schwer kranke Frau - dann soll er sie laut Staatsanwaltschaft im Herbst 2022 getötet haben. Was sagt der Angeklagte beim Prozessauftakt?
Im Landgericht hat ein Prozess gegen einen alten Mann wegen mutmaßlichen Totschlags begonnen. (Symbolbild)Arne Dedert/dpa
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Ein 83-Jähriger hat in einem Prozess am Frankfurter Landgericht zugegeben, seine demenzkranke Ehefrau erwürgt zu haben. „Es gab nie ein böses Wort, ich habe sie geliebt“, beschrieb er beim Prozessauftakt vor dem Schwurgericht sein Verhältnis zu seiner Ehefrau. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Totschlag vor. Im September 2022 soll er die 86-Jährige in der gemeinsamen Wohnung in Frankfurt getötet haben.
Die beiden waren über 40 Jahre lang verheiratet. Die Frau brachte einen Sohn mit in die Ehe, den er adoptierte. Wegen einer Krankheit wurde der Sohn pflegebedürftig und wurde von den Eltern bis zu seinem Tod im Jahr 2015 gepflegt. Spätestens 2018 wurde die Frau dann laut Anklage dement. Bei ihrer Einstufung in eine Pflegestufe wurde vermerkt, dass sie nur noch wenig selbstständig erledigen könne und räumlich nicht mehr orientiert sei.
Unruhe und Attacken
Ihr Mann kümmerte sich alleine um seine stark pflegebedürftige Frau. „Es ging bis zu dem letzten Tag prima“, sagte der gebürtige Frankfurter. Er habe gerne geholfen, es sei für ihn keine Arbeit gewesen. Erst auf Nachfrage berichtete er von seinen Mühen. So habe er die Frau jede Nacht mehrfach zur Toilette gebracht und daher unter Schlafmangel gelitten. Tagsüber sei sie „wie ein Leopard in einem engen Zoo“ ständig in der Wohnung herumgelaufen. Mehrfach sei sie getürmt und in den Wochen vor der Tat habe sie ihn einige Male attackiert.
Am Morgen des 28. September 2022 habe sie ihn beim Gang zur Toilette mit fratzenhaft verzerrtem Gesicht mit den Worten „Lass‘ das“ angefahren und ihm die Fingernägel in den Unterarm gerammt. „Das war nicht mehr mein Schatz“, so der Angeklagte. An die folgenden Minuten fehle ihm die Erinnerung. Weinend erzählte der Mann, er sei wieder zu sich gekommen, als es still gewesen sei. „Entschuldigung, Entschuldigung, was habe ich gemacht“, habe er gesagt. Dann habe er eine Familienangehörige sowie schließlich die Polizei angerufen und gesagt, dass er wohl seine Frau getötet habe.
Urteil im Dezember?
Wegen seines Alters kam der Angeklagte nicht in Untersuchungshaft. Er lebt immer noch in der ehelichen Wohnung. Nach der bisherigen Planung der Schwurgerichtskammer könnte Mitte Dezember ein Urteil gegen ihn verkündet werden.