Panorama

Coupé mit Passion: Honda bringt den Prelude zurück

NS-X, S2000, Type R: Die Honda-Historie ist voller leidenschaftlicher Autos. Doch zuletzt hat bei den Japanern ein wenig die Langeweile regiert. Mit dem Comeback des Prelude wollen sie das ändern.

18.11.2025

Ein neuer Morgen bricht am - zum Brausen? Mit dem Honda Prelude gelingt zumindest das auf eine klassische Art - ohne aber von Gestern zu sein.Manuel Portugal/Honda/dpa-tmn

Ein neuer Morgen bricht am - zum Brausen? Mit dem Honda Prelude gelingt zumindest das auf eine klassische Art - ohne aber von Gestern zu sein.Manuel Portugal/Honda/dpa-tmn

© Manuel Portugal/Honda/dpa-tmn

Ein japanischer Klassiker feiert sein Comeback. Denn nach 25 Jahren Pause bringt Honda den Prelude zurück. Als knackig kompaktes Coupé auf Basis des Civic mit langer Haube, flachem Dach und tiefem Heck soll er im neuen Jahr zu Preisen ab 49.500 Euro starten und endlich wieder ein bisschen Kampfgeist, Lust und Leidenschaft in die Kompaktklasse bringen. Und zwar nicht politisch korrekt rein elektrisch, sondern mit einem Verbrenner.

Auf dem Papier ein zahnloser Tiger

Zugegeben, so ganz ohne elektrische Komponente geht es natürlich auch bei Honda nicht mehr. Schließlich müssen auch die Japaner ihren CO2-Ausstoß kontrollieren, und außerdem haben wir uns doch so langsam an den E-Boost beim Anfahren gewöhnt.

Aber statt allein auf Akkus zu setzen, kommt der Prelude Nummer 6 zumindest als Hybrid – und wirkt damit auf dem Papier wie ein zahnloser Tiger. Denn mehr als 135 kW/184 PS und 315 Newtonmeter hat die Kombination aus einem 2,0 Liter großen Vierzylinder und zwei E-Maschinen nicht zu bieten. In jedem besseren Golf Diesel lacht man darüber nur.

Anderseits verbraucht der Prelude dafür nur 5,2 Liter (CO2-Ausstoß: 107 g/km) und lacht über alle anderen Sportwagen. Und zumindest auf kurzen Strecken kann er damit immerhin auch rein elektrisch fahren.

Auf der Straße fährt er die Krallen aus

Doch so lauwarm der Prelude in der Theorie erscheinen mag, so heiß wird einem beim Fahren, denn auf der Straße fährt das Coupé die Krallen aus und fletscht die Zähne. Weil man mit dem Allerwertesten fast am Asphalt schabt, der Zweitürer mit 4,52 Meter Länge und 2,60 Meter Radstand kurz und knackig ist und weil er gerade mal 1.500 Kilo wiegt, verschlingt er die Kurven geradezu.

Dazu noch das wunderbar stramme Fahrwerk aus dem seligen Civic Type R, bissige Bremsen von Brembo und vor allem das neue „S+“-Shift-Getriebe - fertig ist ein Breitensportler mit Grinse-Garantie.

Denn während uns die stufenlose Schaltung sonst gehörig auf die Nerven geht mit ihrem zähen Gummiband-Effekt, sind hier Drehzahlsprünge und Gangwechsel programmiert, untermalt von kleinen Stößen Zwischengas. Es gibt acht virtuelle Gänge, die auch manuell via Paddles am Lenkrad „geschaltet“ werden können. Das sorgt für ein klassisches Sportwagengefühl – und Sound.

Selige Erinnerungen und viel Emotion

Das wirkt authentisch und motiviert zu immer sportlicherer Fahrweise, für die man am besten auch beim Fahrwerk ins Sport-Profil wechselt. Selbst wenn man dann jede Bodenwelle bis in die Haarspitzen fühlt. Aber dafür hat man dann eben auch ein perfektes Gefühl für die Fahrbahn.

Die direkte Lenkung, die mit kleinem Einschlag eine große Wirkung erzielt, dass von der E-Maschine wirkungsvoll gestopfte Turboloch des sparsamen Benziners und die emotionale Soundkulisse lassen das Herz hüpfen - etwa so wie weiland bei der ersten Fahrt in einem Golf GTI, in einem frühen Toyota Celica, einem Nissan Z oder eben im Civic Type R.

Auf der Autobahn mag der Prelude mit seinem Spitzentempo von 188 km/h heutzutage zwar abgeschlagen hinterherfahren. Und beim Ampelspurt sieht er mit 8,2 Sekunden von null auf 100 km/h auch nicht gerade gut aus für einen Sportwagen. Aber auf der Landstraße macht den Japaner keiner etwas vor und man denkt selig zurück an die Zeiten, als Nippon-Coupés noch die coolsten Autos unter den Kompakten waren.

Enttäuschung im Innenraum

So viel Mühe sie sich bei Antrieb und Abstimmung gegeben haben, so viel Luft gibt es noch im Innenraum. Ja, die Sitze bieten viel Seitenhalt, das Lenkrad liegt gut in der Hand und den Knopf für ihr simuliertes Getriebe haben sie hübsch inszeniert. Aber ansonsten sind es nicht viel mehr als ein paar Schriftzüge, die den Unterschied zum behördengrauen Einerlei des Civic ausmachen.

Und gemessen am Preis ist die Ausstattung eher mager. Doch hat Honda zumindest dafür eine gute Ausrede: Selbstverständlichkeiten wie die elektrische Heckklappe oder die Servomotoren für die Sitze fehlen nicht wegen des Geldes, sondern wegen des Gewichts, argumentieren die Entwickler.

Wenn sie das ernst meinen, hätten sie allerdings auch gleich die Rückbank rauswerfen können. Denn während der Kofferraum mit seinen 264 Litern durchaus alltagstauglich ist, kann dort nun wirklich niemand sitzen. Selbst Kindergartenkinder werden Mühe haben, ihre Füße irgendwie in den kleinen Schlitz zwischen Rückbank und Vordersitz zu quetschen.

Fazit: Emotionale Ausnahme in Einerlei

Nein, im Auto-Quartett ist der Prelude sicher kein Spitzentrumpf. Dafür bräuchte Honda schon einen neuen NSX. Doch bringen die Japaner mit dem Comeback des Coupés tatsächlich mal wieder einen halbwegs bezahlbaren Sportwagen für die breite Masse und damit eine emotionale Ausnahme im Einerlei der Kompaktklasse.

Statt über zu wenig Leistung zu klagen oder die zu geringe Geschwindigkeit, sollten Petrolheads Honda dafür dankbar sein. Schließlich sind sie damit schon mal einen Schritt weiter als Mazda, Nissan oder Mitsubishi.

Datenblatt: Honda Prelude 
 

 

 

 

 

Kriegt er die Kurve? Aber ja, gern noch ein paar mehr davon - sich durch die Lande schlängelnde Straßen können zum natürlichen Habitat des Honda Prelude gezählt werden. Manuel Portugal/Honda/dpa-tmn

Kriegt er die Kurve? Aber ja, gern noch ein paar mehr davon - sich durch die Lande schlängelnde Straßen können zum natürlichen Habitat des Honda Prelude gezählt werden. Manuel Portugal/Honda/dpa-tmn

© Manuel Portugal/Honda/dpa-tmn

Modernes Kraftwerk mit moderater Leistung: Der Verbrenner wird von zwei E-Motoren unterstützt und kommt auf insgesamt 135 kW/184 PS. Manuel Portugal/Honda/dpa-tmn

Modernes Kraftwerk mit moderater Leistung: Der Verbrenner wird von zwei E-Motoren unterstützt und kommt auf insgesamt 135 kW/184 PS. Manuel Portugal/Honda/dpa-tmn

© Manuel Portugal/Honda/dpa-tmn

Eher nüchterne Angelegenheit: Das Cockpit des neuen Prelude sammelt nicht so viele Pluspunkte wie der Rest.Honda/dpa-tmn

Eher nüchterne Angelegenheit: Das Cockpit des neuen Prelude sammelt nicht so viele Pluspunkte wie der Rest.Honda/dpa-tmn

© Honda/dpa-tmn

Press the Button: Mit dem S+-Shift-Getriebe zaubert Honda virtuelle Schaltsufen und sorgt für Sportwagenflair. Honda/dpa-tmn

Press the Button: Mit dem S+-Shift-Getriebe zaubert Honda virtuelle Schaltsufen und sorgt für Sportwagenflair. Honda/dpa-tmn

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Erinnern Sie sich noch an den ersten, kantigen Prelude? Die Neuauflage ist dagegen schon fast ein Kurvenstar.Manuel Portugal/Honda/dpa-tmn

Erinnern Sie sich noch an den ersten, kantigen Prelude? Die Neuauflage ist dagegen schon fast ein Kurvenstar.Manuel Portugal/Honda/dpa-tmn

© Manuel Portugal/Honda/dpa-tmn