Panorama

Brandstiftung im Krankenhaus - Mordprozess gegen 73-Jährigen

Mitten in der Nacht zündet ein Patient sein Krankenhausbett an. Drei Menschen sterben. Die Staatsanwaltschaft bewertet die Tat als Mord, geht aber davon aus, dass der Mann schuldunfähig ist.

21.11.2025

Gegen den mutmaßlichen Brandstifter soll am 27. November ein Prozess beginnen, bei dem ihm die dauerhafte Unterbringung in einer Psychiatrie droht. (Archivbild)Steven Hutchings/dpa

Gegen den mutmaßlichen Brandstifter soll am 27. November ein Prozess beginnen, bei dem ihm die dauerhafte Unterbringung in einer Psychiatrie droht. (Archivbild)Steven Hutchings/dpa

© Steven Hutchings/dpa

Sechs Monate nach einem Brand im Hamburger Marienkrankenhaus mit drei Toten beginnt vor dem Landgericht ein Prozess gegen einen damaligen Patienten. Der Mann soll in seinem Krankenhauszimmer sein Kopfkissen mit einem Feuerzeug angezündet und so den folgenschweren Brand verursacht haben.  

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 73-Jährigen besonders schwere Brandstiftung mit Todesfolge und Mord in drei Fällen vor, wie eine Sprecherin mitteilte. Die Behörde geht davon aus, dass der Patient bei der Tat schuldunfähig war. 

Der 73-Jährige war nach dem Brand in der Nacht zum 1. Juni festgenommen und vorläufig in einer psychiatrischen Klinik untergebracht worden. In dem sogenannten Sicherungsverfahren soll es nun darum gehen, ob der Mann auf Dauer in der Psychiatrie bleiben muss. Der Prozess soll am kommenden Donnerstag (27.) vor einem Schwurgericht beginnen und möglicherweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt werden.

Gesamte geriatrische Station durch Rauch beschädigt

Den Angaben zufolge brannte das Zimmer des Mannes im Erdgeschoss des Krankenhauses im Stadtteil Hohenfelde vollständig aus. Der Rauch beschädigte die gesamte geriatrische Station und weitere Zimmer in dem Gebäude. Drei Patienten - nach früheren Angaben im Alter von 84, 85 und 87 Jahren - starben an einer Kohlenmonoxidvergiftung. 

Pflegekräfte und Feuerwehrleute konnten einen Zimmernachbarn und weitere Patienten retten. Zwei Pflegerinnen und ein anderer Patient erlitten zum Teil schwere Inhalationstraumata. Eine der verletzten Krankenschwestern bekam außerdem einen Herzinfarkt, ebenso ein Security-Mitarbeiter. Bei weiteren Patienten seien leichtere Symptome sowie psychische Belastungsstörungen aufgetreten. 

220 Retter über Stunden im Einsatz

Die Feuerwehr hatte die Flammen nach 20 Minuten gelöscht. Sie hatte seinerzeit mitgeteilt, dass drei Patienten gestorben und 34 Menschen verletzt worden seien, einer von ihnen lebensgefährlich. Rund 220 Mitarbeiter von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Technischem Hilfswerk waren an jenem Sonntagmorgen über Stunden im Einsatz.

Zunächst war vermutet worden, dass noch eine weitere Patientin durch den Rauch umkam. Eine rechtsmedizinische Untersuchung ergab jedoch keine Hinweise auf eine Rauchgasvergiftung und somit keine Anhaltspunkte auf einen Zusammenhang mit dem Brand, wie die Staatsanwaltschaft Mitte Juni mitgeteilt hatte. Die 72-Jährige war in dem Gebäude oberhalb des Brandortes untergebracht gewesen und am Tag des Feuers gestorben.

Das katholische Marienkrankenhaus ist eine der größten Kliniken Hamburgs. Es hat nach eigenen Angaben rund 600 Betten und behandelt jedes Jahr etwa 93.000 Patienten. Das Krankenhaus ist auf die Versorgung älterer Menschen spezialisiert.