Bayerns Polizei fahndet nach Sprachtest-Betrügern
In sozialen Netzwerken kann man gefälschte Sprachzertifikate kaufen. Damit sollen die Hürden von Einbürgerungsverfahren umgangen werden. Die Ermittlungen führten bereits zu Festnahmen.

Erfolgreich absolvierte Sprachtests werden nicht nur für die Einbürgerung verlangt, sondern in vielen Fällen auch für den Familiennachzug. (Symbolbild)Uli Deck/dpa
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Die bayerische Polizei ermittelt derzeit gegen den illegalen Handel mit gefälschten Sprachzertifikaten für Einbürgerungs- und Aufenthaltsverfahren. „Wir nehmen das sehr ernst. Deshalb wird dieses Thema aktuell in den polizeilichen Gremien bundesweit behandelt. Wir setzen alles daran, kriminelle Netzwerke aufzudecken und die Täter zu stoppen“, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) der Deutschen Presse-Agentur in München. Es gebe bundesweit Fälle, bei denen Menschen Sprachtests für andere machen – ohne dass diese Deutsch sprechen – oder sogar gefälschte Zertifikate ausgestellt werden.
Laut einer Recherche von „Stern“ und RTL verlangen die Betrüger für die vermeintlichen Zertifikate, die etwa bei einer Einbürgerung verlangt werden, zwischen 750 Euro und 2.700 Euro. Die Polizei ermittelt deshalb aktuell in mehreren Bundesländern. Die gefälschten Sprachzertifikate werden über soziale Medien beworben und vertrieben.
Polizei ermittelt und sensibilisiert Einbürgerungsbehörden
„Die bayerische Polizei führt bereits konkrete Ermittlungen, um diese Betrugsmaschen zu zerschlagen. Um die Ermittlungen nicht zu gefährden, können wir dazu momentan keine weiteren Details nennen“, betonte Herrmann. Zudem würden die Beschäftigten bei Polizei und Einbürgerungsämtern über die Betrugsmasche informiert. Das Bundesinnenministerium empfahl den Behörden persönliche Gespräche mit Einbürgerungswilligen. Dabei seien Fälschungen gut zu erkennen.
Zahlen zur landesweiten Häufigkeit der Betrugsmasche gab es zunächst keine – jedoch teilte die Stadt München mit, dass die Servicestelle für Zuwanderung und Einbürgerung (SZE) im Kreisverwaltungsreferat (KVR) alleine im laufenden Jahr bereits mehr als 70 Fälle von gefälschten Sprachzertifikaten zur Anzeige gebracht habe.
Festnahmen in München
Nach Angaben der Münchner Polizei waren in dem Kontext bereits Anfang August zwei Männer mit Wohnsitz in Berlin in München festgenommen worden, ihnen wird der bandenmäßige Urkundenfälschung vorgeworfen. Gegen den 28-Jährigen und den 25-Jährigen wurde Haftbefehl erlassen - im Zuge der Ermittlungen seien verschiedene Beweismittel - etwa Bargeld und Dokumente - sichergestellt worden. Auch in Hamburg hatte die Polizei bereits einen Verdächtigen festgenommen.
Wer eingebürgert werden will, muss in der Regel selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen. Außerdem gilt es auf dem Weg zum deutschen Pass zwei Hürden zu überwinden: den Einbürgerung- und auch den Sprachtest.