Panorama

30-Jähriger wegen Plattform „Crimenetwork“ vor Gericht

Drogen, gefälschte Ausweise, ausgespähte Kontodaten: Das alles war auf „Crimenetwork“ verfügbar. Die Plattform ist seit Dezember abgeschaltet - nun befasst sich das Landgericht Gießen mit dem Fall.

05.11.2025

Nach der Abschaltung der kriminellen Internet-Handelsplattform „Crimenetwork“ hat vor dem Landgericht Gießen ein Prozess gegen einen 30-Jährigen begonnen, der als Administrator die Plattform betrieben haben soll. (Archivbild)Christian Lademann/dpa

Nach der Abschaltung der kriminellen Internet-Handelsplattform „Crimenetwork“ hat vor dem Landgericht Gießen ein Prozess gegen einen 30-Jährigen begonnen, der als Administrator die Plattform betrieben haben soll. (Archivbild)Christian Lademann/dpa

© Christian Lademann/dpa

Im Gießener Landgericht hat der Prozess gegen einen der mutmaßlichen Betreiber der Internet-Handelsplattform „Crimenetwork“ begonnen. „Es ist für uns der Prozess des Jahres“, sagte der Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internet- und Computerkriminalität (ZIT), Benjamin Krause, am Rande der Verhandlung. Der 30-Jährige sei den Ermittlungen zufolge einer der wesentlichen Täter und für die Plattform technisch verantwortlich gewesen. Bei „Crimenetwork“ habe es sich um den größten deutschsprachigen Online-Marktplatz für illegale Waren und Dienstleistungen gehandelt. 

Zum Auftakt äußerte sich der Angeklagte nicht zu den Vorwürfen, sein Rechtsanwalt kündigte jedoch für den nächsten Verhandlungstermin „eine umfangreiche Einlassung“ an. Sein Mandant habe sich bereits im Ermittlungsverfahren in weiten Teilen geständig gezeigt. 

Forum und Verkauf

Angeklagt ist der Mann, der einen Wohnsitz in Rockenberg südlich von Gießen angemeldet hatte, wegen gewerbs- und bandenmäßigen Drogenhandels. Zuletzt waren auf der Plattform laut Generalstaatsanwaltschaft mehr als 102.000 Nutzer registriert und über 100 professionelle Verkäufer angemeldet gewesen. Es habe sich dabei um ein Online-Forum mit Verkaufsbereich gehandelt, dominiert habe der Handel mit Drogen wie Kokain, Crystal Meth und Heroin. 

Aber auch rechtswidrig erlangte Daten etwa von ausgespähten Kreditkarten oder kriminelle Dienstleistungen wie das Erstellen gefälschter Ausweise und Geldwäsche seien angeboten worden. Die Verkäufer konnten auf der Plattform Werbebanner schalten. „Viele kriminelle Karrieren haben auf dieser Plattform begonnen“, erklärte Krause. Neulingen sei der Einstieg in die Kriminalität dort sehr einfach gemacht worden, indem in den Foren entsprechende Tipps, etwa zum Vorgehen bei Betrügereien, gegeben worden seien. Im Dezember 2024 hatten das Bundeskriminalamt (BKA) und die ZIT die Plattform abgeschaltet. 

Millionen-Euro-Umsatz

Der Angeklagte sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Er soll von 2018 bis Dezember 2024 als technischer Administrator agiert haben und dabei arbeitsteilig mit anderen, gesondert verfolgten Beschuldigten vorgegangen sein. Während dieser Zeit sollen über „Crimenetwork“ Umsätze von umgerechnet knapp 100 Millionen Euro erzielt worden sein. Für den Prozess sind zunächst Verhandlungstage bis Ende Januar geplant. 

Die ZIT wurde vor 15 Jahren gegründet, sie gehört zur Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt.